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Romanzo criminale

Romanzo criminale

Titel: Romanzo criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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eines schönen Tages um einen weiteren Dienst bittet: eine Entführung zu organisieren. Dem Anschein nach geht es um Lösegeld, in Wirklichkeit jedoch darum, in den Besitz einiger Dokumente zu gelangen, die Vecchio braucht. Larinese stellt auf die Schnelle eine Bande auf die Beine, die den Coup ausführt. Aber er liefert die Dokumente nicht ab, sondern behält sie und versucht Vecchio zu erpressen. Nun wird Vecchio sauer. Er ruft Dandi zu sich und beauftragt ihn, Larinese zu beseitigen und die Dokumente wiederzubeschaffen. Zwei Fliegen auf einen Schlag: Er bemächtigt sich dessen, was ihm am Herzen liegt und wird einen unbequemen Zeugen los …
    – Und wie hast du das alles in Erfahrung gebracht?, flüsterte Borgia, der ihn plötzlich duzte, ohne es selbst zu bemerken.
    – Pigreco. Er ist meine Quelle.
    Borgia schloss die Augen. Die Geschichte war wasserdicht. Sie erklärte einige Geheimnisse der letzten Jahre. Sie lieferte einen Schlüssel. Sie passte ausgezeichnet ins Mosaik. Die Geschichte war auf schreckliche Weise wasserdicht. Borgia sehnte sich plötzlich nach einem weniger aufregenden Leben: einer Versetzung zum Zivilgericht, einem Notarsposten, einem bescheidenen Universitätsjob.
    – Wir müssen den Staatsanwalt informieren …, flüsterte er.
    – Schnappen wir ihn jetzt, sagte Scialoja plötzlich. Schlagen wir zu. Noch heute. Pigreco ist eine heiße Fährte. Er hat Namen, Daten, Firmensitze, chiffrierte Konten … geben wir ihm nicht die Zeit, sich neu zu organisieren. Schlagen wir zu, jetzt gleich …
    – Wir brauchen Resultate.
    – Die werden wir finden … aber zuerst müssen wir Vecchio neutralisieren.
    – Wenn Dandi nicht gesteht …
    – … bieten wir ihm ein Abkommen an!
    – Scialoja, wir sind nicht in Amerika.
    – Verdammt, das ist nicht der Zeitpunkt für Skrupel.
    Borgia schloss die Augen. Er spürte, dass ihm etwas entglitt. Vielleicht auf immer. Er hätte den Polizisten unterstützen sollen. Seiner Intuition vertrauen. Seine Angriffsstrategie unterstützen. Aber es war ihm einfach nicht danach.
    – Bereiten Sie einen Bericht vor, befahl er trocken.

1985/86
Epidemien
I.
    Die Prügel, aufgrund deren Secco auf die Krankenstation gebracht worden war, waren dem Mithäftling vom Putztrupp angehängt worden. Wer sonst außer ihm hätte sich Zugang zur Einzelzelle verschaffen können? Der Aufseher bestätigte, dass es nichts Auffälliges gegeben hatte. Mit Ausnahme der zehn bis fünfzehn Minuten, in denen der Mann die Zelle gesäubert hatte, hatte niemand Kontakt zu Secco gehabt. Bei dieser Gelegenheit war es passiert. Das Motiv formulierte Secco selbst, als die Schläfrigkeit infolge der Sedativa nachließ: ein Wort zu viel, in den wiederkehrenden Augenblicken der Schwäche, als er sich weigerte, eine nicht näher definierte Gefälligkeit zu leisten. Richter Morales spürte, dass etwas faul war. Auf jede erdenkliche Weise versuchte er den Häftling vom Putztrupp zum Singen zu bewegen, aber umsonst. Der Mann, der bald entlassen werden sollte, hatte im Grunde keine Wahl: entweder sechs bis acht Monate Haftverlängerung oder die Rache der Unterwelt. Der Mann gestand, er sagte, er hege schon lange Groll auf den Fettwanst, kassierte das Urteil und die zwanzig Millionen, die Secco bereits seiner Frau überwiesen hatte, und der Beschiss war vergessen. Morales versuchte mit allen Mitteln, die Einweisung in die Krankenstation rückgängig zu machen. Aber die Ärzte sprachen sich dagegen aus; der Direktor legte sich quer, ein paar gutherzige Klosterschwestern vergossen ein paar Tränen und letzten Endes musste der Richter klein beigeben. Aber nicht einmal Dandi wollte sich mit der Geschichte abfinden. Einerseits war Secco auf der Krankenstation vor weiteren gefährlichen Hysterieanfällen gefeit. Andererseits beunruhigte ihn die Dynamik des Vorfalls. Denn Dandi gegenüber leugnete Secco jegliche Absprache: Er war zwar bereit gewesen, für die Prügel zu bezahlen, aber gewiss nicht Bufalo. Der gefährliche Irre war ganz allein für die Sache verantwortlich.
    – Darf man den Grund erfahren?
    – Was weiß ich!, jammerte Secco. Er hat mich beschimpft … mich und dich … Bufalo hasst dich, Dandi! Er sagt, wir hätten ihm Geld weggenommen, aber Gott weiß, dass ihm kein einziger Centesimo fehlt! Dann … dann habe ich nichts mehr mitbekommen, nur noch Schläge … guter Gott, wie viele Schläge ich kassiert habe! Ein Irrer, sage ich dir, ein Irrer.
    Bufalo mochte in den Augen der Richter ein Irrer

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