Romanzo criminale
ich es mir recht überlege.
– Das musst du mir besser erklären.
– Wir sprechen immer von Verrätern ... aber vielleicht liegt auch dem Verrat eine gewisse Schönheit zugrunde.
– Ich würde dich nie verraten, Nero.
– Woher willst du das wissen? Wenn dein Leben von fünf winzigen Bleisplittern abhängt, die in deinem Hirn schlummern ... oder nur so tun, als würden sie schlummern ... wenn dich sogar ein Gähnen oder ein Ausspucken ganz plötzlich ins Jenseits befördern können, während du fickst oder ganz ruhig in deinem Bett liegst ... Genosse, ich schwöre dir, dann betrachtest du die Dinge auf ganz andere Weise.
– Willst du mir sagen, dass du an nichts mehr glaubst?
– Im Gegenteil! Vorher habe ich an nichts geglaubt. Erinnerst du dich an das viele Gerede wegen der Idee? Die Idee hier, die Idee dort ... lauter Blödsinn! Jetzt glaube ich an vieles, Freddo. Willst du wissen, was das Wichtigste ist? Jetzt, in diesem Augenblick, hier bei dir zu sein.
Nero kochte Haschischtee und sagte ihm, dass er aufgrund seines Gesundheitszustandes berechtigt war, eine gewisse Menge an Drogen „zu therapeutischen Zwecken“ zu besitzen.
– Auf Rezept, Freddo! Natürlich geben wir die Rezepte an einen Freund Vanessas weiter und besorgen uns frischen, legalen Stoff zum Weiterverkaufen ... eine Kleinigkeit, nur um nicht aus der Übung zu kommen ...
Freddo lachte. Willkommen, Nero, so wie du früher einmal warst! Eine Polizeistreife kam zur Kontrolle vorbei und Freddo versteckte sich im Bad. Als die Polizisten wieder gegangen waren, sagte Nero, er habe Dandi und Secco vorgeschlagen, ins Computergeschäft einzusteigen ...
– Was?
– Elektronik. Das Geschäft der Zukunft. Stell dir vor, ein Netz von Computern würde die Videopoker-Wetten verwalten ... du weißt doch, dass Dandi jetzt Geschäfte mit den Apuliern macht?
– Dandi gefällt mir nicht, und Secco auch nicht …
– Ich verstehe dich, Freddo. Aber du musst dich entscheiden: Auf welcher Seite stehst du?
– Was heißt, auf welcher Seite? Auf meiner, Nero …
– Auf deiner Seite stehst du aber schlecht, Genosse.
Betroffen wandte Freddo den Blick ab.
IV.
Sobald die Sache mit den Bordini-Brüdern erledigt war, wickelte Secco seine Geschäfte wieder am helllichten Tag ab. Dandi traf ihn im Büro des Bankdirektors, wo der Fettwanst außerhalb der Bürozeiten die armen Teufel schröpfte, deren Wechsel abgelaufen waren, und ihnen Kredite zu dreihundert Prozent jährlich andrehte.
– Dandi, mein Freund! Was kann ich für dich tun?
– Weißt du, was dein Problem ist, Secco? Anmaßung!
– Was redest du?
– Du hältst alle anderen für Idioten. Du glaubst, du wärst der intelligenteste Mensch von Rom, was?
Secco protestierte schwach. Eiskalt und wütend fegte Dandi einen Haufen Banknoten und zurückdatierte Schecks vom Tisch. Secco begann zu bibbern. Dandi setzte sich auf den Schreibtisch und zündete sich eine kubanische Zigarre an: Seitdem er einen Film mit Paul Newman gesehen hatte, rauchte er Zigarren und war sogar einem Havannaclub beigetreten.
– Jetzt erzähle ich dir mal, wie es mit den Bordini gelaufen ist.
Nach dem „Duell“ hatte er gemeinsam mit Botola und Nercio Nachforschungen angestellt. Die Richter glaubten ja vielleicht den Blödsinn, dass sich die beiden Brüder gegenseitig erschossen hätten, nicht aber Leute wie sie, die die Straße kannten. Es hatte gereicht, den richtigen Leuten ein paar Fragen zu stellen, Leuten, die nichts mehr zu befürchten hatten, weil die beiden tot waren.
– Ich habe mich gefragt: Wie kann es sein, dass wir nur das Gerücht verbreiten müssen, wir suchten die Bordini, und schon sind sie mausetot? Was für ein gutes Timing! So vermeiden sie einen Haufen Zoff … einen Haufen peinliche Fragen … denn auch, wenn wir die Bordini nicht gefunden hätten, wissen wir, wie wir sie zum Singen gebracht hätten. Und da frage ich mich: Wer hat sie umgebracht? Jemand hat ganz eindeutig ein Interesse daran, dass sie nicht singen. Aber warum? Weil sie alles Mögliche hätten erzählen können …
Secco wetzte unruhig auf seinem Stuhl herum. Dandi schnippte ihm Asche auf die Weste, zog ganz ruhig einen Revolver aus der Tasche und kratzte sich mit dem Lauf die Stirn.
– Draußen warten Botola und Nercio. Wenn du auf die Idee kommst, einen deiner Freunde zu rufen, bist du innerhalb von zehn Sekunden ein toter Fettwanst.
Secco sackte zusammen, schweißüberströmt. Dandi machte einen langen Zug.
– Hör mir
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