Romana Gold Band 11
Schwiegermutter ins Haus zu tragen und die Tür zu schließen. Ruth hatte wie stets auf Höflichkeitsfloskeln verzichtet.
„Es ist so schön, dich wiederzusehen, mein Herz“, säuselte Mrs Jacobson jetzt. Ihre Schwiegertochter ignorierte sie völlig. „Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht, Cory. Hatte ich nicht gesagt, dass deine Mutter es noch bedauern würde, dich hierher zu bringen?“
„So schlimm ist das gar nicht“, protestierte Cory, die ihre Mutter über die Schulter ihrer Großmutter ansah. „Und es war nicht Mums Schuld, dass ich in den See gefallen bin.“
„Du bist in den See gefallen!“ Mrs Jacobson drückte sie noch fester. „Zuerst verliere ich meinen einzigen Sohn, und dann erfahre ich, dass meine Enkelin fast an Unterkühlung gestorben wäre! Kein Wunder, dass ich nur noch ein Schatten der Frau bin, die ich einmal war!“
Cory befreite sich. „Übertreibe nicht, Oma!“, rief sie lachend. „An dem Tag, an dem dir das Essen nicht mehr schmeckt, werde ich mir Sorgen machen.“
„Cory!“
Isabel sah sich veranlasst, einzugreifen, und Ruth drehte sich um, als ob ihr jetzt einfiele, dass sie ihre Schwiegertochter noch nicht begrüßt hatte. „Das macht nichts!“ Sie hob ihre Hand. „Sie hat recht. Ich nehme nicht ab, sondern zu. Wenn ich mir Sorgen mache, esse ich, und ich habe viel gegessen, seit du die verrückte Idee hattest, meine Enkelin ihrem Heim und ihrer Familie zu entziehen.“
Isabel seufzte. „Das ist jetzt Corys Heim“, erwiderte sie gelassen und versuchte, sich wegen des Verhaltens ihrer Schwiegermutter nicht verletzt zu fühlen. „Und wir beide sind ihre Familie. Nicht nur du.“
Ruth schnaufte. „Und das kannst du sagen, wo du sie fast verloren hättest?“
Isabel zitterte. „Ich habe sie nicht fast verloren. Cory … Cory hatte einen Unfall, das ist alles. Es war wirklich nicht meine Schuld.“
Die ältere Frau schniefte. „Was ist passiert? Wieso ist sie ins … Wasser gefallen?“ Sie weigerte sich, See zu sagen. „Wo warst du, als das geschah?“
„Bei der Arbeit.“
„Arbeit?“ Mrs Jacobson wandte sich wieder zu Cory und legte schützend einen Arm um ihre Schulter. „Du erzählst mir das und behauptest dennoch, es sei nicht deine Schuld?“
„Ja.“ Isabel warf ihrer Tochter einen hilflosen Blick zu. „Ich glaubte, sie sei in der Schule.“
„In der Schule …“
„Es ist wahr, Oma.“ Wieder entzog sich Cory ihrer Großmutter, doch ihre Miene war jetzt mürrisch. „Mum dachte, ich sei zur Schule gegangen, aber das war ich nicht.“ Sie zog die Schultern hoch. „Ich hasse diese Schule! Sie stinkt!“
„Cory!“
Isabels Protest erfolgte automatisch, war aber nutzlos, angesichts des triumphierenden Blickes von Mrs Jacobson.
„Du hättest sie einfach nur bei mir lassen sollen“, erklärte Ruth jetzt, führte Cory zum Sofa und ließ sich neben ihr darauf fallen. „In Lady Eleanor’s Academy wäre sie glücklich gewesen. Das hatte ich gewollt. Das hätte Edward so gewollt. Und …“, sie drückte ihre Enkelin, „… das hast auch du gewollt, nicht wahr?“
Nur das plötzliche Klopfen an der Tür verhinderte, dass das Gespräch in einen Streit ausartete. So gewann Isabel Zeit, um über ihre Verteidigung nachzudenken.
„Entschuldige mich“, sagte sie und ging zur Tür.
Es war Brian. Für einen Moment verschlug sein Anblick ihr die Sprache. Sie war sicher gewesen, dass es diesmal Dr. Webster sein würde. Das Bewusstsein, dass ihre Ängste Wirklichkeit geworden waren, machte sie benommen und stumm. Ihn hatte sie am wenigsten zu sehen gehofft, und sie konnte sich Ruth’ Reaktion vorstellen, wenn Cory ihr erzählte, wer er war.
„Hallo.“
Brians Begrüßung war beunruhigend vertraut. Isabel musste das Verlangen unterdrücken, sich ihm in die Arme zu werfen. Dieser Impuls war mächtig. Und doch verachtete sie sich wegen dieses Gefühls. In ihrem derzeitigen Zustand aber war er jemand, bei dem sie Schutz suchen könnte.
Doch so war es nicht, erinnerte sie sich. Was immer ihn hergeführt haben mochte, ihr helfen mochte er gewiss nicht. Vielleicht war es Neugier und das Bedürfnis, sein Gewissen zu beruhigen. Mehr erwartete sie von ihm nicht. Vielleicht wollte er ihr danken – dafür, dass sie da gewesen war, als er eine Frau brauchte. Jetzt war ganz sicher, dass ihm das, was sie geteilt hatten, nicht so viel bedeutete wie ihr. Sonst wäre er schon gestern gekommen.
„Hallo“, brachte sie schließlich heraus, da ihr
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