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Romana Gold Band 11

Romana Gold Band 11

Titel: Romana Gold Band 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: CATHERINE O'CONNOR Helena Dawson Anne Mather
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später tauchte Merle wieder auf – sie hatte sich in ein flauschiges weißes Handtuch gewickelt und sah sehr hübsch aus. Ihr Gesicht war zart und fein geschnitten. Die großen dunklen Augen ließen sie unschuldig und zerbrechlich wirken, doch ihr Blick war bestimmt. Eine feuchte Haarsträhne ringelte sich auf ihrer Stirn.
    „Ich habe dir etwas zum Anziehen herausgesucht. Gib mir deine Sachen, damit ich sie waschen kann“, befahl Jamsey. Sie ging mit ihr hinunter in die Küche. „Hier, nimm von dem Eintopf. Ich habe ihn vorhin gekocht“, sagte sie.
    Merle aß schnell und schweigend und hob dabei kaum den Kopf. Schließlich wischte sie sich den Mund am Ärmel ab und seufzte zufrieden. „Genau das habe ich jetzt gebraucht.“ Sie lehnte sich zurück, und Jamsey lächelte.
    „Möchtest du noch einen Apfel oder Käse?“, fragte sie.
    „Nein, vielen Dank“, antwortete Merle und erwiderte das Lächeln dankbar.
    „Woher kommst du?“ Jamsey wollte mehr von ihr erfahren.
    „Ich bin aus dem Internat weggelaufen. Sie haben mich dort schrecklich behandelt“, sagte Merle schluchzend. Jamsey sprang auf und legte beschützend den Arm um Merles zuckende Schultern. „Bitte, bitte, schicke mich nicht dorthin zurück“, sagte sie mit kläglicher Stimme. Jamsey fühlte einen Stich im Herzen, denn sie erinnerte sich an ihre eigene unglückliche Kindheit. Sie zog Merle noch dichter an sich, bis die Tränen versiegt waren.
    „So, nun beruhig dich. Erzähl mir mehr“, forderte sie Merle auf.
    „Ich bin hergekommen, weil wir früher oft unsere Ferien hier verbracht haben. Normalerweise ist um diese Jahreszeit niemand im Haus, und ich dachte, ein paar Tage hier bleiben zu können.“
    „Dann hast du also die Fensterscheibe zerbrochen?“, fragte Jamsey ungehalten.
    „Ja, ich wollte ins Haus. Ich hatte ja keine Ahnung, dass jemand hier war. Dann ging plötzlich das Licht an, und du öffnetest die Tür. Ich war zu Tode erschrocken.“ Merle lächelte – ihre Zähne waren weiß und ebenmäßig.
    „Das ging mir genauso.“ Jamsey musste über die Dreistigkeit des Mädchens lachen, obwohl sie beunruhigt war. Die Familie und die Lehrer machten sich sicher schon große Sorgen. Als hätte sie Jamseys Gedanken gelesen, begann Merle plötzlich, über ihre Familie zu erzählen.
    „Weißt du, meine Mutter ist tot, und für meinen Vater war ich immer nur eine Last – er ist viel zu beschäftigt, um sich um mich zu kümmern“, erklärte sie. „Kann ich bei dir bleiben, nur bis er nächstes Wochenende von einer Reise zurückkommt?“, bat sie. Jamsey hob zweifelnd die Augenbrauen.
    „Aber ich muss doch sicher jemandem Bescheid geben.“
    „Ich habe bereits in der Schule angerufen und gesagt, dass ich bei meiner Tante wohne“, erwiderte Merle schnell.
    „Und sie haben dir geglaubt?“, fragte Jamsey neugierig. Merles Stimme hörte sich plötzlich ganz anders an.
    „Ich freue mich ja so, meine junge Nichte für ein paar Tage bei mir zu haben“, sagte sie heiser und klang sehr überzeugend. Jamsey lachte. Sie fühlte sich so einsam, und Merle war genau die richtige Gesellschaft für einige Tage.
    „Na gut, aber ich werde wohl besser Mr Stewart sagen, dass ich einen Gast habe“, sagte Jamsey und fragte sich, wie er wohl reagieren würde. Als Merle diesen Namen hörte, wurde sie blass und riss ängstlich die Augen auf. Sie sprang auf.
    „Bitte nicht, er darf es nicht wissen“, bat sie flehentlich.
    „Also gut, ich werde ihm nichts sagen. Sicher hat er nichts dagegen“, sagte Jamsey beruhigend, als sie die Angst in Merles Stimme hörte. „Kennst du ihn?“, wollte sie dann wissen.
    „Oh ja. Er verliert leicht die Geduld und kann furchtbar wütend werden. Ich denke, er sollte besser nichts von mir erfahren. Er würde mich sicher in die Schule zurückschicken, denn er ist ja so altmodisch“, sagte Merle ernst.
    Jamsey nickte. Das ist typisch für ihn. Seine ganze Einstellung gehört in ein früheres Zeitalter, dachte sie und erinnerte sich an seine Auffassung von Familienehre. Ein Schauder überlief sie, als sie an seine wütend funkelnden Augen dachte.
    „Gefällt er dir – er war doch heute hier, stimmt’s?“, fragte Merle und sah sie belustigt an. Jamsey errötete und runzelte die Stirn.
    „Natürlich nicht. Ehrlich gesagt habe ich noch nie einen so eingebildeten Mann getroffen“, antwortete Jamsey. Merle brach in fröhliches Gelächter aus, und Jamsey musste unwillkürlich mitlachen. Die nächsten Stunden

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