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Romanzo criminale

Romanzo criminale

Titel: Romanzo criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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bist das Gesetz, verdammt! Gewisse Dinge darfst du nicht tun. Gewisse Dinge darfst du nicht einmal denken ... wie zum Beispiel: Ich bringe Dandi um und ficke seine Freundin ... darum geht es doch, oder nicht?
    – Geh zurück!
    – Ich hab mich ja gar nicht bewegt. Ich meine, bevor du sauer wirst ... es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Dinge zu lösen ... du willst Patrizia? Dann nimm sie dir, mein Sohn. Ich zieh Leine inzwischen, und wenn Patrizia kommt, gehört sie dir! Und wir sind quitt. Was hältst du davon?
    – Du bist ein Tier, Dandi.
    – Und du hältst dich für was Besseres? Du bist verrückt, mein Freund.
    Während er redete, kam er langsam auf ihn zu. Und der Kommissar wich langsam zurück. Bis er am Sofa anstand, das Gleichgewicht verlor, versuchte, sich mit der Linken abzustützen. Aber da zog ihn Dandi schon vom Leder. Ein Tritt in den Unterbauch, und Scialoja krümmte sich vor Schmerz. Ein Kinnhaken, und sein Schädel flog nach hinten und die Pistole fiel ihm aus den Händen. Scialoja versuchte sich zu wehren, aber es war, als ob ihm sogar der Wille abhandengekommen wäre. Das kam zwar von den Schlägen, aber vielleicht wirkte auch noch ein subtilerer Zauber, vielleicht war er immer noch von der Kette gefesselt, die er nicht zu sprengen vermocht hatte. Dandi stürzte sich auf ihn, wühlte in seinen Taschen, fand die Handschellen, legte sie ihm an. Während er in aller Ruhe aufstand, verpasste er ihm noch einen Tritt in die Rippen. Fast einen liebevollen Rempler. Dandi hob die Pistole auf.
    – Weißt du, sagte er und legte ihm den Lauf an die Schläfe, dass es ganz einfach wäre, dich jetzt zu erschießen? Tja, Herr Doktor, ich habe jemand in der Wohnung gesehen und habe geschossen ... Notwehr, nicht wahr? Woher soll ich wissen, dass es ein Polizist war ... und außerdem, wenn man Dandi festnehmen will, kommt eine Streife mit Sirene und Blaulicht ... und der da wagt sich alleine in die Höhle des Löwen ... ja, das wäre schön, aber leider geht es nicht!
    Dandi stand auf, sicherte die Pistole, nahm das Magazin aus dem Griff der Halbautomatischen. In seinem Ton lag echtes Bedauern.
    – Aber leider geht es nicht. Mein Freund hat Recht ... wenn man einen Bullen erschießt, hat man nur Scherereien. Ich werde aus dieser Geschichte jedoch so rein hervorgehen wie ein Messdiener ... und Patrizia bleibt bei mir! Nun, du Arschloch: Dandi nimmt den Hut und verabschiedet sich. Aber davor ... noch eine kleine Genugtuung.
    Der Fußtritt, der ihn auf der Höhe der Halsschlagader traf, war wie ein Messerstich. Scialoja verspürte den bitteren Geschmack von Kotze und Blut, rollte die Augen, sah gerade noch, wie der andere grinste, und dann versank alles in Dunkelheit.
    Ein blumiger Duft mit einer würzigen Zimtnote weckte ihn. Patrizia beugte sich über ihn. Scialoja stellte fest, dass durch das Fenster das Licht des Morgengrauens drang. Wie lange hatte er geschlafen?
    – Nimm mir die Handschellen ab.
    Er versuchte sich zu befreien, aber ein heftiger Stich in die Seite streckte ihn wieder zu Boden. Scialoja schloss die Augen. Der Kopf tat ihm weh.
    – Patrizia.
    – Später ...
    Er öffnete wieder die Augen. Patrizia hob vorsichtig seine Arme und zog das Hemd über die gefesselten Hände. Ihre Finger glitten warm und flink über seine Rückenmuskeln. Sie verweilten unter den Achseln.
    – Du bist dünner geworden.
    – Du auch.
    – Ich habe deinen Rat befolgt. Es macht mir keinen Spaß, Gangsterbraut zu spielen.
    – Du bist eine Gangsterbraut. Und du solltest wieder schwarzhaarig werden. Blond lässt dich ordinär aussehen.
    – Jetzt übertreib mal nicht. Ich hab die Schlüssel für die Handschellen.
III.
    Ruhe bewahren. Warten, bis der Sturm sich verzieht. Die Zeit arbeitete für sie.
    Wenn man Anwalt Vasta Glauben schenkte, war der Teufel gar nicht so hässlich. Gewiss, sie hatten es mit einer Flut von Anklagen zu tun, und irgendetwas würde diesmal an ihnen hängen bleiben. Aber nur eine Kleinigkeit: nur ein paar konkrete Vorwürfe, die die Anklage auf kriminelle Vereinigung versenkt hatte. Und er würde sie geduldig isolieren, aus dem Haufen herausziehen, analysieren und der Reihe nach entkräften.
    Als überzeugter Anhänger des Prinzips
divide et impera
übernahm Vasta die Verteidigung von Bufalo, Freddo, Scrocchiazeppi und Fierolocchio, während er die der anderen je nach Rang und Rolle auf weniger gewiefte Kollegen verteilte. Solange Dandi frei wie ein Vogel war, brauchte man sich keine Sorgen zu

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