Romanzo criminale
sie und legte ihr etwas Kaltes um den Hals.
– Jetzt darfst du schauen.
– Schön, sagte sie und bewunderte die Perlenkette. Aber wie hast du das gemacht?
Dandi setzte das Lächeln auf, das für große Anlässe reserviert war.
– Details erzähle ich dir später. Zieh dich aus. Ich explodiere.
– Zuerst unter die Dusche.
– Wie beim ersten Mal, erinnerst du dich?
Patrizia lächelte, beinahe zärtlich. Widerwillig musste sie zugeben, dass er ihr gefehlt hatte. Dandi kam aus dem Bad zurück, nackt, nass und mit einem Steifen. Patrizia streckte sich auf dem schwarzen Laken aus, spreizte die Beine und schloss die Augen. Dandi stürzte sich stöhnend auf sie. Sie blieben drei Stunden im Bett. Bevor Dandi aufstand, gab er ihr einen langen Kuss. Er wusste nicht, ob und wann er wiederkommen würde, aber nach dieser Begegnung fühlte er sich wie Superman, der gerade Clark Kents Kleider ausgezogen hat.
Am Nachmittag ging er in Vastas Büro und unterschrieb die Berufung. Um sieben war er in der Villa von Maestro. Zio Carlo gab ihm wertvolle Ratschläge. Er selbst war immerhin schon seit vierzehn Jahren untergetaucht.
– Halte dich bedeckt, vertrau niemandem, und wenn etwas stinkt, denk daran: Besser ehrlicher Knast als eine plötzliche Kugel.
Dandi erkundigte sich nach dem kleinen Danilo. Maestro strahlte.
– Noch nicht einmal fünf Jahre und lernt schon lesen! Ich habe ihm eine amerikanische Hauslehrerin gesucht, denn wenn man heutzutage nicht Englisch spricht, ist man niemand. Er ist ein Wunderkind, ich spüre es!
Zio Carlo hüstelte diskret. Es war an der Zeit, über ernsthafte Dinge zu sprechen. Das Grundstücksgeschäft auf Sardinien hatte einen ersten Gewinn von zweihundert Riesen abgeworfen.
– Sollen wir sie einstecken oder neu investieren, Dandi?
– Halb und halb. Ein wenig Bargeld brauchen wir für die Anwälte.
– Wie gut ich dich verstehe, seufzte Zio Carlo. Anwälte sind wie Huren. Sie saugen dir das Mark aus den Knochen.
Maestro teilte ihnen mit, dass sie zwei Kilo Stoff absetzen mussten. Dandi sagte, er brauche eine Woche, um das Verkaufsnetz neu zu organisieren, das infolge der Verhaftungen schwer dezimiert worden war. Maestro bot an, ein Dutzend Jungs aus Palermo zu rekrutieren. Dandi zweifelte daran.
Die haben doch keine Ahnung, wie es in Rom läuft. Kaum setzen sie einen Fuß auf die Straße, werden sie geschnappt.
Zio Carlo gab ihm Recht. Sie gestanden ihm eine Woche zu. Aber keinen Tag mehr: Wenn man den Markt zu lange nicht bedient, entwickeln manche vielleicht einen ungehörigen Appetit.
– Ich schaffe das, versprach Dandi.
– Das bezweifle ich nicht, sagte Zio Carlo.
Secco, Nero, Nercio und Vanessa warteten in der Villa Candy auf ihn. Secco hatte Klasse bewiesen: Er hatte das Haus des verstorbenen Cravattaro erworben. Nero erstattete Bericht über die Sektoren Glücksspiel und Videopoker: Alles in Ordnung, die Spielhöllen funktionierten wie immer und die Kassierer zahlten pünktlich ein. Secco erläuterte die allgemeine Situation. Sorcios Geständnis hatte das ganze Verkaufsnetz in der Zone Mitte-Süd zum Erliegen gebracht, von Trastevere-Testaccio über Palocco, Infernetto, Ardeatino bis Ostia. Die Zone Roma Nord-Flaminio war allerdings so gut wie intakt.
– Aber nur auf dem Papier, unterbrach ihn Vanessa. Die Fixer scheißen sich schon an und der Stoff verschimmelt.
– Man muss sie überreden, den Verkauf wieder aufzunehmen, stellte Dandi fest.
– Darum kümmere ich mich, versprach Nercio.
– Meinst du, du schaffst es?
– Bestimmt. Wir versuchen es im Guten, und wenn es nicht funktioniert, probieren wir es auf die harte Tour.
– Und wir erhöhen den Preis um das Doppelte, schlug Secco vor, seit vierzig Tagen hat sich in Rom keiner einen Schuss gesetzt. Die auf der Straße drehen schon durch.
Dandi dachte an die alten Zeiten. An die Klugheit von Libanese.
– Kommt gar nicht in Frage. Wir geben ihnen jede Menge und zum halben Preis. Eine Woche lang schenken wir ihnen das Schlaraffenland. Sie müssen alle wieder zu uns kommen. Und alle zusammen. Dann erhöhen wir langsam den Preis.
– So schreiben wir Verluste, protestierte Secco.
– Nicht, wenn wir genug Stoff haben und ihn beständig absetzen.
– Und wer hat genug Stoff? Die Quellen sind versiegt ...
– Das ist meine Angelegenheit, sagte Dandi ungerührt und schaute ihm in die Augen. Nercio grinste.
– Ich bin auf deiner Seite, Dandi.
– Ich auch, sagte Nero.
Secco gab nicht klein bei.
–
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