Romana Gold Band 11
wütend er gewesen war, als sie ihm gesagt hatte, dass seine Ehe unbefriedigend gewesen sei. Er war darüber wütend gewesen. Er hatte nicht an Sarah denken wollen. Ihre Ehe war immer sakrosankt gewesen.
Doch fragte er sich jetzt, ob sie nicht doch einen wunden Punkt berührt hatte. Warum sonst hatte er so reagiert? Aber nein, versicherte er sich. Er und Sarah waren absolut glücklich miteinander gewesen. Sie waren zufrieden, was nur wenige Paare von sich sagen konnten.
Aber genügte Zufriedenheit in einer Ehe? Zumal bei einem Mann und einer Frau ihres Alters?
Er runzelte die Stirn, während er nach dem Rasierschaum griff und sich einzuseifen begann. Er war dumm. Er ließ seine Fantasie mit sich durchgehen. Nur weil sich gezeigt hatte, dass sie unschuldiger war, als er geglaubt hatte, hatte er keinen Grund, sich Vorwürfe zu machen, sie verführt zu haben.
Unfug, sagte er sich wütend. Er konnte keine Frau verführt haben, die über zehn Jahre verheiratet gewesen war! Wenn sie bedauerte, was geschehen war, wenn sie sich deshalb wie eine Diebin davongeschlichen hatte, war das ihr Problem. Er hasste es, das zuzugeben, doch vielleicht hatte seine Mutter recht. Vielleicht war es Zeit, dass er wieder eine Frau fand.
Als er sich geduscht und angezogen hatte, war es halb neun, und er beschloss, mit seiner Mutter zu frühstücken. Clare trank Kaffee und blätterte in der Morgenzeitung. Seine übliche Feindseligkeit ihr gegenüber wurde durch seine Sorge über Isabels Verbleib gemildert. Sicher wusste sie, dass er erwartete, dass sie mit der Familie frühstückte. Oder frühstückte sie mit ihrer Tochter? Ihm fiel ein, dass er seit dem Aufstehen noch gar nicht an Cory gedacht hatte.
„Guten Morgen“, sagte er kurz und bemerkte, dass der Platz seiner Mutter leer war und dass Grace entweder schon früher gegessen hatte oder das im Bett tat. „Du bist eine Frühaufsteherin.“
Clare lächelte ihn knapp an und faltete die Zeitung penibel zusammen. „Ich bin mit Daddy gekommen“, bemerkte sie schließlich, und Brian hob die Brauen.
„Daddy?“, wiederholte er. Seine Miene wirkte überrascht. Dann: „Webster hier?“ Er runzelte die Stirn. „Fehlt Cory etwas?“
„Natürlich nicht.“ Ein wenig Ärger klang in Clares Stimme mit. „Nach meiner Meinung hat dem Kind nie etwas gefehlt. Ein bisschen mehr Disziplin könnte ihr nicht schaden.“
Brians Mund wurde schmal. „Ich glaube nicht, dass ich um deine Meinung gebeten habe, Clare“, erwiderte er kühl. „Dann untersucht dein Vater sie wohl abschließend?“ Das würde erklären, warum Isabel nicht am Tisch war, dachte er erleichtert.
„Das hat er längst getan“, entgegnete Clare leichthin, während sie sich eine weitere Tasse Kaffee einschenkte. „Magst du auch Kaffee? Er ist noch heiß.“
„Nein.“ Brian bemühte sich jetzt nicht, höflich zu sein. Dann: „Wo ist Isabel?“
Clare hob ihre Tasse. „Gegangen“, sagte sie mit Genugtuung. „Vor etwa einer halben Stunde. Daddy musste früh nach Dalbaig, deshalb schaute er auf dem Weg hier vorbei.“
Brian starrte sie an. „Isabel ist gegangen!“, sagte er ungläubig, und Clare nickte.
„Und ihre Tochter. Daddy sagte, sie ist gesund, so bestand kein Anlass mehr für ihr Bleiben. Ich denke, dass Isabel nach Hause wollte, um sich umzuziehen, bevor sie in die Praxis ging.“
Brian war bestürzt über die Enttäuschung, die er bei diesen Neuigkeiten empfand. Er fühlte sich verloren, verraten und verlassen. Gott, sie musste doch gewusst haben, dass er sie heute Morgen hatte sehen wollen. Sie mussten doch zumindest miteinander sprechen. Oder wollte sie ihm auf diese Weise zeigen, wie wenig er ihr bedeutete?
„Du wirkst … überrascht“, stellte Clare fest, und Brian fragte sich, ob er so bestürzt aussah, wie er sich fühlte.
„Wie?“, fragte er. „Wie sind sie gegangen?“
Clare betrachtete ihn mit boshafter Belustigung. „Sie haben den Shogun genommen“, erwiderte sie. „Du hast ihn ja wohl Isabel geliehen, oder?“, fügte sie unschuldig hinzu. „Lucas hat sie begleitet, um den Wagen zurückzubringen.“
Brian fluchte darauf stumm, und Clares Gesichtsausdruck nach zu urteilen, wusste sie genau, was er fühlte. Sie genoss seinen Zustand, und er konnte ihr dafür nicht einmal einen Vorwurf machen, nachdem er so mit ihr umgegangen war.
„Verstehe“, sagte er dann und hatte sich wieder so weit unter Kontrolle, dass er das Zimmer gefasst verlassen konnte.
„Oh … willst du nicht
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