Romana Gold Band 15
Cervantes!“
„Nie gehört“, gab Mark ungerührt zurück.
„Der Kampf mit den Windmühlenflügeln“, half Jenna nach.
„Windmühlen? Wo?“ Mark sah aus dem Fenster. „Ich sehe keine.
„Das ist klassische Literatur.“ Bayne erklärte Mark geduldig, was es mit den Windmühlen auf sich hatte. „Aber mach dir nichts draus“, meinte er abschließend, „in deinem Alter wusste ich wahrscheinlich auch nicht, wer Cervantes war. Hast du alle Orte notiert?“
„Klar doch.“
Bayne verlangsamte und bog in einen Seitenweg ein. Sie waren etwa einen Kilometer über einen Lehmpfad geholpert, als der Wagen vor einem kleinen weißen Bauernhaus hielt.
„Mach’s gut. Wir sehen uns in ein paar Tagen“, sagte Bayne und reichte Mark das Buch von der Ablage. „Vergiss das nicht.“
„Wie könnte ich! Mary würde mir die Hölle heißmachen. Hast du es signiert?“
„Sicher.“
Grinsend schob Mark das Buch in seine Reisetasche. „Okay. Tschüss, Schnapp.“
Automatisch nahm Jenna die Landkarte entgegen. Mark kletterte aus dem Auto und ging auf das Haus zu.
Bayne wartete, bis die Haustür geöffnet wurde, und winkte der dunkelhaarigen jungen Frau zu. Dann wendete er und fuhr zurück zur Hauptstraße.
„Kommt Mark nicht weiter mit?“, fragte Jenna völlig perplex.
„Nein, er bleibt für ein paar Tage bei Freunden aus England“, erwiderte Bayne geistesabwesend. „Mary und John Dunbar. Hatte ich dir das nicht gesagt?“
„Nein.“
Bayne sah sie forschend an. „Ist das ein Problem für dich?“
„Nein.“ Oder doch? Die Sache war ihr nicht ganz geheuer. „Aber wenn er nicht mit uns fährt, warum wollte er mich dann unbedingt dabeihaben?“
Bayne lächelte bloß vielsagend. Jenna hatte Lust, ihn zu boxen. Mit mühsamer Beherrschung stieß sie hervor: „Wie weit ist es noch?“
„Nicht weit.“ Er runzelte die Stirn, lenkte an den Straßenrand und ließ den Wagen auslaufen.
Jetzt war Jenna ernsthaft beunruhigt. „Stimmt etwas nicht?“, fragte sie beklommen.
„Nein, nein. Ich bin gleich wieder da.“ Bayne nahm die Kamera, stieg aus und ging zu den Ruinen eines alten Bauernhauses hinüber.
Jenna wusste nicht, was sie von all dem halten sollte. Sie atmete erst einmal tief durch. Vermutlich war das Ganze genau kalkuliert. Bayne hatte sie mitgenommen, damit sie auf den Wagen aufpasste, während er seine Ortsstudien trieb. Ob er immer so achtlos mit Menschen umging?
Was soll’s, dachte Jenna und beschloss, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Schließlich hatte sie sich ihre Lage selbst zuzuschreiben.
Bayne verschwand in dem Gemäuer und tauchte ein paar Minuten später dahinter wieder auf. Er stand eine Weile regungslos und sah in die Ferne. Wahrscheinlich muss man bei Schriftstellern ständig mit solchen Anwandlungen rechnen, sagte sich Jenna. Sie konnte froh sein, wenn Bayne nicht einfach abhaute und sie in dem glühend heißen Auto sitzen ließ. Jetzt begann auch noch ihr Bein zu stechen, normalerweise war das die Ankündigung einer schlimmen Schmerzattacke.
Jenna stieß die Tür auf. Die Hitze überfiel sie wie mit einem Knüppel, unwillkürlich stöhnte sie auf. Sie lehnte sich an die Wagentür und zog vorsichtig den Schuh aus. Vielleicht ging der Schmerz bald vorbei. Mit zusammengebissenen Zähnen unterdrückte Jenna einen Aufschrei und spannte die Muskeln an.
„Jetzt kannst du fahren“, sagte Bayne ruhig.
Jenna fuhr herum. Ausgerechnet jetzt! Aber sie konnte Bayne nicht in ihre Probleme einweihen.
„Gut.“ Jennas Stimme klang barsch. Das war immer so, wenn sie litt, sie konnte nichts dafür. Sie zog den Schuh wieder an und ging leicht humpelnd um den Wagen herum zur Fahrertür. Zum Glück war es ein Automatik, sonst wäre sie nicht fähig gewesen zu fahren. Und zum Glück achtete Bayne nicht auf sie, seine Gedanken waren bei den Notizen.
Sobald er im Auto saß, nahm er einen Block aus dem Handschuhfach und begann zu schreiben.
„Soll ich geradeaus weiterfahren?“, erkundigte sich Jenna.
„Wie? Ach so, ja.“
„Werde ich in Albacete auch allein dasitzen, während du spazieren gehst?“, fuhr sie gereizt fort. Bayne blieb in seine Notizen vertieft. „Danke, das ist Antwort genug.“
„Hm? Wie bitte?“
„Ach, nichts.“ Jenna zwang sich zu einem Lächeln. Wenn sie nur eine Tablette nehmen könnte, wäre alles in Ordnung.
„Hast du etwas anderes erwartet?“ Bayne war die Gelassenheit selbst.
„Ich? Nein“, log sie.
Bayne schwieg eine Weile und beobachtete
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