Romana Gold Band 11
erst bereit, sich tausend Ausflüchte anzuhören.
„Fahr zu deiner Mutter“, riet sie. „Edinburgh ist zu jeder Jahreszeit ein Erlebnis. Denk nur an die vielen Geschäfte.“
Lorna musste gegen ihren Willen lachen. „Meiner Garderobe würde es sicher gut tun, obwohl ich mir eigentlich nichts leisten kann. Trotzdem …“ Ihr Gesicht hellte sich plötzlich auf. „Ich könnte eure Hochzeit zum Vorwand nehmen und mir ein neues Kleid besorgen. Und natürlich euer Hochzeitsgeschenk.“
„Dann fährst du also? Wann?“
Lorna nickte. „Sobald ich hier alles geregelt und Mum erreicht habe.“
„Du bist dünn geworden“, stellte Mrs Morrison schonungslos fest, sobald Lorna ihren Mantel ausgezogen hatte. „Und ich finde nicht, dass es dir steht. Isst du auch genug?“
Lorna umarmte ihre Mutter. „Keine Angst, ich sorge ausreichend für mich. Aber manchmal ist einfach zu viel zu tun.“ Sie lachte. „Ich führe nicht gerade ein beschauliches Dasein als Faulenzerin.“
„Hmm.“ Mrs Morrison war nicht ganz überzeugt, aber sollte Lorna ihr vielleicht auch noch von den schlaflosen Nächten erzählen, die noch schlimmer geworden waren, seit sie Jane ihre Liebe zu Martin gestanden hatte? Sollte sie zugeben, wie verzweifelt sie sich nach ihm sehnte, wenn nicht übergroße Erschöpfung alle anderen Gefühle in ihr ausschaltete?
Glücklicherweise wechselte ihre Mutter das Thema, sodass die Gefahr fürs Erste gebannt war.
„Wie geht es Jan und Jane?“, fragte sie. „Und all meinen anderen Freunden?“ Sie griff nach ihrem Strickzeug und sah Lorna nicht an. „Ich sollte wirklich einmal hinüberfahren, um sie alle zu besuchen, aber in meinem Alter schiebt man so etwas immer wieder auf.“
„So alt bist du noch nicht“, protestierte Lorna. „Und zu der Hochzeit musst du ohnehin kommen. Da gilt keine Entschuldigung.“ Sie schwieg eine Weile, ehe sie hinzusetzte: „Das kam ziemlich überraschend – für uns alle.“
Mrs Morrison sah auf. Lorna sah mit leerem Blick in den Kamin und spielte dabei mit ihrem Zopf – seit ihrer Kindheit ein Anzeichen dafür, dass irgendetwas sie stark beschäftigte oder bedrückte.
„Eine äußerst passende Verbindung“, erklärte Mrs Morrison entschieden, „und ein ideales Paar. Jane hat viel durchgemacht und braucht jemanden wie Jan, der freundlich und zuverlässig ist. Jemanden, auf den sie sich stützen kann.“
Lorna nickte, ihre Augen glänzten verräterisch, was Mrs Morrison nicht entging.
Ob es das ist? dachte ihre Mutter. Das würde manches erklären. Sie setzte sich neben Lorna und zog sie tröstend an sich. „Hast du darum die dunklen Ringe unter den Augen, mein Kind? Weil du in Jan verliebt warst?“
Lorna senkte den Kopf und spielte mit der Borte des Sofakissens. „Ach, Mum, ich habe mich so lächerlich gemacht. Für mich war es immer klar, dass Jan mich eines Tages heiraten würde, und bei der letzten Landwirtschaftsschau … Er wollte etwas von mir wissen – ob Jane ihn liebe, wie sich später herausstellte –, aber ich hielt es für einen Heiratsantrag und …“
Sie kam nicht weiter, aber ihre Mutter spürte, dass noch nicht alles gesagt war, und wartete geduldig, bis sich Lorna genug gefasst hatte, um alles zu beichten, was an jenem unheilvollen Tag, der ihr Leben so drastisch verändert hatte, geschehen war.
„Ich wusste, dass du Jan gern hattest“, sagte Mrs Morrison mitfühlend, „aber dass du ihn geliebt hast … All die Jahre habe ich nichts gemerkt.“
Lorna machte sich aus den Armen ihrer Mutter frei. „Du konntest nichts merken, weil es nicht stimmte.“
„Aber dann … verstehe ich dich nicht, mein Kind.“
Lorna schüttelte traurig den Kopf. „Ich verstand mich selbst nicht, Mum. Ich dachte, ich würde Jan lieben … nein, das ist nicht wahr.“ Sie überlegte. „Ich liebe ihn immer noch, aber nicht so, wie Jane und er sich lieben. Es tat sehr weh, das plötzlich zu erkennen.“
Lorna verstummte wieder, und ihre Mutter entschied, dass sie vorerst genug Beichte gehört hatte. Sie stand auf und ergriff Lornas Hand.
„Komm, Liebes, hilf mir, das Abendessen zuzubereiten. Ich bin so froh, dass du hier bist – in letzter Zeit sehe ich dich immer seltener. Denkst du noch immer nicht daran, Glenmore fest zu vermieten und nach Edinburgh zu ziehen?“
Lorna lachte. „Oh Mum, du gibst wohl niemals auf? Ich habe dir doch gesagt, dass ich dort gut für mich sorge.“
„Woran denkst du?“
„Entschuldige, Mum, ich war
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