Romana Gold Band 15
Gänge gewandert, die an eine Kathedrale erinnerten, und hätte ihre Gedanken wieder in Ordnung gebracht.
Aber sie zwang sich, sich auf die Worte zu konzentrieren, lief mit der Gruppe von einer riesigen Bodega – oder Weinkeller – in die nächste, und versuchte, den Sinn der Worte zu verstehen. Schließlich standen sie in einer großen Maschinenhalle, in der, wie der Leiter erklärte, der Sherry in Flaschen abgefüllt wurde.
Die technische Seite der Sherry-Produktion war kompliziert, aber sie hätte gern mehr erfahren. Mit Javier als privatem Tutor? Die Frage kam aus dem Nichts, und sie verdrängte sie auch sofort wieder. Mit der Gruppe stieg sie eine metallene Treppe zu einer Art Aussichtsplattform hinauf. „Wir gehen jetzt zur Sherry-Probe“, hörte sie jemanden sagen.
Cathy lächelte. Wahrscheinlich war sie schon allein durch den Geruch halb benommen. Und dann erblickte sie Javier unterhalb der Plattform, wie er heftig gestikulierend mit einem der Arbeiter zusammenstand.
Erschreckenderweise hatte sie das Bedürfnis, zu ihm hinunterzurennen. Warum? Damit er sie umarmte, einen Arm um ihre Hüfte legte und sie zu sich an seinen virilen, männlichen Körper heranzog? Von ihren Gedanken schockiert, schloss sie die Augen. Wenn sie ihn nicht mehr sah, mussten auch diese irrsinnigen Gedanken verschwinden, sagte sie sich.
Was um alles in der Welt war nur mit ihr los? Wie konnte sie sich von einem Mann wie Javier Campuzano physisch so angezogen fühlen? Er war ihr Gegner, ihr Feind, er war skrupellos, hinterlistig und bösartig. Sich von ihm angezogen zu fühlen war Wahnsinn, vor allem, da er deutlich gemacht hatte, dass er in dieser Hinsicht nicht im Geringsten an ihr interessiert sei. Dass eine Ehe nur auf dem Papier bestehen würde. Die Annäherungsversuche, die er gemacht hatte, waren lediglich ein Mittel gewesen, um zu beweisen, wie unpassend sie als Mutter für seinen Neffen war.
„Geht es Ihnen nicht gut?“ Eine mütterlich besorgte Dame aus der Touristengruppe legte ihr vorsichtig eine Hand auf die Schulter.
Cathy riss die Augen auf. Sie benahm sich wie eine Närrin! „Doch, danke, mir geht es gut“, versicherte sie schnell. „Es ist nur so laut hier drin.“
Nein, es geht mir überhaupt nicht gut, gestand sie sich ein. Sie hätte sich ohrfeigen können und wünschte sich, sie würde endlich ihre Fassung wiedererlangen. Javier war verschwunden. Sie hatte ihn mit einer kindischen Geste aus ihrem Gesichtsfeld verdrängen wollen, und jetzt, da er nicht mehr da war, fühlte sie sich wie am Boden zerstört.
„Zeit für den Lunch.“
Sie brauchte sich nicht umzudrehen. Diese Stimme würde sie überall wiedererkennen. Die leichte Berührung auf ihrem Arm – wohl, um ihre Aufmerksamkeit zu erlangen – ließ ihren Herzschlag aussetzen. Für einen Sekundenbruchteil erfüllte sie unermessliche Erleichterung. Er hatte sie also nicht einfach „abgeladen“ und stehen lassen.
Sie schämte sich ihrer Reaktion. Er durfte nichts von dieser irrwitzigen Erleichterung merken. Also nahm sie sich Zeit, bevor sie sich umdrehte. „Aber die Tour ist noch nicht zu Ende“, hielt sie ihm kühl entgegen. „Die Sherry-Probe steht noch bevor. Außerdem sollen wir auch die Kisten sehen, die berühmten Persönlichkeiten gewidmet sind, und …“
„Schon bald werden Sie eine persönliche Führung von mir erhalten“, unterbrach er sie übel gelaunt. „Ich habe ein langes und anstrengendes Telefonat mit unserer Reederei in Cadiz hinter mir. Ich muss etwas essen, auch wenn Sie vielleicht nichts brauchen.“
Um seine Augen und seinen Mund hatten sich kleine Falten eingegraben. Mit einem Anflug von Schadenfreude beschloss Cathy, dass er sie wahrscheinlich verdient hatte. Doch als sie schließlich aufgab und mit ihm von der Plattform hinunterstieg, fragte sie sich, warum sie sich plötzlich so beschwingt fühlte.
Natürlich hatte die Einladung zum Lunch nichts mit ihr zu tun. Der Herr hatte Hunger. Und da er mal wieder seinen Willen durchgesetzt hatte, war er mit sich und der Welt zufrieden.
Als Cathy und Javier aus dem kühlen Weinkeller auf die sonnenüberflutete Straße hinausgingen, blinzelte Cathy geblendet. Ihre Augen waren noch an das schummerige Licht der Bodega gewöhnt. Er musste es bemerkt haben, denn noch bevor sie wusste, wie ihr geschah, standen sie in einem Optikerladen, und er suchte eine Sonnenbrille für sie aus.
„Hier, tragen Sie die.“ Er setzte ihr die Brille auf. Cathy musste sich
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