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Romanzo criminale

Romanzo criminale

Titel: Romanzo criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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den Revolver und entsicherte ihn. Der Bankier ging am Portier vorbei, ohne seinen Gruß zu erwidern. Er war ein kleiner, arroganter Mann. Tedesco fuhr los. Nembo Kid suchte die richtige Position, streckte den Arm aus und gab, als das Motorrad so nahe war, dass man die Zielperson beinahe hätte berühren können, schnell hintereinander zwei Schüsse ab. Der Bankier drehte sich um die eigene Achse und ging zu Boden. Gleich darauf stand er wieder auf, eine Hand auf den Unterbauch gepresst. Er versuchte, zum Haustor zu gelangen. Irgendwo schrie jemand. Tedesco riss die Suzuki herum. Nembo Kid zielte. Er musste es zu Ende bringen. Am Morgen hatte er eine Straße Koks gezogen, deshalb war er ganz klar im Kopf. Seine Hand zitterte nicht im Geringsten.
    – Stehengeblieben!
    Wer hatte geschrien? Wo? Da war ein Typ in Uniform. Mitten auf der Straße. Leicht nach vorne gebeugt und breitbeinig hielt er mit beiden Händen eine Maschinenpistole. Nembo Kid zögerte. Ein gewaltiger Schlag fegte ihn vom Sattel. Die Waffe war ihm entglitten. Aus den Augenwinkeln sah er, wie es Tedesco hochwarf. Die führungslose Maschine fiel auf ihn drauf. Er tastete nach der Waffe. In seiner Brust brannte ein Feuer, das ihn verzehrte. Er versuchte sich auf die Ellbogen zu stützen. Der zweite Schlag streckte ihn endgültig nieder, ohne dass er noch Gelegenheit gehabt hätte, einen letzten Gedanken zu fassen.
V.
    Zur Versteigerung stand ein mechanisches Puppentheater, das die Szene von der Begegnung Taminos und Paminas darstellte. Vecchio interessierte sich nicht für die göttliche Musik der Zauberflöte, die das Publikum im Parterre, wo die Gelegenheitsbesucher zusammengepfercht saßen, zu Begeisterungsstürmen hinriss. Den Sammlern auf den roten Samtstühlen, die sich einen heißen Kampf um dieses Juwel lieferten, das ursprünglich in der Kinderstube des Granduca del Palatinato gestanden hatte, war Mozart hingegen völlig egal. Mayer hob die Hand. Vecchio erhöhte das Angebot. Mayer hob wieder die Hand. Vecchio erhöhte das Angebot wütend um das Doppelte. Das Publikum gab ein spannungsgeladenes „Ohhh“ von sich.
    – Long distance call for you, sir.
    – Italy?
    – Yes, sir.
    – I’ll call back.
    – They say, it’s very important, sir.
    – Shut up!
    Der Direktor zog sich mit einer Verbeugung zurück. Der alte Italiener konnte unausstehlich sein. Bei anderen Gelegenheiten hingegen war er wieder äußerst liebenswürdig. Der Direktor ging zum Telefon zurück und sagte in den Hörer, dass der gewünschte Gesprächspartner im Augenblick nicht zur Verfügung stand. Zeta bat ihn aus Rom, es noch einmal zu versuchen. Schließlich beschloss Vecchio, ans Telefon zu gehen.
    – Ich hoffe, Sie haben mir wirklich etwas höchst Dringendes zu sagen!
    – Heute Morgen ist der Bankier bei einem Attentat verletzt worden.
    – Na und?
    – Der verhinderte Attentäter ist von einem zufällig vorbeikommenden Sicherheitsbeamten erschossen worden. Es war ein gewisser ... Nembo Kid ... sagt Ihnen der Name nichts?
    – Haben Sie letzthin ein Humor-Seminar belegt? Geben Sie die übliche offizielle Notiz raus: ein hinterhältiges Attentat ... aufgrund der Aufmerksamkeit der Ordnungskräfte ... die beunruhigende Präsenz eines bekannten Exponenten der römischen Unterwelt ... mit einem Wort, das Übliche.
    – Sonst nichts?
    – Gehen Sie mir nicht auf die Nerven, Zeta.
    Als er in den Auktionssaal zurückging, kam ihm Mayer mit dem Puppentheater unter dem Arm entgegen. Sie verabschiedeten sich mit einer Geste.
    – Sorry. This time the winner is me, sagte der Amerikaner lächelnd.
    – Next time I’ll be luckier, erwiderte Vecchio höflich.
    Als er allein in der Präsidentensuite saß, schrieb er in sein Tagebuch:
28. April. Wir leben in einer verkommenen Zeit. Sogar die Mafia ist nicht mehr das, was sie einmal war. Aber: Nicht alles Unglück gereicht zum Schaden. Ein weiteres Steinchen im Mosaik des Verwirrspiels
.
VI.
    Nicht ein x-beliebiger Killer, sondern ein Boss der römischen Unterwelt fliegt nach Mailand, um ein großes Tier der Finanzwelt abzuknallen. Das Verbrechen wird in Rom beschlossen und geplant. Die Präsenz eines Gangsters vom Kaliber Nembo Kids soll einerseits die Auftraggeber in Sicherheit wiegen, dass das Unternehmen gut ausgehen wird, und andererseits einen Blutpakt zwischen zwei Machtzentren besiegeln. Mailand ist die Hauptstadt des Geldes. In Rom ist die politische Macht zu Hause. Die Konten des Bankiers waren in den roten Zahlen. Seine

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