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Romanzo criminale

Romanzo criminale

Titel: Romanzo criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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dem Verhör weiter. Wir haben nie miteinander gesprochen. Wenn alles gut geht, ist das Problem Santini in drei Stunden gelöst.
    – Und wenn es schiefgeht?
    Scialoja gab keine Antwort. Während Borgia die schmuddelige Treppe zu den Zellen hinunterging, sagte er zu sich, dass der junge, idealistische Richter, der er einmal gewesen war, Scialoja zum Teufel gejagt hätte. Schlimmer noch: Er hätte ihn angezeigt. Jetzt ließ er ihm mit seinem Schweigen insgeheim freie Hand. Und es war auch nicht das erste Mal, dass er diesen Irren deckte. Schuldgefühle? Keine Spur. Er hatte es mit skrupellosen Leuten zu tun. Mit Mördern, die von einem unsichtbaren und heimtückischen Netz beschützt wurden.
    Irgendwann ging der Schutz der Grundrechte in Komplizenschaft über.
    Scialoja überreichte Fabio Santini den ordentlich abgestempelten und unterschriebenen Dienstbefehl.
    – Salerno? Und was soll ich in Salerno, Kommissar?
    – Kannst du nicht lesen, Santini? Du holst eine von den Roten Brigaden ab, die singen will, und bringst sie nach Rebibbia. Spätestens morgen früh.
    – Aber das ist die Aufgabe der Antiterroreinheit.
    – Sie sind knapp an Personal und haben uns um Hilfe gebeten.
    – Und da habt ihr ausgerechnet mich ausgesucht?
    – Ich brauche einen vertrauenswürdigen Mann, unterbrach ihn Scialoja mit breitem Grinsen.
    Vor dem Kommissariat saßen bereits zwei alte Haudegen von der Einsatzpolizei in einer Zivilstreife. Sie sollten kontrollieren, ob Santini auch wirklich aufbrach, um seinen unmöglichen Auftrag zu erfüllen. Die in Salerno hatten den Befehl erhalten, ein wenig herumzutrödeln. Während der korrupte Polizist auf die Autobahn Richtung Süden einbog, drangen zwei weitere Beamte diskret in seine Wohnung im dritten Stock eines Gebäudes in der Garbatella ein.
    Zwei Stunden später erhielt Scialoja einen Anruf. Borgia sah, wie er mit dem Lächeln eines perfiden Polizisten den Hörer auflegte.
    – In der Garbatella haben wir hundertvierzig Gramm Kokain und eine Pistole gefunden, die vor zwei Monaten aus der Waffenkammer des Kommissariats Casilina gestohlen wurde. Meine Männer sind noch vor Ort.
    Mit einem erleichterten Seufzen unterschrieb Borgia den Haft- und den Hausdurchsuchungsbefehl. Santini wurde nach Forte Boccea gebracht, wo er mit einem blauen Auge und geschwollener Nase ankam. Die zwei alten Haudegen von der Einsatzpolizei schrieben in ihrem Bericht, dass der Gefangene in einem Anfall von Verzweiflung mehrmals den Kopf gegen ein kugelsicheres Fenster geschlagen hatte.
    Sorcio diktierte noch immer und Scialoja stenografierte.
    Ihr habt Santini geschnappt? Dann holt euch den Stoff. Die hundert Gramm, die ihr mir bei der Festnahme abgenommen habt, sind der Schlüssel zu allem.
Brown sugar
aus Thailand. Warum er sich so sicher war? Sie sollten sich ein wenig umhören. In ganz Rom gab es keine sensiblere Nase als die von Sorcio! Der Lieferant? Ein kleiner Unternehmer aus Terni namens Barbetta. Er macht Geschäfte mit Bangkok, saubere Geschäfte, aber mindestens zweimal im Jahr importiert er nicht nur Baumwolle und Reis für die Bankette der Freaks, sondern auch zwei bis drei Kilo Heroin. Hundertfünfzig Gramm gibt er direkt an seine Busenfreunde weiter, lauter Fixer. Den Rest kauft Trentadenari im Ganzen. Trentadenari bewahrt den Stoff niemals bei sich zu Hause auf, sondern bei Maurone, einem Reifenhändler mit einem Lager im Quadraro-Viertel. Der Stoff befindet sich in einem mit Holz ausgekleideten Hohlraum hinter einer Preisliste.
    Sorcio spuckte Informationen aus wie ein Maschinengewehr. Scialoja schickte eine Streife nach Terni und zwei Spezialbeamte vom Überfallkommando zu Maurone ins Quadraro-Viertel – lauter Leute, die keine Skrupel hatten. Als Barbetta aus Terni kapierte, dass seine Villa von Polizisten umstellt war, wollte er aufs Dach zum Luftschnappen. Aber ein loser Dachziegel verriet ihn und nach einem schweren Sturz landete er mit mehrmals gebrochenem Schenkel im Krankenhaus. In seinem Schlafzimmer fanden sie nicht nur eine bis aufs Skelett abgemagerte Fixerin, sondern auch die berühmten hundertfünfzig Gramm
Brown sugar
.
    Maurone aus dem Quadraro-Viertel, ein Haftentlassener unter Polizeiaufsicht, empfing die Polizisten mit einem knallharten Grinsen. Um die Quelle nicht zu verheizen, machten diese zuerst ein wenig Theater, bevor sie „ganz zufällig“ den Hohlraum fanden. Darin lag das Heroin, daneben ein wenig Koks, und, um das Kraut fett zu machen, eine halbautomatische Beretta

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