Romana Gold Band 13
Danach wird er wieder verschwinden.“ Das hoffte sie jedenfalls. „Und wie ist es bei euch gelaufen?“ Damit war für sie das Thema beendet.
Die Ansichtskarten aus Rhodos waren noch nicht angekommen, doch sie konnte ihre kleinen Geschenke verteilen. Bis alles ausgepackt war, wurde es Zeit, den Laden zu öffnen und die ersten Kundinnen zu begrüßen.
Sally hatte ein Hochzeitskleid zurückgehalten, das vor einigen Tagen hereingekommen war. Es war ein Traum in schwerer elfenbeinfarbener Seide. Es hing jetzt in ihrem Büro, und wenn sie mit dem Poststapel auf ihrem Schreibtisch fertig war, wollte Caroline es anprobieren. Zuvor musste sie noch ein paar Telefongespräche führen und einige Briefe diktieren. Eine verzögerte Lieferung hatte ein ziemliches Durcheinander verursacht, und bis sie das geregelt hatte, war es fast Mittagszeit. Christopher musste bald kommen. Sie stand auf, nahm das Kleid vom Bügel und trat damit vor den großen Spiegel.
Sally steckte den Kopf zur Tür herein. „Es fragt jemand nach dir.“
„Schick’ ihn herein“, sagte Caroline, ohne aufzublicken, in der Annahme, dass es sich um Christopher handelte.
„Du bist der Boss.“ Sallys Stimme klang eigenartig. Als Caroline sich zu ihr umwandte, sah sie gerade noch Rafe zur Tür hereintreten. Sally verdrehte die Augen und seufzte leise: „Wow!“
Rafe musterte Caroline und das Kleid. „Ganz wie eine Lilie“, stellte er fest.
Caroline hängte es zurück auf den Bügel und beschloss augenblicklich, dass sie es niemals tragen würde. „Was machst du denn hier?“, fragte sie.
„Chris ist aufgehalten worden, und so komme ich dich eben abholen.“
Christopher hätte Rafe bestimmt nicht geschickt, aber wenn Rafe sich erboten hatte, hätte Christopher das Angebot kaum ablehnen können. Durch die geöffnete Tür sah Caroline, dass die gesamte Belegschaft sich draußen versammelt hatte. Wenn sie Aufsehen vermeiden wollte, blieb ihr nichts anderes übrig, als mit Rafe zu gehen. Angestellte und Kundinnen blickten ihnen nach, und kaum hatte sich die Tür hinter ihnen geschlossen, begann ein heftiges Geschnatter.
Wenn Christopher sie zum Essen abholte, aßen sie gewöhnlich im Hotel auf der anderen Seite des Marktes. Es war bequem, und das Essen war ordentlich. Caroline wandte sich unwillkürlich in diese Richtung. „Dort esse ich immer mit Christopher“, sagte sie.
Doch Rafe schüttelte nur den Kopf. „Nein, vielen Dank.“
„Ich wollte dich nicht zum Essen einladen“, entgegnete sie spöttisch. „Obwohl es unsere erste zivilisierte Mahlzeit zusammen wäre. Du könntest prüfen, ob ich wie eine Drayford mit Messer und Gabel umgehen kann.“
„Ich weiß, wie gekonnt du mit dem Jagdmesser hantierst.“
„Ein Jagdmesser war das?“ Sie verzog das Gesicht. „Ich hätte die Finger nehmen sollen.“
Sein Wagen parkte in einer Nebenstraße, ein eleganter grauer BMW. Als Rafe die Tür für sie öffnete, fragte Caroline spöttisch: „Gekauft, geliehen oder gestohlen?“
Er lachte auf. „Oh, ich kann ihn mir leisten.“
„Nach dem Preis zu urteilen, den Nico für dein Gemälde nannte, kann ich mir das vorstellen. Das Bild in seinem Schaufenster ist doch von dir, oder?“
„Ja.“ Er schmunzelte. „War es dir zu teuer?“
„Ich hätte versuchen sollen, eines direkt von dir billig zu erwerben.“
„Warum hast du es nicht getan?“
„Da wusste ich nicht, was für einen berühmten Schwager ich bekommen werde.“ Sie zuckte bedauernd die Schultern. „Jetzt ist es wohl zu spät.“ Eigentlich hätte sie sich ärgern müssen, weil Rafe an Christophers Stelle gekommen war, doch es gelang ihr nicht. Seine Nähe stimulierte sie wie ein Adrenalinschub. Als er in ihr kleines Büro getreten war, war Caroline die abgestandene Luft auf einmal wie eine frische Seebrise vorgekommen.
„Komm zu meiner Ausstellung, und ich schenke dir ein Bild“, bot er an.
„Als Hochzeitsgeschenk?“ Diese kleine Spitze konnte Caroline sich nicht verkneifen.
Rafe wandte den Kopf und sah sie an, und wieder geschah dasselbe wie in der Schäferhütte. Unter seinem eindringlichen Blick kam sich Caroline vor, als würde sie in einen finsteren Schlund gesogen. Dann wandte er sich von ihr ab, drehte den Zündschlüssel im Schloss und lenkte den Wagen hinaus in den Verkehr.
Draußen waren die Passanten für den Winter gekleidet. Kleine Schneeflocken wirbelten im Wind, und die Menschen hatten die Köpfe gesenkt. Rafe lächelte. „Die wissen gar nicht, was
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