Romana Gold Band 15
öffnete den Mund, doch bevor sie noch etwas sagen konnte, unterbrach er sie.
„Ich bestehe darauf, meine Liebe. In fünfunddreißig Jahren habe ich noch keine Frau getroffen, die widerstehen kann. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie da eine Ausnahme machen.“
6. KAPITEL
Eigentlich hätte Cathy längst an seine überhebliche Art gewöhnt sein müssen, aber es schockierte sie immer wieder. Und eine feine Röte überzog ihre Wangen, als sie sich fragte, ob er wohl darauf anspielte, dass sie ihm erlaubt hatte, sie in den Campos mehr oder weniger auszuziehen. Wenn er damals „darauf bestanden“ hätte, diese Episode weiterzuführen, hätte sie ihm widerstehen können? Sich selbst widerstehen können?
Nein. Das ehrliche Eingeständnis ließ ihre Knie weich werden, und sie schwankte.
„Vorsicht.“ Automatisch streckte er den Arm aus und fasste sie um die Hüfte, um sie zu stützen.
Für einen Moment trafen sich ihre Blicke. In seinen Augen ertrinken … Der Gedanke kam, ohne dass sie es wollte, und wenn er ein anderer gewesen wäre, hätte sie behauptet, dass er durch den unerwarteten Körperkontakt genauso mitgenommen war wie sie. Aber sie wusste es besser, oder nicht? Ihr Blick wanderte zu seinem Mund, in Gedanken zog sie die Konturen seiner Lippen nach. Ihr kam es so vor, als spüre sie, wie seine Lippen sich auf ihre pressten, konnte schmecken, wie sie fordernd mit ihrem Mund spielten …
Ein erstickter Laut entfuhr ihrer Kehle. Es war grässlich! Wieso hatte sie solche Empfindungen für ihn? Wie konnte sie solche Sehnsucht nach ihm haben? Ausgerechnet Javier Campuzano! Er war der letzte Mann, den sie so nah an sich heranlassen durfte. Und zu ihrem Entsetzen war er der einzige, für den sie je so gefühlt hatte. Selbst als sie geglaubt hatte, in Donald verliebt zu sein, hatte sie nie dieses überwältigende Verlangen gehabt, mit ihm schlafen zu wollen, seinen nackten Körper neben sich spüren zu wollen, seine Zärtlichkeiten genießen zu wollen …
„Fallen Sie mir nicht in Ohnmacht. Ich kenne da ein sehr nettes Bistro. Wir könnten dort frühstücken.“
Hörte sie da etwas Raues in seiner Stimme, oder bildete sie sich das nur ein? Ihr war plötzlich kalt. Schock verursachte seltsame Reaktionen. Sie fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen, und Javier sagte düster: „Kommen Sie, lassen Sie uns gehen.“ Er fasste sie mit eisernem Griff am Ellbogen und zog sie über das Kopfsteinpflaster.
Ihre Gedanken wirbelten durcheinander, und erst als sie draußen in der engen, schattigen Gasse standen, wurde ihr bewusst, wie verletzlich sie sich allein mit ihm vorkam. Sie wollte ins Haus zurückrennen, aber sie musste ein paar Dinge mit ihm klarstellen. Zum Beispiel, dass er seine Mutter über ihre angeblich gemeinsame Zukunft aufklären musste. Sie unterdrückte die Panik, richtete sich gerade auf und hielt mit ihm Schritt.
Schließlich traten sie aus dem Schatten der Gasse hinaus auf einen ruhigen, sonnigen Platz, der von Palmen und Orangenbäumen gesäumt war. Cathy atmete tief durch und sog den Duft ein. Mit einer flinken Bewegung löste sie ihren Arm aus seinem Griff. Für ihn war seine Hand auf ihrer bloßen Haut eine reine Höflichkeitsgeste, aber wenn er sie berührte, konnte sie nicht klar denken. Und sie musste jetzt einen klaren Kopf behalten, musste nachdenken und beobachten.
„Nun?“, fragte er sie ungeduldig ohne Einleitung.
Vielleicht war Javier auf ein Frühstück eingestellt, aber auch Cathy hatte Bedürfnisse. Und einige davon würde sie ihm ausdrücklich mitteilen. „Ich habe Notizen und Skizzen in der Gegend um die Finca gemacht“, begann sie. „Für die Bilder, die ich malen will, wenn ich nach London zurückkomme. Und das werde ich auch in Jerez tun.“ Sie streckte den Arm aus und zeigte auf ein Gebäude. „Was ist das?“
„Plaza del Progreso“, erwiderte er knapp. „Und dort steht das alte Rathaus, aus dem späten sechzehnten Jahrhundert. Hier“, er drehte sich abrupt, „die Kirche San Dionisio. Der Architekturstil ist als Mudéjar bekannt und typisch für Jerez.“ Er schlang einen Arm um ihre Hüfte und zog sie mit sich. „Sie werden noch genügend Zeit haben, um Notizen zu machen.“ Sie musste fast rennen, um mit ihm Schritt halten zu können.
Als Cathy und Javier auf den nächsten ruhigen Platz hinter San Dionisio einbogen, war sie außer Atem. Der elegante Platz mit seinem Marmorbrunnen, den verschnörkelten Laternen und den schmiedeeisernen Bänken
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