Romanzo criminale
quatrato
. Wer rund auf die Welt kommt, kann nicht quadratisch sterben. Blut ist Blut, ich weiß nicht, ob ich mich klar genug ausdrücke. Und es schadet auch nicht, wenn die Leute Respekt haben. Es befriedigt und der Bulle hat was zu tun.
Eine Woche vor Faschingsbeginn wurden in Tufello innerhalb von nur achtundvierzig Stunden drei Junkies mit Schaum vor dem Mund und der Nadel in der Vene gefunden. Zwei gingen drauf, der dritte überlebte die Überdosis wie durch ein Wunder. Die Presse schoss sich auf den Heroin-Killer ein. Die Polizisten setzten die Maske der Gesetzeshüter auf und fünf oder sechs Ameisen landeten unversehens in Rebibbia. Sie holten Bonalana zu sich, der für die Zone verantwortlich war, und der fiel aus allen Wolken. Die drei Opfer? Alte Bekannte, aber sie kauften schon seit geraumer Zeit nicht mehr bei ihm. Es hieß, sie seien einem der Priester in die Hände gefallen, einem von der Sorte, die sich das Paradies verdienen möchten, indem sie die Seele der Kiffer retteten. Doch offenbar verhielt es sich ganz anders. Jemand drängte auf den Markt. Bonalana schien sauber zu sein. Man beschloss, Nachforschungen anzustellen. Trentadenari, der für den Verkauf zuständig war, kümmerte sich darum. Schon nach zwei Tagen gab ihnen der Überlebende einen Tipp, und es war klar, wer der elende Verräter war.
– Ratet mal, wer das Arschloch ist? Satana! Und er verkauft um dreißig Prozent billiger als wir!
Wenn Freddo nicht gesessen hätte, wäre alles ganz anders gelaufen. Sie hätten Gelegenheit gehabt, darüber nachzudenken. Satana musste büßen, das stand fest. Aber darum ging es gar nicht so sehr. Früher oder später würden sie ihn bestrafen. Aber sie hätten nachdenken sollen, bevor sie etwas unternahmen. Am schwersten wog die Sache mit den Süchtigen. Nur ein Idiot scheißt darauf, wenn ein Süchtiger stirbt. Das hat nichts mit Mitleid zu tun, das ist eine Frage des Marktes. Jeder tote Süchtige ist eine verlorene Einnahmequelle. Die beiden armen Teufel waren draufgegangen, weil sie sich einen neuen Dealer gesucht hatten. So krepieren die Süchtigen: Sie wechseln den Stoff, ohne auf die Menge zu achten. Süchtige denken nämlich nicht nach. Süchtige sind Tiere. Jemand muss an ihrer Stelle denken. Sorcio, der offizielle Tester, teilte ihnen mit, dass Satanas Heroin einen außergewöhnlichen Reinheitsgrad aufwies. Offensichtlich gab es Kanäle, von denen sie nichts wussten. Bevor man Satana umbrachte, hätte man den Lieferanten ausfindig machen müssen. Herausfinden, ob er geheime oder offizielle Geschäftspartner hatte. Er hätte singen müssen. Diesen Befehl hätte Freddo gegeben, wenn ihm im Gefängnis nicht die Hände gebunden gewesen wären. Die draußen hingegen hatten Blut geleckt. Nembo Kid riss sie alle mit und Dandi schaute zu. Sie hatten Satana! Man musste ihn eliminieren. Außerdem war noch eine alte Rechnung aus Libaneses Zeiten offen. Satana hätte gut daran getan, in Rieti oder wo auch immer zu bleiben. Sie wussten, dass er regelmäßig ein Spiellokal in Tufello aufsuchte. Am Gründonnerstagabend gingen sie hin und zersiebten ihn mit Kugeln aus Maschinenpistolen und Revolvern. Nembo hatte eine Kaiseridee gehabt: Das Exekutionskommando, das aus ihm, Scrocchiazeppi und Fierolocchio bestand, trug Masken. So konnten die Zeugen diesmal nur sagen: Pluto, Goofy und Donald Duck sind aus einem Audi ausgestiegen und haben Satana fertiggemacht. Amen.
IV.
Nach den Hinrichtungen der letzten Tage war Nembo Kid wie im Blutrausch. Er führte merkwürdige Reden: darüber, dass die Freunde in Mailand und in Rom nicht auf der Höhe wären, darüber, wie man diesen oder jenen aufs Kreuz legen könnte, darüber, dass wahre Männer niemandem verpflichtet seien. Er schnupfte viel zu viel. Hin und wieder verlor er wegen einer Kleinigkeit die Kontrolle. Eines Abends gab er einem, der ihn unabsichtlich in der Bar angerempelt hatte, eine Ohrfeige. Er wartete, bis der andere ausgetrunken hatte, stellte ihn zur Rede, und wenn Trentadenari nicht dazwischengegangen wäre, hätte er ihm den Schädel eingeschlagen. Der andere kam mit zwei Freunden und einer alten Vorkriegs-Luger zurück. Nembo Kid war mit Dandi unterwegs. Die Luger hatte im richtigen Augenblick eine Ladehemmung und die Sache war fürs Erste erledigt. Dennoch wollte Nembo Kid einen Rachefeldzug organisieren. Dandi erinnerte ihn grimmig daran, dass er selbst angefangen hatte.
– Schön langsam gehen mir deine Blödheiten auf die Eier!
Selbst
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