Romana Gold Band 15
freundlich „Gute Nacht“, ging mit wütenden Verwünschungen für deren unmöglichen Sohn zu Bett und wachte am nächsten Morgen mit düsterer Stimmung auf.
Cathys Hoffnung, Doña Luisa die Wahrheit zu erzählen und auf ihre Hilfe gegen Javiers unglaubliche Forderungen zählen zu können, hatte sie gestern Abend begraben. Juans Großmutter war selig über die Aussicht auf eine nahe Hochzeit, die die Familie zusammenhalten und weiterführen würde. Und sie hatte auch noch einen Enkel, der die Erinnerung an ihren geliebten Sohn Francisco aufrechterhielt. Wenn diese „wunderbare Lösung“ sich erst als Trugschluss herausstellen würde, konnte Cathy unmöglich auf Unterstützung von dieser Seite hoffen.
„Warum gehen Sie nicht an die frische Luft?“, schlug Rosa vor, während sie zusammen das Baby wuschen. „Sie sehen aus, als hätten Sie nicht sehr gut geschlafen.“
Cathy musste zugeben, dass es keine schlechte Idee war. Das Baby war in guten Händen, das wusste sie, und sie musste sich überlegen, wie sie sich beim nächsten Treffen mit Javier verhalten sollte. Zuerst würde sie ihm natürlich die Meinung sagen, weil er so skrupellos gelogen hatte. Dann würde sie auf seinen Heiratsantrag zu sprechen kommen und dankend ablehnen. Doch damit riskierte sie, dass er sofort alles in Bewegung setzte, um das Sorgerecht für das Kind zu bekommen. Oder sollte sie weiterhin so tun, als müsse sie seinen Vorschlag noch überlegen?
Da ihr der Sinn überhaupt nicht nach Frühstück stand, entschloss sie sich, Rosas Vorschlag anzunehmen, und ging in den Garten hinaus.
Sie wusste nicht, was sie tun sollte. In Gedanken ging sie die Ereignisse mit Cordy noch einmal durch, betrachtete das Problem von allen Seiten, aber sie kam zu keiner Lösung. Es war nicht gut, sich mit Javier anzulegen. Bei der Vorstellung, was ihr noch alles bevorstand, fröstelte sie und rieb sich die Oberarme.
Hinter ihr erklang die unverkennbare, attraktive Stimme des Mannes, der sie fast zum Wahnsinn trieb. „In Träume versunken, Cathy?“ Seine Hände lagen auf ihren Schultern, und sie blieb stocksteif stehen. In der kühlen Morgenluft konnte sie die Wärme, die von seinem Körper ausstrahlte, deutlich an ihrem Rücken spüren.
Ihre Kehle war wie zugeschnürt. Das lag nur daran, dass sie noch keinen Weg aus dieser verzwickten Situation gefunden hatte und nicht wusste, wie sie auf seinen Antrag antworten sollte. Würdevolles Schweigen war immer noch besser als hilfloses Gestammel! Sie versuchte, sich frei zu machen, doch sein Griff wurde fester, und er drehte sie zu sich um. Kühle Augen unter schwarzen Brauen musterten sie, und der sinnliche Mund verzog sich amüsiert. „Wir verbringen den Tag zusammen, und ich zeige Ihnen meine Stadt. Eines Tages wird es auch Ihre Stadt sein. Ich möchte Ihnen den ersten Eindruck schenken.“
„Nein.“ Der Vorschlag war leicht abzulehnen. Mit seinem blütenweißen Hemd und den engen schwarzen Hosen glich er einem Mann, bei dem selbst die vernünftigsten Frauen schwach werden konnten. Und sie hatte bereits die Erfahrung machen müssen, welche Wirkung er auf eine vernünftige Frau wie sie hatte.
„Ich bestehe darauf.“ Seine Stimme klang wie ein Schnurren, aber in seinen Augen funkelte es gefährlich.
„Ich habe ein Baby, um das ich mich kümmern muss“, gab sie eisig zurück. „Aber das vergessen Sie natürlich lieber.“
Sie sah, wie sich sein Mund zu einem Lächeln verzog – die Selbstsicherheit eines Raubtieres, das seiner Beute sicher war. „Verzeihen Sie mir, dass ich Sie gestern Abend allein gelassen habe. Meine Verabredung war nicht zu verschieben. Aber heute werde ich Sie nicht allein lassen. Während ich Juan besucht habe, habe ich Rosa instruiert, auf ihn aufzupassen, bis wir wieder zurück sind. Sie hat freudig zugestimmt.“ Um seine Augen bildeten sich kleine Lachfältchen, die ihr Herz einen Pulsschlag aussetzen ließen. „Ich entwickle mich zum Experten, wenn es darum geht, ihn von seinen Blähungen zu befreien. Und ich habe ihm beigebracht, wie man ‚Papa‘ sagt.“
Das beruhigte ihren Pulsschlag wieder. Lügner! Ihr wurde klar, dass er ohne Skrupel über alles jeden anlügen würde, wenn es nur in seinen Plan passte.
Nun gut, sie würde ihn begleiten. Aber nur so lange, wie es dauerte, ihm ihre Meinung über Lügner mitzuteilen!
Den unbequemen Gedanken, dass auch sie nichts anderes getan hatte, als ihn über ihre Stellung zu dem Kind anzulügen, verdrängte sie. Sie
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