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Romanzo criminale

Romanzo criminale

Titel: Romanzo criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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Gedanken wieder wachsen ...
    – Ach, da ist ja Freddo! Freddo, komm her!
    Fierolocchio hatte Freddo bemerkt, und jetzt gestikulierte er wild, pfiff wie ein Ziegenbock. Freddo winkte ihm zu.
    – Freddo, ich mach dir einen Stuhl frei!
    Fierolocchio sagte etwas zu einem kleinen Marokkaner, der neben ihm saß. Dieser schüttelte heftig den Kopf. Fierolocchio rempelte ihn an. Der Marokkaner landete auf Scrocchiazeppi. Die beiden Freunde packten ihn an Händen und Füßen und schleuderten ihn in die hinteren Reihen. Jemand protestierte, Fierolocchio drehte sich um und gab eine Kanonade von Beschimpfungen von sich. Die anderen verstummten. Der Marokkaner stand auf, mit schmerzverzerrtem Gesicht und zu Tode erschrocken. Die Wächter sahen tatenlos zu. Nicht einmal sie hatten genug Mumm, um sich mit den Herren des Knasts anzulegen.
    – Was ist?, brüllte Scrocchiazeppi und hob den eroberten Stuhl in die Höhe.
    Freddo ging mit steinerner Miene zu ihnen hin. Der Junge aus Rom verbeugte sich, um den tosenden Applaus des Publikums entgegenzunehmen.
    – Eros Ramazzotti!
Terra promessa
!, schrie der Moderator.
    Freddo grüßte flüchtig Botola und Trentadenari, und als er vor Bufalo stand, reichte er ihm die Hand. Pischello war zum Zeichen des Respekts aufgestanden. Bufalo rührte sich nicht. Er nickte nur und sah ihn belustigt an.
    – Hast du es endlich satt, Dornröschen zu spielen?
    Freddo hielt ihm die ausgestreckte Hand unter die Nase. Bufalo beschloss, sie zu drücken. Endlich nahm Freddo zwischen Scrocchiazeppi und Fierolocchio Platz.
    – Was hat Bufalo?, fragte er seufzend.
    – Er ist sauer, sagte Scrocchiazeppi laut.
    Ganz was Neues, stellte Fierolocchio fest.
    – Er ist sauer, weil wir alle sitzen und Dandi nicht, fügte Scrocchiazeppi hinzu.
    – Das gefällt mir nicht.
    – Du weißt ja, wie Bufalo ist. Es geht vorbei.
    Auf der Bühne inmitten eines Meeres von Nelken stand jetzt eine Sängerin mit rundem Gesicht und der Stimme einer läufigen Katze. Freddo konnte nicht länger zusehen. Bufalo war auf Dandi sauer, auf ihn, auf die ganze Welt. Bufalo entwickelte sich zu einem ernsthaften Problem. Ausgerechnet in dem Augenblick, in dem es notwendig gewesen wäre, zusammenzuhalten ... aber war es nicht egal? Hatten sie jemals zusammengehalten? Ja, vielleicht früher einmal, als der arme Libanese noch gelebt hatte ... und außerdem ... wurde seine Sehnsucht nach Roberta unerträglich. Was hatte der Junge gesungen? „Ein Gelobtes Land, eine andere Welt ...“ Freddo spürte ein Pieksen im Nacken und drehte sich zur Seite. Bufalo grinste ihn herausfordernd an. Mit Zeigefinger und Daumen machte er das Zeichen eines Revolvers.
II.
    Dandi war stinksauer. Die Berufungen waren abgelehnt worden. Alle blieben im Knast.
    – Scheiß Haftprüfungsgericht! Das ist kein Gericht, sondern ein Exekutionskommando!
    Vasta versuchte ihn zu beruhigen.
    – Kennen Sie das Sprichwort? Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus … das sind Leute aus Rom, man muss sie verstehen … sie wollten es sich nicht mit der Staatsanwaltschaft verscherzen … ich habe den Akt bereits an das Berufungsgericht weitergereicht. Sie werden schon sehen, dort spielt eine ganz andere Musik!
    – Vielleicht. Inzwischen bezahlen wir. Streng dich wenigstens an für dein Geld, solange wir zahlen.
    Aber Borgia hatte wohl die Schraube angezogen, denn beim Berufungsgericht verhielten sich die Dinge nicht viel anders. Im Gegenteil. Wenn man die Verfügung las – vierzehn dicht beschriebene Seiten, in denen es vor sarkastischen Seitenhieben auf Vasta, die Anwaltschaft und sie alle nur so wimmelte –, hatte man das Gefühl, dass es keine Hoffnung mehr gab. „Sehr glaubhafte Erklärungen“ … „Zusammenarbeit infolge ehrlich empfundener Reue“ … „Äußerst hohes Niveau der Beweismittel“ … „Sichere Beweise, die eine Mittäterschaft belegen“ …
    Dandi tobte.
    – Heißt das, dass die Verräter jetzt heiliggesprochen werden?
    Wieder einmal versuchte Vasta zu beruhigen. Sie würden vor einem genauso plötzlichen wie unerwünschten Umschwenken der Justiz stehen. Höchstwahrscheinlich hatte man aufgrund der noch nicht lange zurückliegenden Erfahrung des Terrorismus und der erhöhten Alarmbereitschaft in Bezug auf die Mafia die Schraube angezogen. Die Verfügung war einfach bedauerlich: Sie büßten für das verschärfte politische Klima. Die Richter hatten der Justiz einen schlechten Dienst erwiesen, aber es handelte sich nur um eine Übergangsphase.

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