Romana Gold Band 13
brodelte. „Aber beruhige dich, ich bin nicht hergekommen, um Christopher etwas wegzunehmen.“
„Dem Himmel sei Dank!“, stieß Caroline unwillkürlich aus.
Rafe verzog verächtlich das Gesicht. „Er wäre kein so guter Fang, wenn er nur als zweiter Sieger durchs Ziel liefe, stimmt’s?“
Das Blut schoss ihr ins Gesicht. „Ich werde nicht die Beherrschung verlieren!“, stieß sie hervor. „Du machst mich so wütend, dass ich mich selbst nicht erkenne.“ Sie schämte sich für die Wildheit, die er in ihr auslöste. Das passte nicht zu einer angehenden Drayford.
„Christopher nennt dich seine Lilie“, fuhr Rafe spöttisch fort. „‚Tigerlilie‘ würde besser zu dir passen.“
„Ich wünschte, ich wäre eine Tigerin!“, fuhr Caroline auf. „Dann könnte ich mich besser wehren.“
„Ich sage es noch einmal“, entgegnete er. „Du könntest dem armen Christopher den Tod bringen. Jetzt zum Beispiel würde er dich nicht wiedererkennen … und meine Mutter auch nicht. Dies ist nicht die Tochter, die sie sich immer gewünscht hat, und ich bin verdammt sicher, das ist auch nicht die Frau, die Christopher zu bekommen glaubt.“
„Wen kümmert es schon, was du denkst?“
„Sie alle“, stellte er achselzuckend fest.
So sah es tatsächlich aus. Dennoch begehrte Caroline auf. „Nicht Christopher! Er würde dir kein Wort glauben.“
„Das werden wir ja sehen“, erwiderte Rafe. Er schien zu groß für die zierlichen Stühle im Wintergarten. Er hatte die langen Beine ausgestreckt, und seine breiten Schultern verdeckten völlig die gusseiserne Lehne.
Caroline hingegen kam sich auf ihrem Sitz verloren vor. Sie rutschte unruhig hin und her, und der Stuhl schien ihr von Minute zu Minute heißer zu werden. „Was willst du ihm denn erzählen?“, fragte sie nervös und zwang sich still zu sitzen.
Er zuckte die Schultern. „Das weiß ich noch nicht. Ich weiß nur, dass ich mich verantwortlich fühle, wenn ich schon zurückgekommen bin. Ich möchte nicht, dass ihr eure Entscheidung eines Tages bereut.“
„Du hast selbst gesagt, ich sei die Richtige für Christopher.“
„Vielleicht bist du das.“ Er sah sie nachdenklich an. „Aber mir sind Zweifel gekommen. Christopher braucht beständige Unterstützung. Du kannst sehr anstrengend sein.“
„Ich soll anstrengend sein?“ Sie deutete ungläubig mit dem Zeigefinger auf sich selbst. „Ich? Verglichen mit dir bin ich ein laues Lüftchen, und du bist ein ausgewachsener Orkan. Wie viel Unterstützung hast du ihm jemals gegeben? Du hast ihm immer nur das Gefühl gegeben, zweite Wahl zu sein.“
„Dann ist es wohl an der Zeit, dass ich das wieder gutmache und mich um ihn kümmere.“
Caroline stöhnte auf. „Lass uns einfach in Ruhe! Uns geht es wunderbar ohne dich.“
„Ich werde verschwinden“, versprach er, „wenn ich mich vergewissert habe, dass mein kleiner Bruder nicht den größten Fehler seines Lebens begeht.“
„Der erste Fehler war der Brief deiner Mutter.“ Nur mühsam dämpfte Caroline ihre Stimme. „Mein Fehler war, dass ich dich gefunden habe, und dein Fehler ist, dass du über mich zu Gericht sitzen willst.“
„Genau das habe ich vor“, beschloss er das Gespräch.
Seine Arroganz machte Caroline sprachlos, und was ihr dann einfiel, konnte sie nicht mehr sagen, weil Anna Drayfords liebliche Stimme zu ihnen herüberdrang.
„Hallo, der Kaffee ist fertig. Seid ihr hier?“
„Ja, wir sitzen unter den Palmen“, rief Rafe.
Sie hörten seine Mutter näher kommen, und Caroline versuchte, die Fassung wiederzugewinnen. Als Mrs Drayford sie schließlich erreichte, hatte Caroline ein ungezwungenes Lächeln aufgesetzt. Diesmal spürte sie selbst, wie falsch und heuchlerisch ihr Gesichtsausdruck war. Rafe hatte ihr Lächeln künstlich genannt. Doch Anna Drayford ließ sich täuschen. Sie schien sehr erfreut zu sehen, dass Rafe und Caroline sich anscheinend gut verstanden.
Anna Drayford schien wie gebannt von ihrem älteren Sohn zu sein. Wenn er ihr einredete, dass Caroline Hammond nicht die Richtige für Christopher sei, würde sie auf ihn hören und sich gegen sie, Caroline, wenden. Dann würde sie bald von Virginia Grove und vermutlich auch aus Christophers Leben verschwinden.
Was für eine verrückte Idee, dachte Caroline. Rafe konnte es doch völlig egal sein, wen Christopher heiratete. Sie sah ihn an und spürte seinen Blick auf sich wie eine Berührung. Als Rafe sich erhob, wandte sie den Kopf und schaute ihm weiterhin
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