Romana Gold Band 15
nachgehakt.
„Ja. Sie haben sicher gehört, dass er die Firma von seinem alten Onkel Emilio übernommen hat.“
„Nein … nein, das wusste ich nicht …“ Beinah ließ sie den Hörer fallen.
„Soso! Die clevere Miss Georgina Brandon ist tatsächlich nicht auf dem Laufenden. Das kommt wohl davon, wenn man in der Wildnis festsitzt“, meinte der Londoner Manager hämisch.
Da sie viel zu bestürzt war, um ihn in seine Schranken zu weisen, schwieg sie, als er einräumte, dass ihr Großvater nicht besonders glücklich über die Situation sei.
„Antonio Ramirez befindet sich offenbar auf dem Kriegspfad, und Sir Robert hat gesagt, wir müssen die Sendung so schnell wie möglich ausfindig machen. Anscheinend ist der Typ Anwalt. Und Sie wissen ja, wie die sind. Also, gehen Sie alle Frachtbriefe genau durch, sonst müssen Sie womöglich dafür geradestehen“, hatte er voller Genugtuung hinzugefügt, bevor er aufgelegt hatte.
Noch immer verblüfft über die Neuigkeit, dass Antonio jetzt für die Firma arbeitete, atmete Gina tief durch.
Schließlich sagte sie sich, dass es keinen Sinn habe, einfach nur dazusitzen, und strich sich durch das lange hellblonde Haar. Sie musste sich zusammenreißen – und die Situation in den Griff bekommen.
Immerhin war es acht Jahre her, dass sie den Mann, in den sie sich so verzweifelt verliebt hatte, zum letzten Mal gesehen hatte. Allerdings war sie damals erst achtzehn gewesen. Und Mädchen in dem Alter verliebten sich ständig in die unpassendsten Männer. Außerdem hatte sie seitdem viele Freunde gehabt. Hatte einer von ihnen ihr etwas bedeutet? Na, sie hatte noch genug Zeit, um den Richtigen zu finden!
Als Filialleiterin eines großen Weinhandels hatte sie oft mit der Firma Ramirez zu tun gehabt. Also, warum geriet sie dann in Panik, nur weil zum ersten Mal Antonios Name gefallen war?
Eigentlich hätte ihr klar sein müssen, dass Antonio die Firma irgendwann von seinem Onkel übernehmen würde. Genauso wie sie einmal die Nachfolge ihres Großvaters antreten würde.
Im Jahr 1791 hatte ihr Vorfahr Kapitän James Brandon das Unternehmen gegründet. Nachdem er in der Marine gedient und in den Ruhestand gegangen war und eine reiche spanische Witwe geheiratet hatte, hatte er angefangen, hochwertigen Sherry und Wein von den Weinbergen seiner Familie in der Nähe von Cadiz zu importieren. Brandon’s of Pall Mall war mittlerweile einer der ältesten und erfolgreichsten Weinhändler im Land. Außerdem verfügte die Familie über ständig wachsenden Grundbesitz, unter anderem über mehrere große Gebäude in einer der teuersten Gegenden Londons.
Die Firma war immer von den Vätern an die Söhne weitervererbt worden, doch die Tradition war nicht fortgesetzt worden, als ihre Eltern bei einem tragischen Autounfall ums Leben gekommen waren. Sie, Gina, war damals noch ein kleines Kind gewesen. Da ihr Vater keine Geschwister gehabt hatte, war sie bei ihren Großeltern aufgewachsen, und zwar in dem Bewusstsein, dass sie die Alleinerbin des Familienunternehmens war.
Leider schienen ihre zunehmend verzweifelteren Gebete, dass ihr Großvater noch viele Jahre am Ruder sein möge, nicht erhört zu werden. Er hatte den Tod ihrer geliebten Großmutter vor fünf Jahren nie richtig verwunden und schien mit jedem Tag zerbrechlicher zu werden. Und ihr graute davor, die Geschäftsleitung in naher Zukunft übernehmen zu müssen.
Andererseits hatte ihr Großvater alles getan, um ihr das nötige Rüstzeug mitzugeben. Er war erfreut gewesen, als sie eine gute „Nase“ entwickelt hatte, und entzückt, als sie die Winzerprüfung bestanden hatte. Und mit ihrer kürzlichen Ernennung zur Leiterin des Geschäfts und Lagers in Ipswich sammelte sie nun praktische Erfahrungen.
Es änderte allerdings nichts an der Tatsache, dass sie erst sechsundzwanzig war. Und zwischen der Leitung einer kleinen Filiale und der eines internationalen Unternehmens lagen Welten.
Es würde sich zeigen, was die Zukunft brachte. In der Zwischenzeit musste sie, Gina, versuchen, ihre kurze Beziehung mit Antonio Ramirez zu vergessen, und sich auf die Suche nach der verloren gegangenen Lieferung machen.
Das war jedoch leichter gesagt als getan. Vier Tage später wusste Gina immer noch nicht, wohin die Lieferung gegangen war. In Suffolk war sie jedenfalls nicht gelandet, denn sie hatte alles mehrfach überprüft.
Leider sah es so aus, als hätte die Neuigkeit über Antonio Ramirez bewirkt, dass sie wieder von jenem schrecklichen
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