Romana Gold Band 15
Spiegel beiseite und lächelte tapfer.
„Ich glaube nicht, dass du Narben behältst“, stellte Bayne fest. Er stand auf und begann, ihr Gesicht zu reinigen.
„Hoffentlich.“ Im Grunde war es ihr egal. Vielleicht auch nicht, wie sie nach einem Blick in Baynes Augen korrigierte. Sollte sie ihm jetzt sagen, dass sie keineswegs das eitle Wesen war, für das er sie hielt? Wohlig überließ sie sich seiner Fürsorge.
Bayne trat zurück. „Und die Hände?“
Jenna zeigte ihre Hände vor. „Da ist nichts“, stellte sie fest. „Ich würde sie nur gern waschen.“
Sie hasste es, dermaßen im Mittelpunkt des Interesses zu stehen. Sie wand sich geradezu unter Baynes prüfendem Blick. Wenn sie nicht sofort eine Schmerztablette bekam, würde sie die Wände hochgehen. „Weißt du, wo hier die Toiletten sind?“
Er erklärte ihr den Weg und fragte, ob sie Begleitung brauchte. Als sie entschieden verneinte, ließ er sie endlich gehen.
Mit bebenden Fingern schraubte Jenna das Tablettenröhrchen auf und schluckte eine Schmerzpille. In dem großen Spiegel über dem Waschbecken betrachtete sie sich gründlich. Sie sah schlimmer aus als nach dem Busunfall.
Wieso gerate ich ständig in so unmögliche Situationen? dachte sie, während sie sich die Hände wusch. Mit einem tiefen Seufzer ließ sie sich auf einen Hocker fallen und wartete, dass die Tablette zu wirken begann.
Als Jenna in die Hotelhalle zurückkehrte, war Bayne nirgends zu sehen. Nur ein grobgesichtiger Mann stand am Empfang. Er beobachtete, wie Jenna hereinhumpelte, und grinste schmierig.
„So ganz allein, schöne Frau?“, begann er. „Kann man helfen?“
„Nein danke“, sagte Jenna scharf. „Ich erwarte jemanden.“
„Ist das nicht eine Schande, so ein süßes Mädchen warten zu lassen …“ Der Mann verstummte und starrte verunsichert Bayne an, der schweigend neben ihn getreten war. Baynes ganze Haltung wirkte ausgesprochen unfreundlich, ja, drohend. Der Mann murmelte etwas Unverständliches und verzog sich eilig.
„Tut mir leid, wenn du belästigt wurdest“, sagte Bayne.
„Nicht deine Schuld“, entgegnete Jenna.
„Ganz und gar meine Schuld“, widersprach er. „Ich habe ein Zimmer für dich genommen. Du kannst dir eine Mahlzeit nach oben kommen lassen oder nur Kaffee und Sandwiches. Was möchtest du?“
„Vielen Dank. Ich denke, Kaffee und Sandwiches wären mir recht.“ Jenna war aufrichtig froh, dass sie die Halle verlassen konnte. Bayne nahm ihren Arm, während ein Hotelpage sie in den ersten Stock begleitete.
4. KAPITEL
Die braun getäfelten Flure des Paradors waren glänzend poliert, die weißen Wände mit altem spanischen Kunsthandwerk geschmückt, alles bot einen makellosen Anblick. Das Zimmer war geräumig, besaß ein breites Bett, bequeme Sessel und ein eigenes Bad.
Kaum hatte Bayne Jenna in den Raum geführt und in den bequemen Lehnsessel am Fenster gesetzt, trat der Geschäftsführer ein. Er brachte ein Tablett mit einem Glas Brandy.
„Das ist für den Schreck“, erklärte Bayne. „Du hast keinen Grund, dich zu schämen. So etwas kann jedem passieren.“
Er dankte dem Manager und bestellte Kaffee und Sandwiches für Jenna. Dann vergewisserte er sich, dass sie alles hatte, was sie brauchte. Schließlich setzte er sich auf die Bettkante, auf Armlänge von ihr entfernt.
Jenna beruhigte sich allmählich. Der Schmerz im Bein hatte nachgelassen. Sie war Bayne dankbar für seine Umsicht und Geduld, dass er ihr keine Vorwürfe machte oder unnötiges Aufsehen erregte. Und das sagte sie ihm auch.
„Du brauchst mir nicht zu danken“, wehrte er ab. „Wir haben Glück, dass deine Hände nicht in Mitleidenschaft gezogen wurden“, fügte er mit einem Augenzwinkern hinzu. „Sonst könntest du nicht mehr fotografieren, und ich säße schön in der Patsche.“
„Herzloser Schuft“, sagte Jenna und lächelte.
Bayne verzog in gespielter Gekränktheit das Gesicht. Er stand auf, öffnete die Balkontüren und sah hinaus. Jenna beobachtete ihn. Was für ein Mensch war er? überlegte sie wieder. Was mochte er denken, fühlen …?
„Hör mal“, begann sie unsicher, „wenn du hinausgehen möchtest, den Ort ansehen oder so, dann tu das nur. Mir geht es prima, ich komme allein zurecht.“
Bayne drehte sich um. „Bist du sicher?“
„Ja, bestimmt.“
Er nickte. „Dein Essen müsste jeden Moment kommen. Dann solltest du ein warmes Bad nehmen und dich ein bisschen hinlegen. Ich gehe inzwischen spazieren und mache mir ein paar
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