Romanze im spanischen Schloss
vorkommen.“
„Okay, vielen Dank.“
Remi umfasste ihren Ellbogen und dirigierte sie durch die Eingangshalle nach draußen. Doch nach wenigen Schritten blieb Jillian stehen, und sogleich legte er ihr den Arm um die Taille aus lauter Angst, ihr sei schwindlig. „Geht es Ihnen nicht gut?“, erkundigte er sich besorgt.
„Doch, doch“, versicherte sie. „Ich wollte Sie nicht beunruhigen. Aber ohne die Augenbinde kommt mir das Licht wirklich ziemlich grell vor.“
„Das kann ich mir vorstellen. Sie werden sich jedoch bestimmt daran gewöhnen.“
Sie nickte und setzte die Sonnenbrille auf.
„Ist es jetzt besser?“, flüsterte er an ihrem Ohr.
„Viel besser.“ Sie lachte leise auf. „Was für eine Ironie. Zuerst habe ich mir gewünscht, überhaupt wieder etwas mit dem rechten Auge wahrnehmen zu können, und dann beschwere ich mich über das helle Licht. Wenn man nichts mehr sehen kann, begreift man erst, was man verloren hat.“
Die Bemerkung traf ihn mitten ins Herz. Er drückte sie kurz an sich, ehe er den Arm zurückzog. Dann gingen sie nebeneinanderher zum Parkplatz, wo er ihr beim Einsteigen half.
Nachdem er sich ans Steuer gesetzt hatte, drehte er sich zu ihr um. „Sie wollen sicher sofort Ihren Bruder anrufen und ihm die gute Neuigkeit mitteilen. Vorher möchte ich Sie jedoch um einen Gefallen bitten.“
Sie senkte den Kopf. „Wie könnte ich da Nein sagen nach allem, was Sie für mich getan haben?“
Sekundenlang betrachtete er ihr schönes Profil. „Bleiben Sie bis zum nächsten Arzttermin bei mir.“
„Das … kann ich unmöglich annehmen. Sie haben schon viel zu viel für mich getan.“
„Sie haben mich nicht ausreden lassen.“
„Oh, Verzeihung.“ Nervös presste sie die Hände zusammen. „Was wollten Sie sagen?“
„Ihre Vorschläge zur Umgestaltung der unbenutzten alten Gebäude finde ich großartig. Da Sie noch nicht wieder in der Lage sind, als Reiseleiterin zu arbeiten, könnten Sie sich doch ganz darauf konzentrieren und mit dem Bauunternehmer, dem ich den Auftrag erteilen werde, an Ort und Stelle klären, was sich wie verwirklichen lässt.“
Sie drehte sich heftig zu ihm um und sah ihn durch die Sonnenbrille ungläubig an. Ihr Anblick raubte ihm den Atem.
„Ich habe momentan außergewöhnlich viel zu tun und kann mich nicht um alles kümmern“, fuhr er fort. „Deshalb wäre es für mich eine große Hilfe und Erleichterung, wenn ich Ihnen die Aufsicht über das Projekt übertragen könnte, das vielleicht für uns beide finanziellen Nutzen bringt. Ich möchte mich da ganz auf Sie verlassen.“
Insgeheim hoffte er, sie würde weniger oft an ihren verstorbenen Mann denken, wenn sie ihre Ideen verwirklichen konnte. Ihm war klar, dass sie ihren Mann sehr vermisste, auch wenn sie ihn nicht erwähnte.
Als er vorhin ihre Hände auf seiner Brust gespürt hatte, hatte er befürchtet, sie hätte dabei an ihren Ehepartner gedacht und sich gewünscht, er wäre da. Und dann hatte er sich sogar für einen kurzen Moment gewünscht, er wäre der Mann, den sie so sehr geliebt hatte.
Seine Frau hatte er von ganzem Herzen geliebt und geglaubt, sie hätte seine Zuneigung erwidert. Er hatte sich jedoch getäuscht. Begriffe wie nie oder für immer galten nicht für die Ewigkeit, das hatte er gelernt.
Jillian hatte Mühe, ihre Emotionen zu verbergen. Träumte sie, oder hatte Remi sie wirklich gebeten, bis zum nächsten Arzttermin bei ihm zu bleiben? Die Gründe, die er dafür anführte, überzeugten sie allerdings nicht, denn sie war sich sicher, dass er sie für die Verwirklichung des neuen Projekts nicht unbedingt brauchte. Was waren seine Motive?
Natürlich wäre sie glücklich, wenn ganz persönliche Gründe dahintersteckten, doch das konnte sie vergessen. Es gab nur eine vernünftige Erklärung: Durch den Unfall waren sie einander nähergekommen. Er hatte angefangen, ihr zu vertrauen, sich ihre Ideen angehört und Gefallen daran gefunden. Dass er lieber mit ihr als mit Fremden zusammenarbeitete, war da nur zu plausibel.
„Danke für das großzügige Angebot, Remi“, erwiderte sie schließlich. In ihrer Stimme schwang Begeisterung. „Ich nehme es gern an, allerdings nur unter einer Bedingung.“
„Und die wäre?“
War er erfreut und erleichtert, oder bildete sie sich das nur ein? Immerhin eröffneten ihm ihre Vorschläge eine neue Verdienstmöglichkeit.
„Wenn der Bauunternehmer mich nicht braucht, möchte ich im Haus oder sonst wo helfen. Ich bin ein Workaholic und
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