Romana Gold Band 15
zuzugeben, dass sein Vorschlag von Anfang an unsinnig gewesen war. Irgendwie musste sie seinen Stolz beruhigen, musste ihn zur Einsicht bewegen. Ohne dass er losrannte und seine Anwälte informierte. Das konnte doch nicht unmöglich sein, oder? Vielleicht schwierig, aber nicht unmöglich.
Er lehnte sich in den Stuhl zurück und legte die Fingerspitzen aneinander. „Wie kommen Sie zu diesem erstaunlichen Schluss? Es würde mich interessieren.“
Sein Interesse war gespielt, das wusste sie. Er nahm sie nicht ernst – wie man ein Kind nicht ernst nimmt, das einen Denkfehler gemacht hatte. Er hatte nicht die Absicht, seine Meinung zu ändern.
Aber sie war kein Kind, und was sie ihm zu sagen hatte, machte durchaus Sinn. Sehr viel sogar. Sie war entschlossen, ihm dies klarzumachen. „Ihrer Vorstellung, dass eine Heirat für Juan das Beste wäre, fehlt die Logik. Wenn es zu einer Scheidung käme, wäre es noch schlimmer für ihn. Auf lange Sicht ist es für ihn besser, dass er ein Elternteil als Bezugsperson hat – nämlich mich. Diese Bezugsperson wäre während seiner Kindheit und Jugend immer für ihn da.“
„Es wird keine Scheidung geben.“ Er hörte sich fast gelangweilt an. „Deshalb wird die Frage nach geteilten Loyalitäten nie aufkommen.“ Er legte einen Geldschein auf den Tisch. „Wenn Sie kein anderes Argument vorbringen können, schlage ich vor, wir brechen auf.“
Sie hatte genug Argumente. Sie hatte noch gar nicht richtig angefangen. Und das sagte sie ihm auch.
Er stand auf. „Ich fürchte, das wird warten müssen. Wir hätten bereits vor einer halben Stunde in der Bodega sein sollen“, erwiderte er kühl. „Wir reden später weiter. Kommen Sie.“
Sie hasste ihn dafür. Wütend sprang sie auf. Aber ihre Wut schien ihn eher zu amüsieren. Er wusste, dass sie nichts machen konnte. Cathy wollte sich weigern, mit ihm irgendwohin zu gehen. Sie wollte zum Haus zurück und ihre Koffer packen. Aber das würde sie auch nicht weiterbringen. Und seltsamerweise, unlogischerweise, wollte sie mit ihm zusammen sein. Natürlich nur, weil er gesagt hatte, dass sie später weiterreden könnten, versicherte sie sich selbst, während sie die engen Gassen der Altstadt hinter sich ließen und auf eine breite Durchgangsstraße kamen, auf der hektischer Verkehr herrschte.
Javier marschierte, ohne sie zu beachten, schnurstracks weiter. Er hat eine lausige Laune, dachte Cathy. Ihr Nein zu seinem Heiratsangebot war mit Sicherheit der Grund dafür. Seiner Meinung nach hätte sie wohl vor lauter Dankbarkeit vor ihm auf die Knie fallen müssen.
Sie malte sich gerade in lebhaften Farben aus, welche Folter für ihn ihr wohl die größte Befriedigung einbringen würde, als er, ohne ihr auch nur einen Blick zu gönnen, in eine ruhige Straße einbog, in der auf beiden Seiten Lagerhäuser standen.
Ihr war heiß, und sie fühlte sich zu allen Gemeinheiten fähig. Sie würdigte ihn keines Blickes, als er sie durch einen großen Torbogen in eines der Gebäude führte.
Hier drinnen war es kühl und dunkel, und es dauerte einen Moment, bis Cathy die Orientierung wiedergewonnen hatte. Lange genug, um in eine Gruppe von Leuten hineinzustolpern und ihre Entschuldigung zu murmeln.
Bis ihr klar wurde, was sich abspielte.
Es war offensichtlich eine offizielle Führung durch die Bodega, und Javier gab sie an den Reiseleiter weiter, froh, die Last endlich los zu sein. Deshalb hatte er es also so eilig gehabt! Wenn sie die Führung verpasst hätten, hätte er sich selbst um sie kümmern müssen! Das hatte er also damit gemeint, als er ihr gesagt hatte, er würde ihr das Sherry-Geschäft erklären!
Ihre Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt, und ärgerlich starrte sie hinter Javier her, der sich mit langen Schritten von der Touristengruppe entfernte. Er hatte gesagt, er würde den Tag zusammen mit ihr verbringen. Aber da sie ihm einen Korb gegeben hatte, hatte er sich ihrer bei der ersten Gelegenheit entledigt. Sie konnte sich bestens vorstellen, wie eine Ehe mit ihm aussehen würde: Tu, was man dir sagt, sonst …
Aber schließlich hatte sie nicht zugesagt, den Tag mit ihm zu verbringen, weil sie seine Gesellschaft so faszinierend fand, erinnerte sie sich, sondern weil sie es als gute Gelegenheit angesehen hatte, ihm ihre Meinung zu sagen. Was also kümmerte es sie, dass er sie hier „ablud“?
Cathy hörte kaum, was der Führer erklärte. Sie war zu verwirrt und wütend. Viel lieber wäre sie allein durch die dunklen
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