Romana Gold Band 11
Schönheiten der Insel nahezubringen.
„Tobermory“, sagte er, als sie sich der Hauptstadt näherten. „Ist hier nicht ein Schiff der spanischen Armada untergegangen, das sich vor der Seeschlacht geflüchtet hatte?“
„So lautet das Gerücht“, bestätigte Lorna, „und Gerüchte halten sich hier oben lange, besonders wenn es um so abenteuerliche und romantische Dinge geht. Die Wirklichkeit sah leider anders aus. Vielleicht erzähle ich Ihnen einmal davon. Heute möchte ich den schönen Abend nicht mit der Erinnerung an Verrat und Betrug trüben.“
Lorna fuhr langsamer. Sie passierten eine schmale Straße, die sich am Ende verbreiterte und in den kleinen Hafen mündete. „Da sind wir.“
Lorna parkte den Wagen am Kai, auf dem sich Fischernetze und Hummerreusen häuften. Martin betrachtete die idyllische Szenerie und schüttelte den Kopf.
„Alles wirkt so ruhig und friedlich, als wären Gewalt und Leidenschaft nie bis hierher gedrungen“, meinte er und sah Lorna lächelnd an. „Dabei wissen wir, dass die Menschen gerade hier besonders leidenschaftlich sind.“
„Allerdings.“ Lorna nickte. „Wir Kelten sind nicht nur ein altes, sondern auch ein heißblütiges Volk.“ Sie löste ihren Sicherheitsgurt und bückte sich, um die bequemen Schuhe auszuziehen, die sie beim Autofahren getragen hatte.
„Das ist mir nicht entgangen.“ Martin betrachtete sie mit hochgezogenen Brauen. „Und damit keine Zweifel aufkommen … in meinen Adern fließt ebenfalls keltisches Blut. Ich kann genau so leidenschaftlich sein wie jeder Mann hier. Oder jede Frau“, fügte er nach kurzer Pause hinzu.
Lorna hielt den Kopf gesenkt und konzentrierte sich ganz darauf, die Schnallen ihrer Sandaletten zu schließen. Was beabsichtigte Martin mit der Bemerkung? Seine Stimme verriet nichts, doch jetzt war nicht der richtige Augenblick, um ihn auf die Probe zu stellen.
Sie stieg aus und übernahm die Führung zum Restaurant. In einem größeren Badeort hätte man die Straße ‚Uferpromenade‘ genannt, aber hier wäre diese Bezeichnung übertrieben gewesen. Sie begegneten nur wenigen Menschen. Die meisten waren Touristen und trugen Strandkleidung. Lorna kam sich mit Seidenkleid und Stöckelschuhen ziemlich auffällig vor, zumal sie einen so imponierenden Begleiter hatte.
Sie warf ihm einen heimlichen Blick zu und konnte nicht verhindern, dass ihr Herz schneller klopfte. Sein dunkles Haar fiel leicht über den Kragen der Lederjacke, und Lorna unterdrückte den heimlichen Wunsch, die Hand auszustrecken und diese Locken zu berühren. In ihrer gehobenen Stimmung verglich sie Martin mit Jan, aber die beiden ließen sich nicht miteinander vergleichen. Jan war ihr zu vertraut, und an seiner Seite kam es ihr nie so vor, als ginge sie auf Wolken.
Doch was war mit ihr los? Wie kam sie dazu, die beiden Männer zu vergleichen? Sie hatten nicht das Geringste miteinander zu tun.
Sie wagte nicht mehr aufzusehen, bis Martin sie am Arm festhielt und stehen blieb.
„Was ist?“, fragte sie erschrocken.
Martin lächelte über ihre Verwirrung. „Wir sind da“, meinte er. „Oder gibt es noch ein zweites Restaurant, das ‚Galleon‘ heißt?“
„Nein.“ Lorna schüttelte den Kopf. „Entschuldigen Sie, ich war mit meinen Gedanken weit weg.“
„Umso mehr Grund, sich zu stärken. Kommen Sie.“ Er drückte Lornas Arm und ging mit ihr auf den erleuchteten Eingang des Restaurants zu.
5. KAPITEL
Lorna sah sich ängstlich um, als sie und Martin an ihren Tisch geführt wurden. Ob jemand hier war, der sie kannte? Dann wusste morgen die halbe Insel, dass sie nicht mit Jan ausgegangen war.
Nicht, dass sie ein schlechtes Gewissen gehabt hätte! Sie konnte zu Abend essen, mit wem sie wollte, und Martin war schließlich nur ein flüchtiger Bekannter. Wenn Jan allerdings davon erfuhr …
„Stimmt etwas nicht?“
Lorna lächelte verlegen. „Oh, es ist alles in Ordnung. Mehr als das“, setzte sie rasch hinzu, denn sie hatte sich inzwischen überzeugt, dass sie keinen der anderen Gäste kannte. Selbst Tony, der Inhaber, schien heute Abend ausnahmsweise nicht da zu sein.
Sie setzte sich auf den Stuhl und lehnte sich aufatmend zurück. Sie brauchte sich keine Sorgen zu machen. Auch diese letzte Gefahr war gebannt, und sie konnte sich ganz dem Essen widmen.
Sie schlug die Karte auf und überlegte, welches der vielversprechend klingenden Gerichte sie bestellen sollte.
„Dies ist eigentlich das Schönste daran, auswärts zu essen“, gestand
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