Romana Gold Band 11
Der Wind hatte den Vorhang herausgezogen und peitschte ihn gegen die Hausmauer. Der Stoff war tropfnass.
„Meine Papiere!“, schrie Jamsey. Sie wartete nicht ab, bis Ron anhielt, sondern riss die Tür auf und sprang aus dem Wagen. Während sie zum Haus rannte, hörte sie Ron hinter sich leise fluchen, aber sie war jetzt zu beschäftigt, um ihm Beachtung zu schenken. Sie öffnete die Tür und lief ins Haus.
Es war eine Katastrophe – die Papiere waren überall verstreut, einige zerrissen, andere völlig durchweicht. Die Stunden, die Jamsey damit verbracht hatte, sie zu sortieren, waren umsonst gewesen. Sie stöhnte, als ihr bewusst wurde, dass sie nun wieder ganz am Anfang stand, und ließ resigniert die Schultern sinken.
„Das ist ja ein schönes Durcheinander“, sagte Ron langsam, nachdem er sich umgesehen hatte.
„Gut beobachtet, Mr Stewart“, fuhr Jamsey ihn an. Sie war enttäuscht, und sie wusste, er weidete sich daran.
„Alles muss neu geordnet werden. Ist es das wert?“, fragte Ron, ohne auf ihren scharfen Ton einzugehen.
„Mir schon – ich möchte die Wahrheit wissen“, erwiderte Jamsey. Sie kniete auf dem Boden nieder und begann schweren Herzens, die Dokumente einzusammeln.
Eine Zeit lang sah er ihr schweigend zu. „Die Wahrheit ist vielleicht nicht so angenehm, wie Sie glauben“, sagte er kühl.
Jamsey sprang auf und wandte sich um. „Denken Sie daran, Mr Stewart – es könnte auch sein, dass Sie klein beigeben müssen. Da das für Sie wohl das erste Mal wäre, wäre die Wahrheit sicher unangenehm.“
Er verzog den Mund zu einem humorlosen Lächeln, seine Augen funkelten. Jamsey beobachtete gebannt, wie er langsam die Hand hob. Sanft strich er ihr mit einem Finger über die Wange. „Ihre Loyalität würde für Sie sprechen, wenn sie hier nicht am falschen Platz wäre“, spottete er leise und drohend. Jamsey überlief unwillkürlich ein Schauder. Rons Verhalten hatte etwas Bedrohliches, das sie ängstigte.
„Das bleibt abzuwarten. Ich weiß noch nicht viel über meine Vorfahren, aber ganz offensichtlich waren die McDonalds und die Stewarts nicht gerade die besten Freunde“, bemerkte sie. Der Gedanke, dass sich diese Fehde nun anscheinend fortsetzte, ließ sie lächeln.
Rons Miene verfinsterte sich, und er hob die Augenbrauen. „Für Sie mag das lange her sein – das ist nicht verwunderlich, da Sie aus einem so jungen Land kommen. Die Leute aus Dunkelly leben jedoch seit Generationen hier, und die Schande, die die McDonalds über uns gebracht haben, wird man nie verzeihen“, betonte er und strich sich die blonde Mähne aus der Stirn.
„Welche Schande – weshalb erklärte man uns für schuldig?“
„Vergessen Sie es! Es tut nicht gut, die Vergangenheit auszugraben. Einige Dinge sollte man besser ruhen lassen“, sagte Ron und sah sie böse an.
„Was auch immer geschehen sein mag, ich glaube, dass wir unschuldig sind, und ich werde es beweisen“, antwortete Jamsey. Ihre Augen funkelten vor Zorn, und eine leichte Röte überzog ihre hohen Wangenknochen.
Ron warf ihr einen verächtlichen Blick zu und hob die breiten Schultern, als würde er das ganze Unternehmen für Zeitverschwendung halten. „Wenn ich mich recht erinnere, habe ich Sie doch gebeten, Ihren Namen nicht zu nennen, nicht wahr? Haben Sie das schon wieder vergessen?“
„Sie haben nicht gebeten, sondern befohlen“, erinnerte Jamsey schroff.
Ron hob spöttisch die Augenbrauen. „Dann wäre es klüger gewesen, Sie hätten auf mich gehört – in Ihrem eigenen Interesse“, antwortete er langsam.
„In meinem Interesse!“, fuhr Jamsey ihn zornig an. „Ich schäme mich nicht für meine Vorfahren – ich bin stolz darauf, eine McDonald zu sein.“
Ron zuckte gleichgültig die Schultern und sah Jamsey durchdringend an. „Hochmut, meine Liebe, kommt immer vor dem Fall“, erwiderte er und lachte kehlig.
„Dann, Mr Stewart, sollten Sie sich schon auf einen harten Fall gefasst machen“, gab Jamsey wütend zurück.
Ron funkelte sie gefährlich an und kam langsam näher. Jamsey fühlte Furcht in sich aufsteigen, rührte sich aber nicht von der Stelle.
„Ich habe Ihnen bereits erklärt, dass die Leute hier Ihre Anwesenheit nicht schätzen. Es wäre vernünftiger gewesen, wenn Sie Ihren Namen nicht genannt hätten“, erwiderte er, die Augen zusammengekniffen.
„Die meisten Leute wissen schon, dass ich hier bin, und nach dem Aufruhr heute Morgen wird auch der Rest es sicher bald erfahren“,
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