Romana Gold Band 15
vorzubereiten. Sie weigerte sich, an etwas anderes zu denken als an ihre kleinen Pflichten.
Doch als das Baby zufrieden an der Flasche saugend in ihren Armen lag, ließ sich das Schuldbewusstsein nicht mehr verscheuchen.
Die letzte Nacht war wie verhext gewesen. In Javiers Armen hatte Cathy jede Vernunft verloren. Sie hatte keinen Gedanken daran verschwendet, was die anderen Gäste und vor allem Doña Luisa wohl über Javiers und ihre Abwesenheit denken mochten.
Und Javier? War diese Liebesnacht für ihn der letzte Beweis gewesen, dass sie eine ausschweifende, lüsterne Person war? Unfähig, seinen Neffen zu erziehen?
Sie konnte nicht an Javier denken! Oder will ich nicht? hörte sie die kleine Stimme in sich. Weil sie nicht der Wahrheit ins Gesicht sehen wollte, weil diese rauschende, leidenschaftliche Liebesnacht nur ein kalkuliertes Spiel gewesen war?
Sie rutschte tiefer und tiefer in den Sumpf, in einen Sumpf, für den sie selbst verantwortlich war. Und sich hier wieder am Schopf herauszuziehen, würde nicht einfach sein. Vielleicht sogar unmöglich.
Sie hatte ihn angelogen, das würde er ihr nie verzeihen. Sie hatte sich in ihn verliebt, und das würde sie sich selbst nie verzeihen. Ihre wirren Gedanken hielten sie wie in einem Bann; sie wünschte sich, dass sie und das Baby meilenweit weg wären.
Und dann trat Javier in den Raum. Cathy kam sich vor wie ein verschämter, liebeskranker Teenager, konnte ihm nicht in die Augen schauen. Wenn sie nur wüsste, was er von ihr dachte. Sie hatte sicherlich Cordys Ruf alle Ehre gemacht.
„Ich muss mit dir reden.“ Er sah müde aus. Doch als er Juan aus der Wiege nahm und ihn hochhielt, lächelte er. „Leider muss ich geschäftlich verreisen. Vielleicht eine Woche, zehn Tage höchstens.“
Cathy stand steif auf und stellte die Milchflasche ab. Eigentlich sollte sie erleichtert sein. Das würde ihr eine Atempause geben, eine Gelegenheit, die Dinge in ihrem Kopf in Ordnung zu bringen und eine Entscheidung zu treffen. Sollte sie etwas über die gestrige Nacht sagen? So tun, als ob es nichts zu bedeuten hätte, als ob so etwas eben von Zeit zu Zeit passierte?
„Das scheint dich nicht sonderlich zu stören.“
Die scharfe Bemerkung zwang sie dazu, sich zu ihm umzudrehen, und ihr Herz pochte heftig, als sie die ernsten Züge in seinem Gesicht sah. Sie setzte ein kleines Lächeln auf. „Würde es einen Unterschied machen, wenn ich mich aufregte? Wenn das Geschäft ruft, musst du natürlich los. Ich habe keinen Anspruch auf deine Zeit.“
Seine Miene glättete sich. Cathy konnte nicht sagen, ob es wegen ihrer verständnisvollen Antwort war oder wegen Juan, der neugierig an der geschmackvollen Krawatte spielte. „Wenn wir verheiratet sind, wirst du alles Recht der Welt auf meine Zeit haben. Du und Juan werden an erster Stelle stehen.“
Javier legte das Baby wieder zurück in sein Bettchen. Damit gab er Cathy Zeit, sich zu fassen. An erster Stelle stehen? Was bedeutete das? Es verschlug ihr die Sprache, als er sich umdrehte und seine Hände auf ihre Schultern legte.
„Dieses Mal bitte ich dich im wahrsten Sinne des Wortes, meine Frau zu werden. Nachdem wir zuletzt über dieses Thema geredet haben, habe ich viel nachgedacht.“ Er strich eine lose Strähne ihres Haars zurück. „Ich habe dir mein Herz geöffnet, dir erklärt, warum ich mir selbst nicht wieder trauen kann. Das habe ich niemandem gesagt. Nur dir. Aber“, in seinen Augen funkelte es, „ich sehe ein, dass es weder fair noch vorsichtig ist, von dir zu verlangen, dass du wie eine Nonne lebst. Und, um ehrlich zu sein, der Gedanke an eigene Kinder beginnt mir zu gefallen – nachdem du erwähnt hast, dass du Kinder haben möchtest. Die letzte Nacht beweist, dass wir uns verstehen. Aber du brauchst doch nicht rot zu werden …“
Ihr Stammeln wurde durch seinen sanften Kuss erstickt, und sie konnte ihn nur schweigend mit großen Augen anstarren.
Er ließ sie los und richtete seine Krawatte. „Ich erwarte eine endgültige und positive Antwort, wenn ich von der Reise zurückkomme. Oder kann ich sie bereits jetzt hören?“
Fragend neigte er den Kopf. Unter seinem halb amüsierten Blick senkte Cathy die Lider. Sie konnte keinen klaren Gedanken fassen. Sie verspürte das Verlangen, sich an ihn zu schmiegen und von ganzem Herzen zu akzeptieren. Aber eine solch unüberlegte Handlung würde weitreichende Konsequenzen haben, und so schwieg sie nur.
Langsam wandte er sich in Richtung Tür. „Das hatte
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