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Romanzo criminale

Romanzo criminale

Titel: Romanzo criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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unterstrich.

März–April 1978
Geschäfte, Politik
I.
    Trentadenari sollte den Kurier am Flughafen von Fiumicino abholen. Allein. Aber Libanese hatte darauf bestanden, dass ihn jemand begleitete. Daraufhin hatte Sardo eine Szene gemacht: Ein Mann fällt weniger auf als zwei, es war kein guter Anfang, wenn man ihm nicht vertraute. Freddo hatte sie vor die Entscheidung gestellt. Entweder so wie wir es wollen, oder die Sache platzt. Sardo hatte klein beigegeben. Bufalo sollte Trentadenari begleiten. Er mochte den Neapolitaner: Er riss einen Witz nach dem anderen, mit ihm langweilte man sich nie. Die Langeweile fürchtete Bufalo nämlich mehr als alles andere auf der Welt. Die Langeweile verschlingt dich wie ein schwarzes Loch. Um ihr zu entkommen, macht man Dinge, an deren Folgen man nicht denkt, und schon steckt man bis über beide Ohren in der Scheiße.
    Als das Mestizenpärchen, das zwei große Koffer hinter sich herschleppte, an der Gepäckkontrolle auftauchte, begriff Bufalo, warum Libanese darauf bestanden hatte, und war augenblicklich voller Bewunderung. Libanese hatte einen klaren Kopf. Er verstand es, die Karten zu lesen: Man hatte von einer Ladung gesprochen, aber Sardo erwartete zwei. So ein Arschloch! Kaum sind wir Geschäftspartner, schon möchte er uns übers Ohr hauen!
    Auch Trentadenari begriff sofort den Ernst der Lage. Bufalo sah, wie er bleich wurde, und klopfte ihm auf die Schulter.
    – Ich schwöre dir, ich hatte keine Ahnung.
    – Ich glaube dir, ich glaube dir. Aber dein Chef soll sich in Acht nehmen!
    Mit zwei verschiedenen Taxis fuhren sie nach Rom zurück. Libanese hatte auf der Sicherheitsmaßnahme bestanden. Bufalo saß mit der Frau im Auto, einer von Pockennarben übersäten Indiofrau, die nach Schweiß und billigem Parfum stank. Sie schaute aus dem Fenster und lächelte ihn benommen an. Bufalo dachte, dass er sie nicht einmal dann vögeln würde, wenn sie die letzte Frau auf der Welt wäre. Im zweiten Taxi saß Trentadenari mit dem Großen, einem Abklatsch von Tomas Milian in der Rolle des Monnezza. Der Mann war verängstigt und hatte Schmerzen. Er blickte sich ständig um, und hin und wieder verzog sich sein Kiefer zu einer leidvollen Grimasse. Der ist imstande, vierzig Säckchen auf einmal zu schlucken, dachte Trentadenari, schöne Scheiße, wenn ausgerechnet jetzt eines platzt.
    Aber nichts passierte, und nach einer Stunde waren sie alle in der Wohnung von Libanese, der in seinem Stuhl saß und sich Pferderennen anschaute. Sardo, Freddo, Ricotta und Dandi spielten Poker und fluchten über die schlechten Karten; auch Sorcio – wer hätte das gedacht? – war da, zitternd wie Espenlaub und so durchscheinend, dass er sich aufzulösen drohte.
    Bufalo und Trentadenari nickten sich zu und übergaben Sardo die Koffer. Der machte eine Riesenszene: Er hätte nicht gewusst, dass es sich um eine doppelte Ladung handelte, die Chilenen hätten ihm einen Streich gespielt, bei Geschäften müsse es doch eine Moral geben und so weiter und so fort. Freddo unterbrach ihn.
    – Scheiß drauf. Doppelte Ladung, doppeltes Geschäft. Zu gleichen Bedingungen.
    Bufalo lachte. Sardo warf ihm einen bösen Blick zu. Dandi sah angewidert zu, wie Ricotta in der Nase bohrte. Libanese wachte aus seiner Lethargie auf und stellte die Koffer mit dem Geld bereit. Die Indiofrau bat, aufs Klo gehen zu dürfen. Sie hatte die Säckchen geschluckt, jetzt war es an der Zeit, sie auszuscheißen.
    Sorcio ging zu Libanese und sah ihn flehend an. Libanese zog einen Umschlag mit Tabak aus der Tasche, öffnete einen der Koffer, in dem sich der Stoff befand, schob Kleider und Päckchen zur Seite, hob den doppelten Boden heraus und prüfte die Säckchen, die prallvoll mit Schnee waren. Er nahm eines davon heraus, riss es mit den Zähnen auf, so vorsichtig, dass nicht einmal ein Stäubchen verloren ging, ließ ungefähr zehn Gramm in den Umschlag gleiten und warf ihn Sorcio zu.
    – Danke, Libano! Du bist eine Wucht!
    – Das geht auf die Rechnung von euch allen, stellte Sardo klar.
    – Er braucht dringend was, sonst dreht er durch, konstatierte Dandi bitter.
    Sorcio ging in die Küche, um sich einen ordentlichen Schuss zu setzen. Sardo ließ das Schloss des Geldkoffers aufspringen und rief Ricotta: Er solle ihm beim Zählen helfen, vier Augen sähen mehr als zwei. Freddo und Libanese begannen den Stoff abzuwiegen.
    Monnezza, der Chilene, war die ganze Zeit über reglos dagestanden, die Hand auf den Kopf des Duce gestützt. Er war

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