Romana Gold Band 13
Wenn hier einer die Polizei rufen sollte, dann bin das ich, weil Sie mich völlig grundlos angegriffen haben.“
„Du solltest dich mal hören, Alex“, unterbrach seine Mutter ihn. „Du klingst wie ein eingebildeter Esel.“ Anna griff nach Gingers Arm. „Sie haben recht, meine Liebe, wir sollten fahren. Schließlich wollen wir unser Schiff nicht verpassen.“
Aber so einfach sollten sie nicht davonkommen. Trotz seiner Größe und seines angeschlagenen Zustands war Alex blitzschnell auf den Füßen und drängte Ginger und seine Mutter in das Taxi. Dann zwängte er sich neben sie auf den Rücksitz und rief dem Fahrer auf Griechisch etwas zu.
„Vielleicht erklärst du mir mal, wieso du mit dieser rothaarigen Furie eine Kreuzfahrt machst“, sagte Alex, als der Wagen losgefahren war.
„Ich mache Urlaub“, erwiderte Anna. „Ginger ist meine Begleiterin. Und bevor du fragst – Dr. Jenkins hat es erlaubt.“
Ginger spürte, dass Alex sie ansah, und hielt deshalb den Kopf gesenkt. Nach der Aufregung der letzten halben Stunde wurde ihr erst jetzt richtig bewusst, was sie getan hatte. Sie hatte den Sohn ihrer Arbeitgeberin angegriffen. Damit konnte sie ihren Traumjob wohl abschreiben. Dabei hatte sie fest auf ihren Sechsmonatsvertrag gebaut, um mit dem Verdienst ihren Kontostand dem magischen Betrag näher zu bringen, den sie zur Eröffnung eines eigenen Kosmetikstudios brauchte. Jetzt sah sie ihren Traum wie eine Seifenblase zerplatzen.
Unvermittelt ließ Alex einen griechischen Wortschwall auf Anna los und streckte zur Bekräftigung seinen Arm nach ihr aus. Als er dabei Gingers nackten Rücken berührte, zuckte sie nervös zusammen.
Sie konnte sich vorstellen, was für ein Mensch Alex war. Roh und gefühllos. Seine eigene Mutter hatte angedeutet, dass sie sich nicht sehr nahe standen. Nach der arroganten Art, wie er sie beide wie lästige Gepäckstücke ins Taxi verfrachtet hatte, konnte Ginger das verstehen. Arroganter Grobian, dachte sie und bemerkte dann erschrocken, dass sie es laut gesagt hatte.
„Wenn Sie den morgigen Tag noch erleben wollen, dann würde ich an Ihrer Stelle jetzt den Mund halten. Sie haben schon genug angerichtet! Meine Mutter entführt, mich angegriffen … Noch ein Wort, und Sie landen in einem griechischen Gefängnis.“
„Genug jetzt, Alex“, fuhr Anna ihm streng über den Mund. „Ein Taxi ist kein Ort zum Streiten. Außerdem sind wir da.“
Ohne ein weiteres Wort stieg Alex aus und ging auf die andere Wagenseite, um seiner Mutter die Tür aufzuhalten. Als Ginger verstohlen zu den beiden hinübersah, bemerkte sie, wie Alex seiner Mutter einen leichten Kuss auf den Kopf hauchte, ehe er sie die Gangway des Schiffs hinaufbegleitete.
Ginger wurde plötzlich unsicher. Vielleicht hatte sie sich in Alexandros doch getäuscht. Bei dem Gedanken an den Vorfall vor dem Café fiel Ginger gleich noch etwas ein. Für eine Frau, die ihren Sohn angeblich kaum zu sehen bekam, hatte Anna angesichts seines plötzlichen Erscheinens wenig überrascht gewirkt, sondern eher erheitert. Das erschien Ginger reichlich merkwürdig.
Sie seufzte leise. Was machte das jetzt schon? Sie war sich ziemlich sicher, dass sie ihren Job los war. Die Kreuzfahrt hätte sie gern noch zu Ende gemacht, aber Alex Statis’ bitterbösem Gesichtsausdruck nach würde sie wohl schon im nächsten Flugzeug nach England sitzen.
Aber da sollte sie sich getäuscht haben …
Auf dem Schiff hielt Ginger es für angebracht, Mutter und Sohn erst einmal eine Weile allein zu lassen. In der Zwischenzeit unterhielt sie sich mit einem Mitreisenden, der ihr von seinem Tagesausflug nach Lindos vorschwärmte.
Als Ginger wenig später in die Kabine kam, spürte sie sofort, dass etwas in der Luft lag. Anna saß mit gefalteten Händen in einem Sessel, während Alex wie ein Tiger im Käfig auf und ab ging.
„Schnelligkeit ist wohl nicht Ihre Stärke, Miss Martin?“ Er sah Ginger aus seinen dunklen Augen so zornig an, dass sie erschrocken zusammenzuckte.
„Mir war nicht bewusst, dass Grund zur Eile besteht“, erwiderte sie. „Schließlich sind wir ja noch drei Tage auf dem Schiff.“
„Nein, sind Sie nicht.“ Ginger wurde flau im Magen. Ihr sollte also tatsächlich gekündigt werden! Zu ihrer Überraschung fügte Alex jedoch hinzu: „Sie packen jetzt und machen sich reisefertig. Ich werde den Kapitän bitten, mit dem Ablegen zu warten, bis Sie fertig sind. Aber beeilen Sie sich, jede Minute kostet mich ein
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