Romanzo criminale
Aber warum? Auf diese Weise überschwemmen wir den Markt ... wozu die Eile?
– Wir brauchen Bargeld, Secco, erklärte Nero ganz ruhig, der Dandi zustimmte, die im Knast sind schon stinksauer.
– Ach, die im Knast, stellte Secco abschätzig fest.
– Trentadenari hat noch keine Lira gesehen, stellte Vanessa fest.
Dandi blickte Nero an. Nero nickte in Richtung Secco. Secco, den plötzlich die Rechenwut überkommen hatte, zog den Taschenrechner heraus und tippte wütend Ziffern ein.
– Lass uns allein, Vanessa, befahl Dandi ruhig.
Das Mädchen ging mit ausladendem Hüftschwung hinaus. Dandi riss Secco den Taschenrechner aus der Hand und schleuderte ihn gegen die Wand.
– Sag ja nicht, du hättest denen im Knast ihren Anteil nicht ausbezahlt ...
– Dandi, es hat Schwierigkeiten gegeben ...
– Sag ja nicht, du hättest den Familien ihren Anteil nicht ausbezahlt ...
– Komm schon, Dandi ...
Dandi verpasste ihm eine Ohrfeige. Secco schnappte nach Luft und versuchte das Gleichgewicht zu halten. Dandi schlug noch mal zu. Secco ging zu Boden.
– Dandi, es reicht, sagte Nero.
Dandi konnte sich kaum zurückhalten.
– Wenn einer von uns im Knast landet, sind wir automatisch zu Zahlungen verpflichtet, Secco. Unabdingbar. Morgen Vormittag füllst du die Schecks aus und verteilst den Gewinn. Verstanden?
Mithilfe Neros und Nercios stand Secco mühsam auf. In seinen Augen leuchtete purer Hass. Aber die Vorsicht siegte. Es war klüger nachzugeben. Secco wurde ganz klein, devot, freundlich.
– Du hast Recht, ich habe einen Fehler gemacht. Ich habe gedacht, ich lasse die Dinge lieber, wie sie sind, bis du wieder da bist ... aus Respekt, Dandi, glaub mir ...
Nero unterdrückte ein Lachen, in dem sich Verachtung und Bewunderung mischten. Von Secco konnte man sich eine Scheibe abscheiden. Seine Exzellenz, der Rektor der Akademie der Schlangen!
– Schwachsinn. Ich sage dir, was du dir gedacht hast. Du hast dir gedacht: Die sitzen im Knast und wir sind draußen. Sie sollen scheißen gehen. Du hast dir den schlechtesten Augenblick ausgesucht, um einen Krieg anzuzetteln, Secco. Einen Augenblick, in dem wir schwach sind und zusammenhalten müssen ... was ist, wenn Bufalo durchdreht und singt? Wenn Freddo überläuft? Daran hast du wohl nicht gedacht, was? Und hast du an Botola gedacht, der einer von uns ist, hast du an ihn gedacht oder nicht?
– Schon gut, Dandi, hab kapiert, sagte Secco devot und streckte ihm die Hand hin. Freunde wie bisher?
Dandi ignorierte das Angebot.
– Ich fahre wieder ans Meer, sagte er zu den beiden anderen. Ich verlasse mich auf euch.
Bevor er ging, spuckte er auf den Boden. Secco schloss die Augen. Selbst wenn er das Haus, die Bankeinlagen, das Geschäft, die Lokale, alles, was er angehäuft hatte, verlieren sollte: Eines Tages würde Dandi dafür büßen.
1984
Einsamkeit. Disamistade
I.
Wir sind Jungs von heute / Seelen der Stadt / in den leeren Kinos / wir sitzen in den Bars / und laufen allein / durch die finsterste Nacht / obwohl uns die Zukunft / Angst macht ...
Der Direktor hatte zwei Extrastunden Fernsehen erlaubt. Seit Borgia das Gesprächsverbot aufgehoben hatte, mischte sich Freddo zum ersten Mal unter die anderen. Die Häftlinge waren in Scharen herbeigeströmt, um das Finale des Festivals von Sanremo zu sehen. Es gab keinen einzigen freien Platz. Die anderen saßen alle in der ersten Reihe. Bufalo plauderte mit Pischello. Trentadenari und Botola teilten sich eine Zigarette. Scrocchiazeppi und Fierolocchio machten Theater, sie pfiffen und schnitten Grimassen zu den Darbietungen der Sänger.
Bis sich etwas ändert / bis uns jemand / ein Gelobtes Land / eine andere Welt zeigt / wo unsere Gedanken wieder wachsen / werden wir nicht innehalten / werden wir nicht müde, unablässig unseren Weg zu suchen ...
Der Junge war blutjung und hatte einen ausgeprägten römischen Akzent. Mit erschreckender Energie schlug er in die Saiten seiner Gitarre. Der Rhythmus dieses melancholischen Lieds, das voll unterdrückter Gewalt war, rührte Freddos Herz.
Wir sind Jungs von heute / Zigeuner von Beruf
... Roberta antwortete nicht auf seine Briefe. Sie hatte noch nicht um Gesprächserlaubnis gebeten. Der Junge schien ihn vom Bildschirm aus stirnrunzelnd und voller Verachtung anzublicken. Ich habe meine Gitarre und meine Wut und meine Schlauheit, schien er zu sagen, und was hast du? Du glaubst, der König von Rom zu sein, und was hast du?
Ein Gelobtes Land / eine andere Welt / wo unsere
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