Romana Gold Band 13
zufrieden.
„Kann ich mich jetzt umziehen?“, fragte Caroline spitz, als alles ausgepackt war. Er nickte und verschwand nach unten. Die Luft unter dem Dach war eisig, und selbst die paar Sekunden ohne Kleidung ließen sie fast erstarren. So schnell wie möglich schlüpfte Caroline in die Bergsteigerkleidung.
Vorsichtig kletterte sie dann in ihren schweren Schuhen die Leiter hinab. Es wäre eine Ironie des Schicksals, wenn sie sich schon vor Beginn ihrer Bergtour verletzte. Vorsichtig setzte sie die Füße von einer Sprosse auf die andere. Sie konnte Rafe nicht sehen, aber sie spürte seine Nähe. Womöglich kam er ihr zu Hilfe. Das wollte sie nicht. Die letzten Sprossen nahm sie schneller.
Rafe stellte eine Schale mit Haferbrei auf den Tisch. „Iss das“, forderte er Caroline auf. Er schob ihr einen Topf mit Honig zu. Caroline nahm einen Löffel davon und rührte ihn langsam unter den Brei. Er schmeckte besser, als er aussah, und war vermutlich sehr nahrhaft. Entschlossen begann sie zu essen. Rafe hatte sich ihr gegenüber gesetzt und sah ihr dabei zu. „Hast du Erfahrung im Bergsteigen?“, fragte er schließlich.
„Nein.“
Rafe schüttelte den Kopf. „Ich mache dir einen Vorschlag“, bot er dann an. „Georgio und seine Freunde haben viel über die Widerstandskämpfer berichtet. Lass uns einen langen Spaziergang machen, und ich erzähle dir alles, was ich darüber weiß.“
Caroline schüttelte entschlossen den Kopf. „Ich will dort hinauf.“
„Mitten im Winter?“ Er hatte ihr diese Frage schon einmal gestellt. Nun schien er ein letztes Mal an ihre Vernunft appellieren zu wollen.
Ihre Antwort war die gleiche. „Ja. Jetzt!“
„Elpida hat recht“, sagte er nach einem Moment. „Mein Bruder sollte besser auf dich aufpassen. Er hätte dich nicht herkommen lassen sollen.“
„Was soll das heißen?“, fuhr Caroline auf. „Christopher gibt mir keine Befehle.“
„Natürlich nicht, dazu ist er zu zivilisiert.“ Rafe lächelte anzüglich. „Wenn ich dich allerdings in die Berge führen soll, werde ich dir Befehle geben. Ich will nicht, dass du dir den Hals brichst … nicht einmal ein Bein. Du magst zwar die richtige Ausrüstung haben, aber du bist nicht auf ein solches Abenteuer vorbereitet.“
Dieser Meinung war sie nicht. Sie war überzeugt, dass sie ungeahnte Kräfte hatte. „Wenn du es dir anders überlegt hast“, erwiderte sie steif, „muss ich mir entweder einen anderen Führer suchen oder allein gehen.“
Das Lächeln verschwand aus seinem Gesicht. „Du meine Güte!“, stieß er hervor. „Du bist nicht nur unvorbereitet, sondern völlig verrückt. In weniger als zehn Minuten würdest du einen Erdrutsch lostreten und dich selbst darunter begraben.“
Allein zu gehen wäre ihr nicht wirklich eingefallen, aber er schien sie für so naiv zu halten. „Ich werde dich führen“, lenkte er jetzt ein. „Aber ich sage dir, wenn du dich nicht genau an meine Anweisungen hältst, bringe ich dich zurück … notfalls wie ein Paket über der Schulter.“
„Vielen Dank.“ Ein paar Sekunden lang hatte sie ihn irritiert, und sie konnte es sich nicht verkneifen hinzuzufügen: „Ich werde Christopher erzählen, wie hilfsbereit du warst.“
Rafe lachte laut auf. „Sag meiner Mutter, sie soll mir weiter schreiben“, forderte er sie auf. „Ich bin neugierig, wie Christopher mit dir fertig wird.“ Dann wechselte er das Thema. „Wenn du fertig bist, lass uns gehen.“
„Was soll ich mitnehmen?“
„Nichts.“ Auf dem Boden neben der Tür lag ein prall gefüllter Rucksack. „Mir ist es lieber, wenn du mit leichtem Gepäck wanderst.“
Caroline hatte nichts dagegen. Sie nahm ihre Handtasche, die sie über die Stuhllehne gehängt hatte. „Darin habe ich meinen Pass, Geld und das Flugticket.“
„Wo wir hingehen, wirst du das nicht brauchen. Ich werde es bei meinen Nachbarn hinterlegen.“
Sie gab Rafe die Tasche, doch kaum hatte sich die Tür hinter ihm geschlossen, hätte sie am liebsten etwas gegen die Wand geworfen. Der alte Kochtopf hätte schön geklappert, aber sie hätte damit eingestanden, dass sie die Beherrschung verloren hatte. Das war nicht der Fall, und es würde auch nicht geschehen! Innerlich aber kochte sie vor Wut. Sie konnte Christophers Bruder nicht ausstehen.
Sobald Rafe zurückgekehrt war, brachen sie auf. Das Dorf wirkte so still und verlassen wie gestern bei ihrer Ankunft. Caroline wusste jetzt, dass einige Familien hier tapfer überwinterten, doch die
Weitere Kostenlose Bücher