Romana Gold Band 11
geflüchtet, und Duncan war nie wieder gesehen worden. Der Hochzeitsschmuck war am gleichen Abend verschwunden, und Duncan wurde aufgrund von Frazer Stewarts Aussage des Diebstahls beschuldigt. Der ganze McDonald-Clan wurde nach Australien geschickt. Nur der hochschwangeren Bridie McDonald gelang es, in die Highlands zu flüchten.
„Was für eine traurige Geschichte – Heather hat schließlich Bridie zurückgeholt und sich um sie gekümmert“, sagte Jamsey. „Sie war wohl Camerons Großmutter.“
„Ja, das denke ich auch. Ein Ehemann wird nicht erwähnt?“, fragte Sam. Jamsey schüttelte den Kopf.
„Aber wir wissen nun, dass sie sich heimlich getroffen haben, und müssen herausfinden, wo dieser geheime Ort ist.“
Sam nickte bestätigend und kramte wieder in der Kiste. „Hier sind viele alte Landkarten. Wir müssen nach einer Verbindung zwischen den beiden Häusern suchen. Es war nicht ungewöhnlich, dass Gebäude durch unterirdische Gänge miteinander verbunden waren.“
Hoffnungsvoll begannen sie die ermüdende und zeitaufwendige Suche. Die folgenden drei Tage sah Jamsey Ron gar nicht, so beschäftigt war sie damit, alle Unterlagen gründlich zu lesen, bis ihr die Augen schmerzten. Statt an den Mahlzeiten teilzunehmen, begnügte sie sich mit einigen Sandwiches, die sie aß, während sie eifrig die alten Dokumente studierte.
Seit dem dreizehnten Jahrhundert gab es hier ein Haus, und jede Generation hatte angebaut. Deshalb war es enorm schwierig, herauszufinden, wo es irgendwelche Gänge geben könnte.
Plötzlich stieß Sam einen lauten Schrei aus und hielt triumphierend ein Blatt Papier in die Luft.
„Ich habe es gefunden, ich habe es gefunden“, rief er aufgeregt.
Jamsey ließ die Unterlagen fallen, die sie gerade studiert hatte, und lief zu ihm. Sam breitete vorsichtig eine alte Landkarte aus und zeigte mit dem Finger darauf.
„Hier, nur ganz schwach zu erkennen, sieht man einen Weg, der unter dem Haus in Richtung des McDonald-Besitzes führt.“
Jamsey war so erleichtert, dass ihre harte Arbeit nun endlich Erfolg zeigte, und legte ihm impulsiv die Arme um den Nacken. Sam erwiderte spontan die Umarmung. „Ohne Sie hätte ich es nie geschafft. Sie sind großartig“, sagte er mit warmer Stimme und drückte sie an sich.
Plötzlich hörte Jamsey Schritte und erstarrte. Sam löste sich von ihr und drehte sich zur Tür. Jamsey blieb regungslos stehen. Sie wusste instinktiv, wer hereingekommen war und was er von der Szene halten würde. Langsam hob sie den Kopf und blickte über Sams Schulter.
Ron stand mit steinerner Miene an der Tür und kniff die Augen zusammen. „Ich wollte nur sehen, was ihr hier tut“, sagte er bissig und warf ihnen einen finsteren Blick zu. Dann drehte er sich um, ohne eine Erklärung abzuwarten, und ging festen Schritts hinaus.
Jamsey schloss ungläubig die Augen. Warum war er gerade jetzt hereingekommen?
Sam wollte die Neuigkeit beim Abendessen verkünden. Jamsey konnte ihm nicht beibringen, dass ihrer Meinung nach die Reaktion darauf nicht so ausfallen würde, wie Sam sich das vorstellte. Sie versuchte immer wieder, ihm die Lage zu erklären, aber Sam wollte nicht auf sie hören. Nichts konnte seine gute Laune dämpfen.
Jamsey wühlte in ihren Kleidungsstücken und entschied sich für einen einfachen schwarzen Rock und einen weißen Body mit einem runden Ausschnitt. Sosehr sie sich auch bemühte, sie konnte Ron nicht aus ihren Gedanken verbannen. Selbst in ihren Träumen verfolgte er sie. Obwohl sie über die heutige Entdeckung begeistert war, hatte sie Angst vor Rons Reaktion.
Sie wartete bis zum letzten Moment, bevor sie hinunterging, und vermied es absichtlich, mit den anderen einen Drink vor dem Essen zu nehmen. Als sie sich unauffällig setzte, bemerkte sie mit einem Stich im Herzen, dass Susan und Ron nebeneinander am Ende des Tisches saßen und die Köpfe in angeregter Unterhaltung zusammensteckten. Sam hatte schon von ihrer Entdeckung erzählt, und es war ein angeregtes Gespräch darüber in Gang. Jamsey war so in Gedanken, dass sie nur wenig dazu beitrug.
Ihr wurde klar, dass alles bald vorbei sein würde. Wenn sie erst die ganze Wahrheit herausgefunden hatte, war es Zeit für sie zu gehen. Eigentlich wollte sie nicht weg, aber sie konnte unmöglich bleiben. Sie warf Ron einen verstohlenen Blick zu und errötete, als sie bemerkte, dass er sie mit dunklen Augen musterte. Ihre Entdeckung musste ein Schlag für ihn gewesen sein. Sicher sah er nicht ein,
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