Romana Gold Band 11
dass es auch eine andere Seite an dieser Geschichte gab.
„Du bist sehr ruhig heute Abend“, stellte er kühl fest. „Nicht so begeistert wie Sam“, fügte er spöttisch hinzu und betrachtete sie interessiert.
„Oh doch, aber es ist noch ein langer Weg, bis ich einen Zusammenhang zwischen den Stewarts und dem Verschwinden von Duncan und dem Hochzeitsschmuck beweisen kann.“
Rons Miene verdüsterte sich, und er sprang so heftig auf, dass er dabei den Stuhl umstieß. Im Zimmer wurde es plötzlich still.
„Willst du damit andeuten, dass meine Familie auf irgendeine Weise für Duncans Verschwinden verantwortlich ist und den Schmuck gestohlen hat?“, fragte er wütend. „Das ist absurd. Bevor du diese Theorie wieder erwähnst, solltest du besser Beweise dafür erbringen.“ Er funkelte sie zornig an. Dann strich er sich verärgert das Haar aus der Stirn und sah unbehaglich zu seinen Gästen hinüber. Jamsey wagte nicht, zu antworten – sie erkannte, dass sie zu weit gegangen war.
Susan streckte die Hand aus und legte sie sanft auf Rons Arm. „Setz dich“, flüsterte sie zärtlich und lächelte ihn an. Jamsey schluckte, als sie diese intime Berührung sah. Jegliche Hoffnung, dass sich zwischen ihr und Ron eine Beziehung entwickeln könnte, hatte sich nun zerschlagen. Und das war mehr, als sie zu ertragen vermochte. Die intensive Arbeit der letzten Tage und die schlaflosen Nächte waren zu viel für sie.
Als sie den Blick sah, den Ron und Susan tauschten, sprang sie auf und murmelte eine Entschuldigung. Dann lief sie hinaus und stürzte die Treppe hinauf. In ihren Augen brannten Tränen.
Den restlichen Abend ging sie in ihrem Zimmer unruhig auf und ab. Verzweifelt fragte sie sich, ob es besser wäre, die Nachforschungen einzustellen. Doch sie wollte die Wahrheit wissen. Allmählich wurde sie hungrig, da sie beim Abendessen nichts gegessen hatte. Das Stück Schokolade, das sie in ihrer Handtasche gefunden hatte, hatte ihren Hunger nicht gestillt. Es war bereits nach dreiundzwanzig Uhr. Die Gäste waren schon ins Bett gegangen, und sie beschloss, sich nach unten zu wagen. Leise schlich sie die Treppe hinunter und zuckte bei jedem Knarren zusammen. Und auch das noch, dachte sie verbittert. Alles hat sich gegen die McDonalds verschworen. Sie holte ein Glas voll Milch und ein Schinkensandwich aus der Küche. Als sie vorsichtig zur Treppe zurückging, sah sie Licht in der Bibliothek. Sicher arbeitete Sam noch spät in die Nacht hinein. Sie öffnete die quietschende Tür und schrak zusammen, als sie sah, wer ihr gegenübersaß.
Ron hob müde den Kopf. „Wer ist da?“
„Ron!“, rief Jamsey erstaunt und blickte sich um. Er hatte sein Jackett achtlos über einen Stuhl geworfen und die Krawatte abgenommen. Der Kragen seines Hemdes stand offen. Er saß zusammengesunken in einem Sessel und hatte die Beine weit von sich gestreckt. Seine Arme baumelten lose herunter. Zu seinen Füßen lag eine halb leere Whiskeyflasche, und in der Hand hielt er ein volles Glas. Als er sie sah, leerte er es in einem Zug und verzog dabei das Gesicht.
„Was willst du?“, fragte er unfreundlich und schenkte sich nach.
„Ich konnte nicht schlafen – ich hatte Hunger. Dann sah ich hier Licht. Ich dachte, es wäre Sam“, erklärte sie. Ihre Kehle war wie ausgedörrt.
„Du hast nach Sam gesucht – kannst wohl nicht ohne ihn schlafen? Ich kann mir schon vorstellen, worauf du Hunger hattest“, sagte er mit schleppender Stimme.
Jamsey sah ihn verächtlich an. „Glaubst du nicht, du hast genug?“, fragte sie kühl und überging seine Bemerkung einfach.
„Nein“, widersprach er schläfrig.
Jamsey zuckte die Schultern. Es hatte keinen Sinn, jetzt mit ihm zu sprechen. „Ich gehe zurück ins Bett“, sagte sie mehr zu sich selbst und wandte sich zur Tür. Ein lautes Krachen ließ sie jedoch herumfahren. Ron war aufgesprungen und hatte dabei einen kleinen Serviertisch umgeworfen. Erstaunlich schnell kam er auf sie zu.
„Nun sieh dir das an. Das ist deine Schuld“, sagte er anklagend und kniff die Augen zusammen.
Jamsey schluckte. Ihr Puls raste, und sie warf Ron einen argwöhnischen Blick zu. „Du solltest mir danken – wahrscheinlich habe ich dich vor einem gewaltigen Kater bewahrt“, entgegnete sie dann. Als er sie anlächelte, wünschte sie, nichts gesagt zu haben. Gefährlich langsam kam er auf sie zu und streckte die Arme aus. Jamsey sprang zurück.
„Wag es nicht, mich anzurühren“, sagte sie energisch und
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