Romana Gold Band 11
hinauf. Dabei warf sie einen kurzen Blick in Richtung von Rons Arbeitszimmer, doch die Tür war fest verschlossen.
Als sie im Bett lag, fühlte sie sich plötzlich sehr einsam. Ihre Gedanken wirbelten durcheinander, und sie sehnte sich nach der kleinen Stadt, in der sie lebte. Es war eine Gemeinde mit nur knapp dreitausend Einwohnern. Sie dachte an die heiße Sonne und die freundlichen Menschen dort. Da sie nicht nur im Postamt, sondern auch in dem kleinen Restaurant arbeitete, kannte sie fast jeden. Mit einem Lächeln auf den Lippen schlief sie schließlich ein.
Erst kurz nach fünf Uhr erwachte sie wieder. Sie hatte großartig geschlafen. Es musste an der frischen Luft oder an diesem großen, herrlich bequemen Bett liegen. Schnell ließ sie sich ein Bad ein und genoss es, sich in das duftende heiße Wasser sinken zu lassen. Sie schloss die Augen und seufzte dann, als sie an Ron dachte. Hoffentlich war er mittlerweile besserer Stimmung. Nachdem sie aus der Wanne gestiegen war, durchsuchte sie ihre Kleidungsstücke. Sie hatte nur ein einfach geschnittenes Kleid mitgebracht. Eigentlich hatte sie es nicht kaufen wollen, aber die Verkäuferin hatte sie beschworen, dass es wie für sie gemacht wäre. Und es stimmte: Der jadegrüne Stoff betonte die Farbe ihrer Augen und passte hervorragend zu ihrem Haar. Der runde Ausschnitt brachte die helle Tönung ihrer zarten Haut zur Geltung, und die schmale Form zeigte ihre schlanke Figur auf vorteilhafte Weise.
Jamsey drehte sich langsam vor dem Spiegel und zupfte das Kleid zurecht. Dann bürstete sie ihr Haar, bis es in weichen Wellen über die Schultern fiel. Sie benutzte selten Make-up, weil sie fand, dass es ihr nicht stand. Plötzlich klopfte es an der Tür, und Jamsey zuckte unwillkürlich zusammen.
„Herein“, rief sie und versuchte, selbstbewusst zu klingen.
„Ich bin es nur.“ Sara lächelte, als sie zur Tür hereinschaute. „Du siehst bezaubernd aus – warte nur, bis Ron dich sieht!“
Jamsey lächelte langsam – auf keinen Fall sollte er glauben, sie wolle ihn verführen.
„Ich wollte dich nur daran erinnern, dass du ein gutes Wort für mich einlegst. Geh doch bitte hinunter, und versuch, ihn zu beschwichtigen.“
Jamsey runzelte die Stirn. Sie bezweifelte, dass sie Ron in bessere Stimmung versetzen konnte. Wahrscheinlich würde sie ihn eher noch wütender machen.
„Nein, Sara. Zuerst musst du ihm erklären, dass ich nicht wusste, wer du bist. Sonst wird er sicher nicht auf mich hören“, sagte sie mit fester Stimme.
Sara nickte zögernd. „Du hast wohl recht. Ich gehe jetzt zu ihm – aber bitte komm bald nach, und rette mich.“
„So schlimm wird es nicht werden“, erwiderte Jamsey, doch als sie an seine eiskalten Augen und die steinerne Miene dachte, schauderte sie unwillkürlich. Sara sah sie zweifelnd an und ging nach unten.
Die nächsten zehn Minuten lief Jamsey unruhig auf und ab. Sie hörte keine Stimmen aus dem Arbeitszimmer, doch das lag sicher an der soliden Bauweise des Hauses. Hier könnte ein Mord geschehen, und die dicken Wände würden jeden Laut verschlucken, dachte sie finster. Sofort versuchte sie, solche Gedanken zu verdrängen – es lag wohl an der Dämmerung und dem Wind, der ums Haus heulte, dass alles ein wenig bedrohlich wirkte. Als sie schließlich die Treppe hinunterlief, hatte sie das Gefühl, dass die Leute auf den vielen Porträts an den Wänden sie mit den Blicken verfolgten. Sie glaubte fast, ihre Missbilligung einer McDonald gegenüber zu spüren, und war erleichtert, als sie die hell erleuchtete Eingangshalle erreichte.
Durch das warme Licht und die vielen bunten Blumen erschien der Raum trotz der Größe freundlich und gemütlich. Jamsey ging leise zur Tür des Arbeitszimmers. Sie konnte nicht verstehen, was gesprochen wurde, aber Rons Stimme klang kalt und bedrohlich. Sara schwieg und gab nur hin und wieder einsilbig Antwort. Nervös ging Jamsey auf und ab. Sollte sie hineingehen? Gerade als sie sich ein Herz fasste und die Hand hob, um zu klopfen, öffnete Ron die Tür und sah Jamsey durchdringend an. In der legeren Kleidung, die er üblicherweise trug, wirkte er sehr attraktiv, doch in der Abendkleidung sah er überwältigend aus. Der schwarze Anzug saß perfekt, und das weiße eng anliegende Hemd betonte seine muskulöse Brust. Gegen den Türrahmen gelehnt, wirkte er noch größer. Jede seiner Muskeln schien angespannt, und trotz seiner förmlichen Kleidung strahlte er etwas Wildes, Gefährliches
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