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Romanzo criminale

Romanzo criminale

Titel: Romanzo criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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Man müsse Geduld haben. Es zog sich zwar in die Länge, aber letzten Endes würde die Logik der Justiz siegen. Und auf diesem Feld würde Borgia seine x-te bittere Niederlage einstecken müssen.
    Dandi wollte keine Argumente hören. Wenn Vasta Latein sprach, bedeutete das, dass wirklich alles verloren war. Man musste andere Möglichkeiten suchen. Das ganze Herumgerede konnte seiner Meinung nach nur eine Konsequenz haben: Vasta hatte ausgedient. Der Anwalt blickte ihn hinter den dicken Brillengläsern mit eiskalten Fischaugen an.
    – Ihr wollt euch wen anderen suchen? Nur zu. In Rom gibt es mehr Anwälte als Richter in ganz Italien …
    Dandi wandte sich an Zeta und Pigreco. Die Agenten ließen sich Zeit und baten Vecchio um Befehle.
    Vecchio war ausnahmsweise unentschlossen. Wenn man die Sache im Lichte der Vernunft betrachtete, musste man feststellen, dass sich die Situation allmählich normalisierte. Die Kommunisten waren in die Opposition gedrängt worden, sie schrien zwar lautstark, waren jedoch auf dem absteigenden Ast. Ihr unaufhaltsamer Niedergang hatte bereits begonnen: In ein paar Jahren würden die Fahnen mit Hammer und Sichel auf dem Flohmarkt von Porta Portese landen. Sowohl der rote als auch der schwarze Terrorismus waren einem Strudel der Selbstzerstörung anheimgefallen, aus dem sie sich nicht mehr hatten befreien können. Die 70er-Generation war übergelaufen, hatte denunziert, sich abgespalten und sich damit selbst zunichtegemacht. Was die Mafia anbelangte, hatte sie nie ein wirkliches Problem dargestellt. Die Mafia war mehr als eine Institution: eine historische Notwendigkeit. Und ein Übereinkommen fand man letztendlich immer. Italien segelte friedlich in Richtung Neunzigerjahre, eingelullt vom Rhythmus der Komödie, die die alte Quadrille der Mächte im ewigen Konflikt gab. Ja, das Schiff fuhr dahin. Und wer brauchte noch Piraten, wenn das Schiff fuhr? Wenn man die Sache im Lichte der Vernunft betrachtete, sollte man sich endlich von dieser ausgedienten Gruppe neureicher Gangster verabschieden. Aber das war nur die Spitze des Eisbergs: die sichtbarste, die gewöhnlichste. Vecchio hasste klare Argumente. Die sich windende Schlange auf blutrotem Feld war sein bevorzugtes Wappentier. Der Ouroborus, die Schlange, die sich in den Schwanz beißt, war das Symbol, das ihn zum Träumen brachte. Der Chor aus Verdis Falstaff –
tutto è burla, ogni uomo è gabbato
– war der weiseste Ausspruch, der je von einem Menschen getätigt worden war. Ja, das ganze Leben war eine Farce. Und alle Menschen werden beschissen. Die Fäden des Spiels in der Hand halten. Die Verbündeten, auch die unbequemsten, hinhalten. Man weiß ja nie, was morgen ist! Und ein paar Piraten können immer nützlich sein. Aber gewissermaßen auch aus Liebe zur Kunst: um sich später einmal an jenen Wind ohne Verstand und ohne Ordnung zu erinnern, der die solideste Basis seiner Macht war. Einer einzigartigen Macht ohne Ursprung und ohne Ziel. Der vollständigsten Form von Anarchie, die je realisiert worden war. Sie war seine Erfindung, aber er würde der Nachwelt kein Vermächtnis hinterlassen. Mit Vecchio würde auch das System sterben. Die Ewigkeit war der einzige Feind, den er nie würde besiegen können. Er bekam immer mehr Falten im Gesicht. Auch er würde enden wie die schöne Helena in Lukians Dialog: ein leerer Schädel, den sogar die Würmer verabscheuten. In der Zwischenzeit musste man weiterspielen. In der Zwischenzeit musste man Dandi beschützen. Ohne dabei den eigenen Gewinn aus den Augen zu lassen. Die Automaten standen auf dem Sammlermarkt gerade wahnsinnig hoch im Kurs. Gerade eben war es ihm gelungen, sich ein perfekt funktionierendes Modell der Lesemaschine zu besorgen, die Agostino Ramelli 1598 entworfen und ein einzigartiger polnischer Künstler fast vier Jahrhunderte später gebaut hatte. Eigentlich kein Original, sondern ein Fremdkörper in seiner Sammlung. Aber welche Schönheit besaß dieses aus Holz und Schrauben bestehende Bücherrad, mit dessen Hilfe man mit einem einfachen Pedaldruck zweihundert alte Bände sehen konnte! Eine schrullige Idee, schon gut. Aber wie elend ist das Leben ohne Schrullen! Doch seine Mittel waren erschöpft. Wenn Dandi Hilfe wollte, musste er bezahlen.
III.
    Als Ricotta Mitte März nach Regina Coeli kam, fand er eine schreckliche Situation vor: Scrocchiazeppi und Fierolocchio bildeten eine Gruppe, während Botola sich abseits hielt. Bufalo sprach nur mit Pischello, und Freddo saß fast

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