Romanzo criminale
und ein Päckchen Lapua-Patronen. Und so landete auch Maurone, dem angesichts eines langen Aufenthalts auf Staatskosten das Lächeln auf den Lippen gefroren war, mit Handschellen im Hotel Roma.
Sorcio diktierte und diktierte. Scialoja stenografierte, während Borgia notierte, Diagramme zeichnete, unterbrach, um auf scheinbar unwesentliche Details hinzuweisen, die sich beim Prozess vielleicht als wesentlich erweisen würden.
Bis der Junge nach zwei Tagen um Mitternacht erschöpft zusammenbrach. Der Bericht umfasste mehr als hundert Seiten. Der Kommissar ließ ein Kännchen Kaffee und warme Brioches bringen. Aber Sorcio war in einen komaähnlichen Schlaf gefallen. Borgia ertappte sich bei dem Gedanken, dass der arme Teufel wahrscheinlich seit Jahren nicht mehr so gut geschlafen hatte. Scialoja war pragmatischer und erinnerte ihn daran, dass sich Sorcio in den letzten Minuten nur noch wiederholt hatte.
– Er ist am Ende. Es hat keinen Sinn weiterzumachen.
Sorcio wurde in den Spezialtrakt von Rebibbia gebracht, wo er den geständigen Terroristen Gesellschaft leisten sollte. Bevor Sorcio in die Alfetta mit den Panzerglasscheiben ohne Kennzeichen einstieg, blickte er Borgia tief in die Augen.
– Ich vertraue Ihnen, Richter.
Borgia streckte ihm die Hand entgegen und wich seinem Blick aus. Er wusste, dass er wenig für ihn tun konnte, und deshalb hatte er ihm ehrlicherweise auch keine großen Versprechen gemacht. Vielleicht, wenn endlich das Gesetz bezüglich der Kronzeugen verabschiedet wurde, von dem seit Jahren die Rede war ...
Bei den Terroristen hatten sie nicht lange herumgefackelt, denn der Terrorismus ging den Politikern auf die Nerven, und deshalb ... wenn es sich jedoch um Mafia handelte, hatten alle unerklärlicherweise Blei an den Füßen ... Die Alfetta fuhr mit quietschenden Reifen los. Scialoja, der sein Mienenspiel beobachtet hatte, legte ihm die Hand auf die Schulter.
– Und was nun?
– Jetzt informieren wir den Staatsanwalt und erlassen die ersten Haftbefehle.
II.
Scialojas Polizisten kamen im ungünstigsten Augenblick: in dem verdammten Augenblick, in dem man wehrlos ist und beim dumpfen Klopfen der Waffen an die Haustür den Tag verflucht, an dem man sich für ein Leben in der Unterwelt entschieden hat.
Fierolocchio, der sich nach Jahren der sexuellen Ausschweifung endlich verlobt hatte, lag gerade mit seiner Zukünftigen im Bett, einer von oben bis unten mit Schmuck behängten Brünetten, die in Fiumicino ein Restaurant besaß.
– Wo bringen sie dich hin, Liebling?
Während sie die Hände rang, an denen die Rubine funkelten, hüpfte ihr Verlobter wie wild umher, um Hemd und Hose zu finden, wobei er die Bullen wild beschimpfte. Ein Bild für Götter!
Scrocchiazeppi, der mit der Pistole unter dem Kissen schlief, hob die Arme, als sie die Tür eintraten, und deklarierte sich als politischer Gefangener. Der Chef der Streife brach in Lachen aus und gab ihm einen Fußtritt aufs Schienbein. Scrocchiazeppi ließ die Arme sinken und zuckte mit den Achseln. Humor war noch nie seine Stärke gewesen.
Bei Trentadenari war ein schönes Mädchen mit naivem, verschrecktem Gesichtsausdruck. Der Neapolitaner sagte, sie sei seine persönliche Krankenschwester, die er wegen einer Nierenkolik hatte kommen lassen. Die Polizisten nahmen ihre Personalien auf und ließen sie gehen. Im Übrigen hatte Sorcio in seinem Bericht keine Vanessa erwähnt. Trentadenari bot den Polizisten etwas zu trinken an, aber sie lehnten ab. Er ließ den Namen Fabio Santini fallen, und sie teilten ihm mit, dass er bereits nach Forte Boccea überstellt worden war. Dann versuchte er sie zu bestechen, was ihm ein paar Kopfnüsse eintrug. Er gab klein bei, packte ein Köfferchen voller ärztlicher Atteste und folgte ihnen.
Botola, der noch immer bei seiner Mutter wohnte, versuchte sich in einem Schrank zu verstecken, verriet sich jedoch mit einem Niesen. Carlo Buffoni protestierte lautstark, als sie mit dem Brecheisen den Rollladen seines Ladens aufbrachen. Abgesehen davon, dass er seit Monaten nichts mehr mit denen zu tun hatte, war es geradezu eine Beleidigung, dass sein Name in einem Atemzug mit jenem derer genannt wurde, die seinen Zwillingsbruder umgebracht hatten. Bei genauerem Hinsehen war das ein genauso bedeutungsvolles wie gefährliches Eingeständnis, das allerdings im Augenblick nicht auf Interesse stieß. Im Übrigen führten die Bullen nur einen Befehl aus: Alle einbuchten. Und so nahmen sie ihn mit und der bewusste
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