Romana Gold Band 15
bildete einen großartigen Kontrast zu dem massiven gelben Sandsteinbau der Kirche. In diesem Augenblick wusste Cathy, dass sie dem Zauber der Stadt erlegen war, dem Zauber Andalusiens erlegen war. Und für einen Moment vergaß sie Javier. „Himmel, ist das schön!“, stieß sie ergriffen hervor.
Aus einer der Schenken an der Straße drang Gesang, und plötzlich verspürte Cathy ein unaussprechliches Gefühl der Freiheit. Alle Sorgen waren verflogen. Javier wandte sich zu ihr, und seine Hand drückte ihre Finger, seine Augen tauchten warm in ihre, und seine Stimme klang wie dunkler Samt. „Dann bleib. Ich will nichts davon hören, dass du nach London zurückgehst, weil wir beide wissen, dass dies nicht geschehen wird.“
Der Zauber zerplatzte wie eine Seifenblase.
Er wollte, dass sie blieb, eingeschlossen in eine nur auf dem Papier existierende Ehe. Und nur deshalb, weil seine Versuche, sie zu kaufen, fehlgeschlagen waren. Eine Ehe war seine letzte Möglichkeit. Und er erwartete, dass sie seinen Antrag annahm. Aber selbst wenn sie wollte – was sie natürlich nicht tat –, sie konnte nicht. Wenn sie ihn je die Wahrheit erfahren ließe, würde dieser arrogante Spanier sofort mit einer Mannschaft der besten Anwälte anrücken und ihr das Baby wegnehmen.
Mit steinerner Maske sah sie, wie seine Augen sich verengten und er seine Hand zurückzog. „Sie sind also immer noch nicht bereit, mir eine Antwort zu geben. Nun gut, ich werde nicht drängen.“ Sein Mund wurde hart. „Aber überstrapazieren Sie nicht meine Geduld, Señorita.“
Jetzt war der richtige Zeitpunkt, ihm zu sagen, was sie von ihm hielt: dass er arrogant war, herzlos, ein Mann, der sogar die eigene Mutter belog. Aber sie war zu deprimiert, um sich mit ihm anzulegen. Fast willenlos ließ sie sich von ihm in eines der anliegenden Straßencafés leiten.
„Haben Sie Hunger?“
Widerwillig hob sie den Blick und sah ihn an. Was machte diesen Mann so mitleidlos gegenüber anderen? Machte ihn so sicher, dass er seinen Willen durchsetzen würde? Und warum fühlte sie sich so von ihm angezogen? Nur weil er seine Härte mit Charme kaschieren konnte?
Möge der Himmel mir helfen, dachte sie erschöpft und schüttelte den Kopf. Sie würde keinen Bissen hinunterbekommen.
Was ihr ein verdrossenes Zischen einbrachte. Er drehte sich um und schnippte mit den Fingern. Sofort stand ein Ober mit weißem Jackett an ihrem Tisch, der Campuzano freundlich begrüßte. In Rekordzeit standen frisch gepresster Orangensaft, Kaffee und Toast auf dem Tisch.
Sie sah zu, wie Javier den Toast mit Olivenöl beträufelte und an dem köstlichen, kühlen Orangensaft nippte. Es hatte keinen Zweck, den Kopf in den Sand zu stecken und darauf zu hoffen, dass Javier nicht weiter auf einer Heirat bestehen wurde. Denn das würde nicht passieren.
Ihr Zögern mit der Antwort hatte seinen Ärger schon angeheizt, und sie musste ihm zeigen, wie es um sie stand. Sie musste einfach einen Weg finden, ihm klarzumachen, wie irrsinnig die ganze Idee war.
Nervös nahm sie einen Schluck Kaffee. Sie sah sich um, um irgendein neutrales Thema als Gesprächsanfang zu finden. Ihr Blick blieb an den goldenen Früchten der Orangenbäume hängen. „Seltsam, nicht wahr? Ein Orangenbaum blüht und trägt Früchte zur gleichen Zeit.“ Im gleichen Augenblick wünschte sie, sie hätte geschwiegen.
„Genau wie eine Frau“, knurrte er nämlich, „die die Gedanken und Träume eines jungen Mannes beherrscht. Aber anders als der Baum ist eine solche Frau reine Fantasie und bleibt ein Traum.“ Seine Augen blickten sie kalt an, sodass sie meinte, das Blut würde ihr in den Adern gefrieren. Sie hatte keine Ahnung, wie ein so harmloser Satz eine solche Reaktion hervorrufen konnte. Sie hatte sich eingebildet, sie könnte die Atmosphäre vielleicht aufheitern, könnte ihn in eine verständnisvollere Stimmung versetzen, aber so …
Dann konnte sie nur den Stier bei den Hörnern packen. „Was Ihren Vorschlag betrifft …“ Sie sah, wie sich die düsteren Augenbrauen hoben und er sie selbstzufrieden ansah. „Nun, es geht nicht. Ich habe sehr viel darüber nachgedacht“, fügte sie hastig hinzu. Und als sie weitersprach, sah sie, wie an die Stelle ungläubigen Erstaunens Eiseskälte trat. Aber sie würde sich von diesem Blick nicht einschüchtern lassen. „Es wäre ein fürchterlicher Fehler für uns alle. Für Sie, für mich und für Juan.“
Nun war es heraus. Jetzt musste sie ihn nur noch dazu bringen,
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