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Romanzo criminale

Romanzo criminale

Titel: Romanzo criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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ruhig.
    – Wie stellst du dir das vor, Aldo? Ich hab dir schon einmal den Arsch gerettet.
    – Ich gebe dir alles zurück. Bis auf die letzte Lira ... ich schwöre ...
    – Leider ... leider wissen es alle ... Dandi ...
    – ... ist ein Verräter, vertrau ihm nicht.
    – Und dir soll ich vertrauen, Aldo? Freunden wie dir?
    Das hatte er ganz leise gesagt, und in seiner Stimme lag der ganze Schmerz, den er empfand. Aldo warf sich in den Sand, robbte zu ihm hin. Erinnerte er sich nicht daran, wie sie kleine Jungs gewesen waren? Wie sie Eintrittskarten für das Derby klauten und sie vor der Nase der offiziellen Schwarzmarktverkäufer weiterverkauften? Zwei hatten sie für sich behalten, um unter den Spruchbändern in der Kurve Roma anzufeuern ... Und erinnerte er sich nicht an Cudicini und den anderen, wie hieß er doch gleich, der kleine, räudige Spanier? Ach ja, Del Sol hieß er ... die schwarze Spinne Cudicini und Del Sol ... am Abend waren sie ins Spiellokal von Maestro Pepe gegangen, hinter dem Parco Ramazzini, aber dort wollte man sie nicht reinlassen, weil sie viel zu klein waren, und sie und Carlo, sein Carletto, wie sie ihn nannten, führten sich so auf, dass sie letzten Endes doch in diesen Tempel des Glücksspiels reindurften. Und sie bedankten sich, indem sie das Kleingeld klauten, das unter den Zecchinetta-Tischen am Boden lag, die Großen sahen ihnen zu und ließen sie gewähren, und zu Haus hatten sie dann eine Tracht Prügel bezogen. Ja, Freddo, was waren wir damals doch für Hurensöhne, Freddo, erinnerst du dich nicht, mein Freund?
    Freddo spürte etwas und spürte auch nichts, am liebsten wäre er tausend Meilen weit weg gewesen, und gleichzeitig wollte er auch hier sein und das zu Ende bringen, was er sich vorgenommen hatte, was er tun musste, was vor langer Zeit beschlossen worden war, noch bevor ein jeder von ihnen sagen konnte: Ich habe mich entschieden ... Und inzwischen erinnerte ihn Aldo daran, wie sie in Vitinia rausgeschmissen worden waren, ja, Freddo ... Freddo, erinnerst du dich daran, wie wir ihnen das Gebäck weggenommen haben? Aber ja doch, in der dritten Hauptschule, oh Gott, keine Ahnung, wie wir überhaupt so weit gekommen sind, fast bis zur Abschlussprüfung ... am Eingang haben wir den Kleinen das Gebäck abgenommen und es dem Schulwart weiterverkauft ... wie hieß er doch gleich? Cotecchia, Catecchia ... hilf mir, Freddo ...
    – Diesmal kann ich dir nicht helfen, Aldo ...
    Aldo weinte jetzt. Aber ja doch, irgendwie würde es schon gehen. Er hatte eine Idee, ihm war gerade eingefallen, wie man alles retten konnte, ein Menschenleben, verdammt, das wertvolle Leben eines Freundes, und auch Freddo, der ein Boss war, konnte sein Gesicht wahren, obwohl er verstand, dass es Gründe gab ...
    – Bring mich nach Hause, Freddo. Ich habe ordentlich was auf der Kante. Ich schnappe mir Filly und noch heute Abend kaufen wir uns zwei Tickets nach Brasilien. Wir hauen ab und niemand hört mehr von uns.
    – Niemand wird dich mehr sehen, mein Freund.
    – Danke, Freddo, danke, du bist mehr als ein Bruder für mich ... lass dich umarmen, Freddo, mein Freund.
    Sie umarmten sich. Freddo schoss durch die Tasche seines Trenchcoats, mit der 357er, die er vor dem Treffen mit einem Schalldämpfer versehen hatte. Aldo, der sich an seiner Schulter festhielt, zuckte. Freddo schoss ein zweites Mal. Aldo glitt zu Boden. Freddo beging den Fehler, ihm ins Gesicht zu blicken. Seine Augen waren voller Tränen und Verwunderung. Freddo sah wieder das Gesicht des Lämmchens vor sich, schleuderte die Waffe weit von sich, das Meer sollte sie behalten, verdammte Pistole und verdammtes Leben. Er fühlte sich dreckiger als ein Verräter.
    Das Begräbnis wurde aus der Gemeinschaftskasse bezahlt. Sie sprachen nicht einmal über die Sache. Dandi und Botola scherten sich sowieso nicht darum. Trentadenari bezog wie immer keine Stellung, verzichtete jedoch angesichts der Lage eine Zeitlang darauf, Geld von den Konten abzuzweigen. Bufalo und Ricotta ließen ihrerseits ausrichten, dass es sie überhaupt nicht kratzte, ob sie einen Geschäftspartner mehr oder weniger hatten. Scrocchiazeppi und Fierolocchio, die von Anfang an dabei gewesen waren, tauchten mit einer Flasche Whisky und gezwungenem Lächeln auf. Sie wüssten, wie schwer es für Freddo gewesen war: Aber immerhin hätte er für ihn gebürgt, sein Vertrauen wäre enttäuscht worden, also hätte er die Sache erledigen müssen. Blieb die Frage, was sie mit Carlo Buffoni

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