Romanzo criminale
Kauf zusammen, der von den Bordini-Brüdern getätigt worden war. Als Secco davon erfuhr, fiel er aus allen Wolken. Ich hab doch nie was mit den Bordinis zu tun gehabt, außer „guten Tag“ und „auf Wiedersehen“ zu sagen. Unvorstellbar, dass sie ihm etwas heimzahlen wollten, ganz zu schweigen von einer Erpressung, für beides gäbe es übrigens keinen Grund. Entweder hatten die Bordinis den Verstand verloren oder Nercio hatte einen falschen Hinweis gegeben. Dandi, der Secco gut kannte und nicht viel auf seine Unschuldsmiene und seine Verwunderung gab, informierte die anderen. Die Tatsache, dass zwei alte Bekannte wieder aufgetaucht waren, die bereits in der Vergangenheit verdächtigt worden waren, den noch immer ungeklärten Mord an Angioletto, Pumas Schwager, begangen zu haben, machte die Sache zu einer Angelegenheit der ganzen Gruppe. Man beschloss, sich auf die Suche nach den Bordini-Brüdern zu machen. Wenn man sie fand, würde man sehen, wie sie sich rechtfertigten. Sie schickten die Ameisen los, klapperten Spielhöllen, Clubs und Gasthäuser ab, aber die Tage vergingen und von den beiden Brüdern fehlte jede Spur. Bis sie eines Abends von einer Polizeistreife entdeckt wurden, und zwar unterhalb des
Albero dei pippatori
, einer großen Eiche, unter der sich Kokser und Huren trafen, auf der Wiese unter dem Felice-Aquädukt. Beide waren mausetot, beide hatten einen Revolver in der Hand. Die Szene erinnerte an ein Duell auf dem Land. Und obwohl sich die Intelligenteren der Bullen angesichts der Vorstellung, die Bordini hätten sich gegenseitig erschossen, auf die Schenkel klopften vor Lachen, wurde die Sache schnell zu den Akten gelegt.
III.
Roberta hatte die Sache mit Aldo erfahren. Von da an herrschte eisiges Schweigen zwischen ihr und Freddo.
An dem bewussten Abend vor zwei Jahren, der Aldo das Leben gerettet hatte, hatten Dorotea und Roberta Freundschaft geschlossen. Dorotea und Aldo hatten sich kurz darauf getrennt. Das Mädchen hatte wieder begonnen Kunst zu studieren, sie hatte sogar versucht, Freddo zu porträtieren. Als sie ihm das im modernen Stil angefertigte Porträt zeigte, hatte er zuerst nur lachen müssen. Aber je länger er dieses verzerrte und verfremdete Gesicht betrachtet hatte, desto unruhiger war er geworden.
– Siehst du mich wirklich so?, hatte er Dorotea gefragt.
– Ich sehe einen Menschen, dem es nicht gut geht.
Zuerst hatte er seine Verlegenheit mit einem Lachen überspielt. Mir? Schlecht? Ich bin doch der König von Rom! Aber jetzt, nach Aldos Tod, fielen ihm diese Worte wieder ein. Tatsache war, dass er einen Felsbrocken in sich spürte, der sich nicht mehr auflöste. Tausendmal hatte er die Szene mit der Umarmung nachvollzogen, und wenn er noch an irgendetwas geglaubt hätte, hätte er nur um eine Gnade gebeten: diesen verdammten Augenblick noch einmal erleben zu dürfen. Das Finale ändern zu dürfen. Und mehr als alles andere peinigte ihn die Frage: Warum hatte er ihn nicht gehen lassen?
Unterdessen war Nero freigekommen. Auf Bewährung, aus Gesundheitsgründen. Die Schießerei mit dem Carabiniere hatte fünf Bleisplitter in seinem Körper hinterlassen, die sich nach langer Wanderung im weichen Teil des Gehirns niedergelassen hatten. Er hatte Gleichgewichtsprobleme, litt immer wieder unter heftigen Migräneanfällen, die sich nicht einmal mit schweren Schmerzmitteln unterdrücken ließen. Als Freddo ihn traf, war er abgemagert und kämpferisch.
– Ich bin da, ich bin noch immer da, Genosse, und darauf kommt es an!
Nero hatte direkt mit Vecchio ein Abkommen getroffen: Schutz gegen Schweigen und wir reden nicht mehr drüber. Seine Lebensversicherung bestand in einem bei einer vertrauenswürdigen Person deponierten Protokoll, das im Falle seines gewaltsamen oder geheimnisvollen Todes bei der richtigen Adresse landen würde.
– Hast du nicht Angst, dass sie es früher finden?
– Das bringt ihnen nichts. Ich halte mich an das Abkommen und das wissen sie.
Was seine Rechtslage anbelangte, hatte er ein paar Raubüberfälle und andere Kleinigkeiten wie Hehlerei, Geldwäsche und Waffenbesitz gestanden. Er rechnete damit, mit insgesamt drei bis vier Jahren davonzukommen und so lange wie möglich auf freiem Fuß zu bleiben.
– Und dir? Wie geht’s dir?
Freddo öffnete sein Herz. Nero hörte ihm betroffen zu, sein schmales Gesicht verzerrte sich hin und wieder zu einer schmerzvollen Grimasse.
– Ich hätte genauso gehandelt wie du ... oder vielleicht auch nicht, wenn
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