Romana Gold Band 11
auszuweichen, stieß sie mit dem Rücken gegen die Tür.
„Darüber möchte ich nicht sprechen“, sagte sie kurz angebunden. Je näher er ihr kam, desto stärker beschleunigte sich ihr Herzschlag.
„Ganz gleich, ob wir darüber reden oder nicht, es ist geschehen. Wir können diese Tatsache nicht verleugnen. Am besten sollten wir diesen unglückseligen Zwischenfall vergessen“, erwiderte er grimmig und ging zurück zum Schreibtisch. Jamsey seufzte leise – solange sie sich in diesem Haus befand, musste sie sich von ihm fernhalten.
„Das war alles“, sagte Ron kurz angebunden und setzte sich wieder. Wie einen Dienstboten will er mich wegschicken, dachte sie wütend.
„Nein, ich habe noch etwas zu sagen! Sara erschien eines Abends bei mir und klopfte an die Tür. Ich hatte keine Ahnung, wer sie war. Sie erzählte mir eine überzeugende Geschichte, und ich nahm sie auf. Inzwischen habe ich sie besser kennengelernt – vielleicht ist ihr Wunsch, Schauspielerin zu werden, eine ihrer verrückten Ideen, aber ich denke, du solltest anfangen, Sara ernst zu nehmen. Sie ist kein Kind mehr, vergiss das nicht.“
Ron sah sie erstaunt an, dann kniff er die Augen zusammen. Er war es nicht gewohnt, Ratschläge entgegenzunehmen.
„Ich soll sie ernst nehmen, wenn sie Schauspielerin werden möchte?“, fragte er belustigt.
„Einen Traum zu haben, ehrgeizig zu sein ist nichts, worüber man sich lustig macht“, entgegnete sie zornig. Ein Ausdruck des Schmerzes huschte über sein Gesicht, doch nach wenigen Sekunden war seine Miene wieder undurchdringlich.
„Wie kannst du es wagen, mir Ratschläge über meine Schwester zu geben?“, wies er sie kühl zurecht. Jamsey ließ sich von seinem bösen Blick jedoch nicht einschüchtern – sie dachte jetzt nur an Sara. Nur zu gut wusste sie, was es bedeutete, sich einsam zu fühlen und Träume und Hoffnungen zu haben, die sich nicht erfüllten. Sie hatte sich nach einer kinderreichen Ehe mit Ted gesehnt, aber er hatte alles zerstört. Ron schien Saras Wünsche genauso gedankenlos abzuweisen, wie Ted es bei ihr getan hatte. Sind denn alle Männer gleich? dachte sie bitter.
„Jemand muss es dir einmal sagen – sie wird bald alt genug sein, um von hier wegzugehen, und dann wirst du sie nie wieder sehen“, fuhr sie ihn an.
„Und woher weißt du das so genau? Ich kenne die moderne Erziehungsmethode, jeder Laune eines Kindes nachzugeben, aber ich halte mehr von Disziplin“, erwiderte er spöttisch.
„Du solltest mittlerweile bemerkt haben, dass das nicht wirkt. Was denkst du, warum sie auf so vielen Schulen war?“ Er zuckte gleichmütig die Schultern.
„Das wirst du mir sicher gleich erklären.“
„Sie sehnt sich nach Aufmerksamkeit und Liebe – von dir“, stellte sie triumphierend fest. Ron blickte sie plötzlich interessiert an.
„Natürlich. Sie hat als Kind beide Eltern verloren und sich danach sehr an mich geklammert. Nur zu ihrem eigenen Wohl habe ich sie dann auf ein Internat geschickt. Außerdem muss sie lernen, dass einige Methoden, meine Aufmerksamkeit zu erlangen, mich nur wütend machen. Du denkst, ich würde sie nicht verstehen oder sie nicht gern haben.“
„Ich wusste ja nicht …“, begann Jamsey verlegen und errötete. Offensichtlich hatte sie ihn wieder falsch eingeschätzt. „Aber Sara ist …“ Sie suchte verzweifelt nach dem richtigen Wort, aber ihr fiel absolut nichts ein.
„Ich kenne Sara sehr gut, das musst du mir glauben. Du bist überzeugend für sie eingetreten, und dafür danke ich dir.“ Rons Stimme klang plötzlich warm und gefühlvoll. Jamseys Herz schlug schneller, als sie bemerkte, dass er es ernst meinte. „Lass uns vor dem Abendessen etwas trinken – und lass Sara meine Sorge sein“, fügte er hinzu. Mit einer geschmeidigen Bewegung sprang er auf und kam auf Jamsey zu. Dann nahm er ihren Arm und führte sie zur Tür.
Jamsey lächelte ihn an, und ein leichter Schauer überlief sie. In Abendkleidung und gut gelaunt sah er ganz anders aus. Als er ihre Hand nahm, spürte sie ein erregendes Prickeln. Fühlte er auch wie sie? So stark hatte sie noch nie auf einen Mann reagiert, und die Anschuldigung, sie sei gefühlskalt, erwies sich nun als völlig falsch. Seit dem Ereignis am See wusste sie, dass sie sich dem richtigen Mann zuwenden konnte. Sie schluckte nervös. Sie durfte Ron nicht näherkommen – nicht, bis sie den Namen ihrer Familie reingewaschen hatte. In diesem Moment blickte er sie an, und in seinen Augen
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