Romana Gold Band 11
begann, ihren schweren Zopf aufzulösen. Sie konnte schließlich nicht ewig warten!
Doch jetzt war nicht der richtige Augenblick, über dieses Problem nachzudenken. Sie musste sich umziehen und entscheiden, welches Kleid für den Abend mit Martin geeignet war.
Sehr groß war die Auswahl nicht. Lornas Garderobe bestand hauptsächlich aus Jeans und Pullovern, alles schon etwas mitgenommen. Es wurde wirklich höchste Zeit, sich nach etwas Neuem umzusehen – vielleicht, wenn sie das nächste Mal in Edinburgh zu Besuch war. Doch darüber wollte sie sich später Gedanken machen.
Für heute Abend kamen nur ihr Kilt, zwei einfache Baumwollkleider oder das ‚gute Dunkelgrüne‘ infrage, das sie für das Ehemaligentreffen in St. Andrews gekauft hatte, bei dem sie Jane wiederbegegnet war. Es hatte ihr bisher immer Glück gebracht, und es stand ihr gut – mit dem weiten Rock und dem tiefen eckigen Ausschnitt.
Sie nahm es aus dem Schrank und hielt es sich vor dem Spiegel an. Ja, die Farbe war günstig, sie betonte ihr goldblondes Haar und spiegelte sich in den grünen Augen. Darüber konnte man fast vergessen, dass es sich nicht gerade um ein Modellkleid handelte.
Mode hatte Lorna nie besonders interessiert, und sie stellte überrascht fest, dass ihr das heute zum ersten Mal leidtat. Aber wann wurde sie sonst von einem Mann wie Martin Ritchie zum Essen eingeladen? Bisher war Jan ihr einziger Begleiter gewesen, und ihm war es egal, was sie trug. Normalerweise bemerkte er es gar nicht.
Sie ging in ihr privates Badezimmer, ließ heißes Wasser in die Wanne laufen und gab eine reichliche Portion von der teuren Badelotion hinein, die Jane ihr zu Weihnachten geschenkt hatte. Dann ließ sie sich in das duftende Wasser gleiten, lehnte sich zurück und schloss die Augen.
Tief aus ihrem Unterbewusstsein tauchte ein Bild vor ihr auf von einem anderen nackten Körper, sehr männlich und aufregend … nur wenige Meter entfernt … jenseits des Korridors …
Lorna zwang sich, wieder an ihre Garderobe zu denken. Wie gern hätte sie heute Abend etwas Aufregendes, Raffiniertes getragen, um Martin zu zeigen, dass sie kein Landei war, das nur an ihre Ponys und ihre Pension dachte. Doch das blieb ein unerfüllbarer Wunsch, und außerdem war sie nun einmal vom Land, durch Geburt und eigene Wahl. Welchen Sinn hätte es, das zu vertuschen?
Wieder im Schlafzimmer, setzte sie sich vor den Frisiertisch und betrachtete lustlos ihr Spiegelbild. Was gab es da schon zu sehen? Ein rundes Gesicht, klare grüne Augen mit leicht nach oben gezogenen Winkeln, eine Stupsnase mit Sommersprossen, einen großen Mund … alles in allem ein annehmbares, sogar hübsches Gesicht, aber weder atemberaubend schön noch geheimnisvoll oder sinnlich verführerisch. Sie streckte die Hände aus. Auch dort waren einzelne Sommersprossen auf der sonnengebräunten Haut zu erkennen. Die Fingernägel waren kurz geschnitten, Haus- und Gartenarbeit ließen nichts anderes zu. Was ihre Figur betraf … Lorna betrachtete sich kritisch. Nein, an ihr gab es wirklich nichts auszusetzen. Sie war schlank, doch mit weiblichen Rundungen ausgestattet.
Sie schlüpfte in das grüne Kleid. Das seidige Material fühlte sich angenehm weich und kühl an. Lorna genoss es, sich wieder einmal hübsch zu machen. Sie band den Gürtel um ihre schlanke Taille und wirbelte übermütig durchs Zimmer, sodass sich der weite Rock bauschte.
Das Haar ließ sie offen und bürstete es, bis es seidig schimmerte. Nun noch etwas Lippenstift und ein Hauch Puder, um die Sommersprossen etwas zu verdecken … Lorna trat vom Spiegel zurück und überprüfte das Ergebnis.
Ja, sie konnte zufrieden sein. Der Ausschnitt allerdings … Sie zupfte an dem glatten Stoff, aber das änderte wenig. Das Kleid zeigte nun einmal mehr von ihren Reizen als die T-Shirts und Pullover, die sie sonst trug. Sie nahm ihre Tasche und die hochhackigen Sandaletten, die sie bereitgelegt hatte, und verließ barfuß das Zimmer, um Martin zu suchen.
Die untergehende Sonne schien durch das Fenster, das sich auf halber Höhe der Treppe befand, und blendete Lorna, sodass sie Martin nicht gleich bemerkte. Er erwartete sie bereits, war in dem dunklen Flur aber kaum zu erkennen.
Er traute seinen Augen nicht, als er Lorna herunterkommen sah. Ihr goldblondes Haar glänzte im Sonnenlicht, und ihre schlanke Figur hob sich scharf von dem hellen Fenster ab. Ist das wirklich dieselbe Lorna Morrison? dachte er, und dabei regte sich sinnliches
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