Romana Gold Band 15
zusammennehmen, um bei der flüchtigen Berührung nicht zusammenzuzucken.
„Sie steht Ihnen.“ Er trat einen Schritt zurück und betrachtete sie. Seine Mundwinkel hoben sich zu einem Lächeln. „Sie haben ein hübsches Gesicht.“ Sein Blick glitt an ihrer Figur hinunter. „Das ‚hübsch‘ gilt auch für den Rest.“
Sie wurde rot, und sie kam sich so lächerlich vor, dass sie sich auf dem Absatz umdrehte und zur Tür marschierte.
„Sie mögen keine Komplimente?“ Er hatte sie auf dem heißen Bürgersteig eingeholt. Er amüsiert sich bestens, dachte sie verärgert, und der Ärger galt mehr ihr selbst, denn sie reagierte so heftig wie ein unerfahrener Teenager.
Wenn sie tatsächlich Juans Mutter, Cordy, gewesen wäre, wäre ihr das Kompliment wie Honig die Kehle hinuntergelaufen, und wahrscheinlich hätte sie sogar mehr als nur eines erwartet. Aber da sie beim besten Willen nicht die Weltgewandtheit Cordys hatte, begnügte sie sich mit: „Nur, wenn sie ernst gemeint sind.“
„Warum glauben Sie, dass es nicht ernst gemeint war?“, wollte er wissen. Ein angedeutetes Lachen machte seine Stimme noch sinnlicher. Er nahm ihren Arm und schlenderte mit ihr die Straße hinunter. „Ich hätte gedacht, dass in Ihrem Beruf solche Komplimente allgemein üblich sind. Und was die Ernsthaftigkeit betrifft – warum sollte meine Reaktion auf ein hübsches Gesicht und einen schönen Körper anders sein als die anderer Männer?“
Weil ich nicht Cordy und auch nicht schön bin, antwortete sie in Gedanken. Und weil du mir gesagt hast, dass du, selbst wenn wir Mann und Frau sein sollten, mich nicht anrühren wirst.
Sie war erleichtert, als er sie in eine Bar führte, die einer Bodega glich. Touristen gab es hier nicht, und hinter der Glastheke war eine Unmenge an verschiedenen Tapas ausgestellt, die Cathy daran erinnerten, dass sie vor lauter Anspannung bisher noch nicht gefrühstückt hatte.
„Erlauben Sie mir, dass ich für Sie auswähle“, schlug Javier in seinem normalen, befehlsgewohnten Ton vor. Und dieses Mal nahm Cathy keinen Anstoß daran. Sie ließ sich von ihm zu einem der wenigen freien Tische führen.
„Das ist die beste Art, unseren Wein und unsere Spezialitäten zu probieren“, sagte er, während vor ihnen auf dem Tisch eine Anzahl an kleinen Tellern und ein halber Liter Fino servierte wurde. „Wenn Sie alles probieren und dann an einem guten Sherry nippen, werden Sie feststellen, wie hervorragend dieser Wein mit den verschiedenen Speisen harmoniert. Sherry, Tapas und ein gutes Gespräch dabei – das ist der bevorzugte Zeitvertreib der Bewohner von Jerez.“ Er goss die helle Flüssigkeit in die Gläser, lehnte sich wieder zurück und lächelte sie an. „Bedienen Sie sich. Und um die Unterhaltung in Gang zu setzen – erzählen Sie mir von sich.“
„Ich dachte, Sie hätten schon alles bei Ihren Nachforschungen herausgefunden.“ Sie probierte eine frittierte Krabbe und nippte an ihrem Glas. Sie traute weder seiner plötzlich so entspannten Laune noch seinem Interesse. Eigentlich war es sogar einfacher, mit ihm umzugehen, wenn er schlechte Laune hatte. Die Versuchung, sich von der gelösten Stimmung treiben zu lassen, war dann nicht vorhanden. Denn diese Stimmung war gefährlich.
„Ich hatte tatsächlich fälschlich angenommen, ich wüsste es“, gab er lächelnd zu. Ein Lächeln, bei dem ihr Herzschlag aussetzte. „Aber ich muss gestehen, Sie verwirren mich. Viele Ihrer Eigenschaften scheinen nichts mit der Beschreibung und meiner vorgefassten Meinung über Sie gemein zu haben.“
Er gab tatsächlich zu, dass er sich geirrt hatte. Was für eine Niederlage muss das für ihn bedeuten, dachte Cathy sarkastisch. Erneut nahm sie einen Schluck. Doch Gefahr lauerte. Wenn er erst damit begann, die verschiedenen Stücke zusammenzusetzen, konnte er bedrohlich nahe an die Wahrheit herankommen.
„Was ist das?“, fragte sie erstaunt und deutete auf einen Teller.
Er schob ihn mit dem Zeigefinger zu ihr hinüber und sah sie dabei an, als ob ihr Ablenkungsmanöver einen von ihm gehegten Verdacht bestätigte. „Gefüllte Artischocken“, antwortete er. „Vergessen Sie nicht, die klassischen Gerichte zu probieren.“ Mehr Teller wurden vor sie hingeschoben. „Schinken, Käse und Oliven.“
Sie begann, Fragen über das Essen zu stellen. Fragen, zu denen sie die Antworten bereits kannte. Sie redete bewusst langsam, bemühte sich, nicht überdreht zu wirken. Sie hörte seinen geduldigen Antworten kaum
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