Romana Gold Band 15
ohne hysterischen Anfall überstehen würde.
Denn er benahm sich wie ein Liebhaber, jeder Blick, jedes geflüsterte Wort der Erklärung oder jeder Kommentar von ihm steckte voll offener Zärtlichkeit, war wie ein Streicheln.
Er benahm sich nicht nur wegen seiner Mutter so, die er über die Heirat angelogen hatte. Nicht einer der Anwesenden erwähnte etwas davon. Sie hatten alles Mögliche angesprochen, nur nicht eine geplante Hochzeit. Vielleicht war gar nichts darüber gesagt worden.
Auch nicht deshalb, weil sie in ihrem Kleid elegant aussah und ihre Schönheit voll zur Geltung kam. Er wusste es besser, als sich durch Garderobe beeinflussen zu lassen.
Im Speisesaal war ein erlesenes Büfett vorbereitet, und die Tanten – ihre Zungen durch das gute Essen und den Wein gelöst – bombardierten Cathy mit freundlichen, gut gemeinten Fragen. Wie war ihr Eindruck von Spanien? Was dachte sie über Jerez? Hatte sie schon die Museen besucht? Stimmte es wirklich, dass es in England ständig regnete?
Nur eine erwähnte das Baby. Die anderen sind zu höflich, dachte Cathy, als sie von der wohlbeleibten Dame eingeladen wurde: „Sie müssen mich einmal mit dem Kleinen besuchen. Javier wird sich darum kümmern. Stimmt es, dass er Francisco aus dem Gesicht geschnitten ist?“
„Er gleicht ihm wie ein Ei dem anderen, Tía Carlota, bis hin zum letzten Grübchen“, antwortete Javier gewandt. Sein Daumen streichelte sanft über Cathys Ellbogen, während Carlota sich zufrieden umdrehte, um diese Information ihren Schwestern mitzuteilen.
Cathy zitterte. Die intime Berührung hatte ihre Knie weich werden lassen. Sie musste daran denken, als er sie ausgezogen hatte, sie gestreichelt hatte und wie ihr Körper so verlangend auf seine Berührung reagiert hatte. Damals hatte er ein Motiv gehabt. Jetzt musste er ebenfalls eines haben, oder?
„Denk dir nichts dabei“, murmelte Javier. Sein Griff an ihrem Arm wurde fest, er hatte das leichte Zittern falsch interpretiert. „Tía Carlota hat ein Herz aus Gold. Nur drei meiner Tanten haben geheiratet, und sie ist die einzige, die noch nicht Witwe ist – dort drüben siehst du Tío Emilio, wie er von seinen Schwägerinnen umschwärmt wird. Deshalb ist sie mehr oder weniger der führende Kopf der Bande.“
Sein trockener Humor beruhigte sie, dankbar akzeptierte sie ein Glas Wein, das er ihr anbot. Bis jetzt war der Abend lange nicht so schlimm gewesen, wie Cathy es sich vorgestellt hatte. Und wenn Javier sehr viel aufmerksamer war als sonst, dann würde sie sich auch dabei nichts denken. Wahrscheinlich tat er es nur, weil seine Tanten anwesend waren und er seiner Mutter einen Gefallen tun wollte. Dieses Spiel konnte sie ohne Gefahr mitspielen.
Schließlich machte sich eine allgemeine Aufbruchstimmung breit, jeder schien langsam aus dem Zimmer zu gehen, und Javier, immer noch an ihrer Seite, sagte gut gelaunt: „Wir begeben uns jetzt in den Sala Grande. ‚La Gitana‘ wird uns unterhalten. Und denk nicht, wir seien altmodisch, Querida.“
Mit seiner Hand an ihrem Rücken führte er sie. Nur ein paar Zentimeter höher, und er würde ihre bloße Haut fühlen können. Cathy spürte, wie ihre Nerven flatterten. Voller Erwartung. Jede Faser konzentrierte sich auf die Wärme, die seine Berührung ausstrahlte. Sie verstand kaum, was er zu ihr sagte: „Es ist nur ein kleiner Empfang. Eine gesellschaftliche Notwendigkeit. Und nur die Tanten sind altmodisch. Eines Tages wirst du erleben, wie andere Empfänge sich hier abspielen. Glitzernde Ereignisse, die höchsten Schichten der Gesellschaft, viele junge Leute und Tanzmusik. Ich werde einen Ball für dich geben, wie du ihn dir in deinen kühnsten Träumen nicht vorstellen kannst.“
Sie hätte ihm antworten können, dass die Chancen dafür gering waren. Dass sie nicht mehr hier sein würde, wenn er erst die Wahrheit erfuhr. Dass sie ihn die ganze Zeit getäuscht hatte. Aber weder hatte sie das Bedürfnis, es ihm zu sagen, noch konnte sie es. Seine Hand lag an ihrem Nacken, und ihre empfindliche Haut reagierte darauf. Sie hätte keinen Ton herausbringen können. Das Verlangen nach ihm überwältigte sie.
Aber sie verstand, was er meinte, als er sie durch massive Türen führte und sie im Sala Grande standen. Sie riss sich zusammen und trat einen Schritt von ihm weg.
Sie hatte diesen großartigen Raum bisher noch nicht entdeckt, aber man brauchte nicht viel Fantasie, um sich einen großen Ball in dieser Umgebung vorstellen zu können. Es
Weitere Kostenlose Bücher