Romana Gold Band 15
von Harold Preston, dem Diener ihres Großvaters, empfangen, der ihnen sein Mitgefühl aussprach. Er und seine Frau Anna, die in der Küche das Regiment führte, solange Gina sich erinnern konnte, taten ihr Bestes, um ihr möglichst viel abzunehmen.
Allerdings wusste sie nicht, was sie gemacht hätte, wenn Antonio nicht bei ihr gewesen wäre.
Es war erschreckend, wie viele Formalitäten nach dem Tod eines Angehörigen erledigt werden mussten.
Nachdem sie mit Antonio darüber gesprochen hatte, einigten sie sich auf eine Beisetzung im engsten Familienkreis und eine anschließende Trauerfeier in einem größeren Rahmen.
„Er war ein wichtiger Mann“, gab Antonio zu bedenken. „Und das bedeutet, dass viele seiner alten Freunde und Bekannten und seine vielen Geschäftspartner ihm die letzte Ehre erweisen möchten. Soll ich seine Sekretärin bitten, eine Gästeliste aufzustellen?“
„Oh ja, danke!“ Gina seufzte erleichtert. „Wir werden viele Beileidsbriefe beantworten müssen. Und viele von Grandpas alten Freunden kenne ich gar nicht. Ich möchte sie auf keinen Fall übergehen, indem ich ihnen keine Einladung schicke.“
Die Beerdigung fand in der alten Kirche statt, in der Antonio und sie erst vor wenigen Wochen geheiratet hatten. Als Gina dort mit ihm eintraf und es zu regnen begann, erschien ihr dies irgendwie passend. Und obwohl es ein sehr trauriger Anlass war, half es ihr enorm, dass Antonio bei ihr war und die ganze Zeit ihre Hand hielt.
Als sie am Abend auf dem Sofa im Arbeitszimmer ihres Großvaters saßen – den großen, unpersönlich eingerichteten Salon im ersten Stock mochte sie noch nicht betreten –, barg Gina erleichtert den Kopf an seiner breiten Schulter, während sie mit Antonio über die Ereignisse des Tages sprach.
„Leider muss ich dich für ein paar Tage allein lassen, Schatz“, erklärte er schließlich, „denn ich kann es mir nicht leisten, meine Reise nach Kalifornien abzusagen. Wie du weißt, haben sich einige Winzer aus dem Napa Valley bereit erklärt, mich auf ihren Weinbergen herumzuführen. Und da die Amerikaner wegweisend im Einsatz moderner Technologie sind, muss ich mich dort unbedingt informieren.“
„Ja, natürlich musst du fliegen.“ Seufzend fügte sie hinzu: „Ich wünschte, ich könnte dich begleiten.“
„Hm … Das wünschte ich auch.“ Er küsste sie auf die Stirn. „Aber zur Trauerfeier werde ich wieder zurück sein und dir zur Seite stehen.“
„Das ist eine große Erleichterung. Ich kenne viele Namen auf der Liste, die Grandpas Sekretärin aufgestellt hat, gar nicht. Und ich brauche dich unbedingt an meiner Seite, wenn ich all diesen Leuten gegenübertreten soll.“
„Mach dir keine Sorgen – ich werde da sein. Außerdem ist morgen der Termin mit eurem Familienanwalt, Schatz“, erinnerte er sie. „Wenn du die Firma tatsächlich geerbt hast, wirst du viel zu beschäftigt sein, um mich zu vermissen.“
Als Gina am nächsten Tag vor dem großen, anonymen Bürogebäude in der Londoner City aus dem Taxi stieg, musste sie daran denken, wie schwer ihr der Abschied von Antonio am Morgen gefallen war. Da sie noch nie mit den Anwälten ihres Großvaters zu tun gehabt hatte, war sie nicht sicher, was sie hinsichtlich seines Testaments erwartete.
Kurz darauf wurde sie von der Sekretärin in ein geräumiges, hochmodernes Büro geführt und von einem großen, onkelhaft wirkenden Mann mittleren Alters mit einem herzlichen Händeschütteln begrüßt.
„Wie Sie sicher bereits wissen, hatte Sir Robert Sie von jeher zur Alleinerbin bestimmt“, erklärte er, nachdem er ihr bedeutet hatte, auf dem Stuhl vor seinem Schreibtisch Platz zu nehmen, und ihr eine Tasse Kaffee angeboten hatte.
„Natürlich hat er auch einige andere Personen, wie zum Beispiel seine Hausangestellten, in seinem Testament bedacht. Ansonsten sind Sie aber die alleinige Erbin von Brandon’s of Pall Mall.“
Während Gina dasaß und überlegte, was sie darauf erwidern sollte, fuhr der Anwalt fort: „Es gibt allerdings ein Kodizill, das er vor Kurzem hinzugefügt hat. Also, Mrs … Señora Ramirez …“ Er schenkte ihr ein strahlendes Lächeln. „Sie sind jetzt eine sehr reiche Frau.“
„Ein Kodizill?“, wiederholte sie leise und krauste die Stirn.
Der Anwalt nickte. „Ich brauche Sie sicher nicht mit juristischen Fachausdrücken zu langweilen.“ Er rückte die Unterlagen auf seinem Schreibtisch zurecht. „Ihr Großvater hat mich vor etwas über einem Monat aufgesucht und
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