Romana Gold Band 13
Fingernägeln auf seine Hand.
Ginger verzog unwillkürlich das Gesicht. Jetzt verstand sie, warum Alex sie plötzlich wieder mit Nachnamen anredete. Seine Freundin war angekommen, und er wollte vermeiden, dass Ginger etwas über seine Annäherungsversuche ausplauderte.
Alex, der an diesem Abend in seinem weißen Smoking besonders attraktiv aussah, tätschelte Sylvias Hand. „Das fasse ich als Kompliment auf, meine Liebe.“ Er hob den Kopf und bemerkte dabei Gingers spöttisches Lächeln. Einen Moment lang flackerte ein seltsamer Ausdruck in seinen Augen auf, dann wandte er sich Maria zu, die aufgeregt auf Griechisch auf ihn einredete.
Ginger konnte sich nur wenig an der Unterhaltung beteiligen, weil sie kein Wort Griechisch verstand, und sehnte deshalb das Ende des Dinners herbei. James machte kein Hehl daraus, dass er sie attraktiv fand, und als er hörte, dass sie in London lebte und sich in ihrer Freizeit gern Kunstausstellungen ansah, holte er zu einem langen Diskurs über die Nationalgalerie aus, bis Alex ihn unterbrach.
„James?“ Ginger hob den Kopf und erhielt einen strafenden Blick von Alex, ehe er sich ihrem Gesprächspartner zuwandte. „Sie sind hier, um zu arbeiten, und nicht, um sich an die Betreuerin meiner Mutter heranzumachen. Vergessen Sie das bitte nicht.“
Sofort wurde es still im Raum. Erst ein leises Kichern von Maria löste die Spannung, aber Ginger spürte trotzdem, wie ihr Gesicht rot anlief. James dagegen sah seinen Chef erstaunt an und erwiderte in typisch britischer Manier: „Meine Absichten Ginger oder jeder anderen Frau gegenüber sind selbstverständlich absolut ehrenhaft.“ Diese eines Gentleman würdige Antwort entkräftete er allerdings durch den wenig charmanten Zusatz: „Bei dem gegenwärtig so gefährlichen sexuellen Klima müssen sie das auch sein.“ Das allgemeine Gelächter normalisierte die Stimmung am Tisch wieder. Ginger atmete erleichtert auf, doch es sollte noch schlimmer kommen.
Während der ersten zwei Gänge des Dinners würdigte sie Alex keines Blickes. Ihr war klar geworden, dass er sich mit ihr nur die Zeit vertrieben hatte, bis seine schöne Sylvia erschienen war.
„Stimmt das nicht, Ginger?“, riss Alex’ Stimme sie aus ihren Gedanken. Plötzlich nannte er sie wieder beim Vornamen. Sollte sie sich jetzt vielleicht noch geehrt fühlen? Als sie aufsah, merkte sie, dass wieder alle Blicke auf sie gerichtet waren.
„Das müssen Sie uns erzählen, Ginger“, forderte Sylvia sie auf. „Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass Alex mit jemandem nicht fertig wird.“ Sie lächelte, aber der harte Ausdruck ihrer Augen entging Ginger nicht.
Sie hatte keine Ahnung, wovon die Rede war, unerwarteterweise jedoch kam ihr Spiros zu Hilfe.
„Haben Sie Alex tatsächlich irrtümlich für einen Straßenräuber gehalten?“, fragte er.
Alex’ amüsierter Gesichtsausdruck ließ Ginger sofort wieder in Wut geraten.
„Einen Irrtum würde ich das nicht unbedingt nennen“, antwortete sie sarkastisch und bemerkte dabei befriedigt, wie sich Alex’ Miene verfinsterte. „Aber ansonsten stimmt es. Ich habe Alex tatsächlich am Hals gepackt und ihm das Knie in den Unterleib gerammt.“ An Sylvia gewandt fügte sie genüsslich hinzu: „Aber ich bin sicher, dass die Damen in seinem Leben sich keine Sorgen zu machen brauchen. Er dürfte keinen bleibenden Schaden erlitten haben.“
Spiros’ schallendes Gelächter löste die angespannte Atmosphäre etwas. „Das hätte ich zu gern gesehen! Der große Alexandros lässt sich von einem zierlichen Mädchen flachlegen.“
Ginger verbuchte die Runde im Geiste für sich und wollte sich danach im Hintergrund halten, aber das ließ James nicht zu. Nach seiner Zurechtweisung durch Alex hatte Ginger eigentlich erwartet, dass er sich nicht mehr um sie kümmern würde, aber zu ihrem wachsenden Unbehagen bezog er sie bei jeder Gelegenheit in die Unterhaltung mit ein. Dabei konnte Ginger spüren, wie Alex sie mit Argusaugen beobachtete.
Nach dem Essen wurde auf dem Achterdeck Kaffee serviert. Ginger saß neben Anna auf dem Sofa und beglückwünschte sich im Stillen dazu, gemeinsam mit Anna den Abend ganz gut hinter sich gebracht zu haben, als zu ihrem Entsetzen Katherina plötzlich anfing, in Erinnerungen zu schwelgen. Ginger war überzeugt, dass sie das absichtlich tat.
„Eigenartig, dass Alex inzwischen das einzige noch lebende männliche Familienmitglied ist. Weißt du noch, Anna, wie gut unsere Männer sich zu Lebzeiten
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