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Romanzo criminale

Romanzo criminale

Titel: Romanzo criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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furchterregend, dass ihm keine Frau nahekommen wollte! Aber Ricotta war keiner, der schnell klein beigab, Donatella konnte sich vor Briefen gar nicht mehr erwehren, und Tonchino war wahrlich ein Dichter. Steter Tropfen höhlt den Stein. Letzten Endes bat Donatella um einen Gesprächstermin, und sie stellte fest, dass Ricotta gar nicht mehr so hässlich war wie früher, er war höflicher und beinahe ein wenig komisch in seiner Unbeholfenheit und Schüchternheit bei den ersten Gesprächsterminen. Nach zwei Monaten, zahllosen Briefen und ein paar verstohlenen Küssen waren sie ein Paar. Ricotta steckte Tonchino in einer Anwandlung von aufrichtiger Dankbarkeit den Anteil eines ganzen Monats zu. Der Brigadist bedankte sich und lud ihn zum Abendessen ein. Doch mitten am Nachmittag packte Tonchino plötzlich seinen Rucksack und wurde in eine Grüne Minna geladen. Ziel unbekannt. Ricotta erstarrte zur Salzsäule. Eine Woche später war in allen Zeitungen zu lesen, dass Tonchino übergelaufen war und mit seinem Geständnis das ganze Netz der unbeugsamen Turiner Brigaden zu Fall gebracht hatte. Und ich, murrte Ricotta, habe ihn auf die Idee gebracht. Aber er konnte ihm nicht böse sein. Immerhin verdankte er ihm Donatella.
IV.
    Als Zeta und Pigreco Dandi von Vecchios Vorhaben erzählten, schäumte er vor Wut.
    – Das müsst ihr mir deutlicher erklären: Euer Chef braucht gewisse Unterlagen, und da sich diese Unterlagen an einem Ort befinden, wo er nicht hinkommt, organisiert Vecchio einen Raubüberfall …
    – Sagen wir lieber eine Rückholaktion, erwiderte Zeta gereizt.
    – ’Tschuldige, Freundchen, in der Schule war ich in Italienisch nicht sehr gut … wo war ich stehengeblieben? Ach ja, die Rückholaktion … wir treiben also ein paar Jungs auf und organisieren die Rückholaktion … die Abmachung ist eindeutig: ihr bekommt das Geld, ich die Papiere. Sonst reißt sich der Chef des Rückholtrupps die Papiere unter den Nagel und beginnt mit euch zu spielen …
    – Du hast es kapiert, gab Zeta zu.
    – Ja, du hast es kapiert, stimmte Pigreco zu.
    – Und deshalb braucht ihr jetzt mich, um die Unterlagen zurückzuholen …
    – Genau.
    – Und um wen geht es?
    – Um einen bestimmten Larinese.
    – Na so was!
    – Kennst du ihn vielleicht?
    – Vor ewigen Zeiten waren wir gemeinsam in der Schule.
    – Also, ja oder nein?
    Ratlos zündete sich Dandi eine Zigarette an.
    – Ich frage mich nur: Wenn euch der Wichser so nervt, warum regelt ihr die Angelegenheit nicht selbst?
    – Das geht dich nichts an.
    Dandi kaute am Stummel, bevor er ihn mit einer Geste höchster Verachtung ausspuckte. Am liebsten hätte er sie zum Teufel geschickt. Vielleicht sogar mit einer noblen Bemerkung wie „Dandi verrät seine alten Gefährten nicht“. Larinese war ihm allerdings so gut wie egal. Ein Hurensohn, ein kleiner Fisch am Rande der Unterwelt. Er hatte seine Chance gehabt und sie verspielt. Allerdings konnte Dandi sich schwer damit abfinden, dass Vecchio und die Seinen ihn nach wie vor als den Vorstadtwichser behandelten, der er einmal gewesen war und der er nie wieder sein wollte. Als Bauernopfer. Er wollte von niemandem mehr abhängig sein. Er wollte aus dieser und aus allen anderen Geschichten sauber hervorgehen. Vecchio war der Einzige, der ihm dabei helfen konnte.
    – Ist gut. Wir hören uns, wenn die Sache erledigt ist.
    Er hatte nicht nein sagen können. Aber er erledigte den Job äußert widerwillig, fast wünschte er sich, er möge im letzten Augenblick schiefgehen. Die Sache an und für sich war nicht sehr schwierig. Larinese achtete nicht auf Sicherheit und trennte sich nie von dem Köfferchen, in dem sich wahrscheinlich die Papiere befanden, die Vecchio interessierten. Dandi brauchte nur die alte Sturmhaube herauszuholen, sich ein sauberes Eisen zu besorgen, ein Auto zu klauen, darauf zu warten, dass Larinese mit seiner Freundin fertig war, einer Polin, die er jeden Freitagnachmittag in Torvajanica besuchte, aufs Geratewohl zu schießen und die Rückholaktion zu Ende bringen. Er zerlegte die Pistole und warf die Teile ins Meer. Vielleicht würde Larinese überleben. Als er gegangen war, hatte er geröchelt. Er hatte nicht geschossen, um ihn umzubringen, sondern aufs Geratewohl, ohne zu zielen. Mit einem verächtlichen Grinsen überreichte er Vecchio den Koffer. Die Aktion hatte ihn völlig kaltgelassen: allenfalls ein Anflug von Angst, die Befürchtung, in eine Straßensperre zu geraten, die ohnmächtige Wut, auf den Rang

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