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Romanzo criminale

Romanzo criminale

Titel: Romanzo criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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Mithilfe eines Arztes und eines Pflegers wurde Bufalo mitten in der Nacht in eine Grüne Minna geladen. Man bot ihm sogar Valium an, das er jedoch voller Verachtung ablehnte. Verrückt schon, aber nicht vertrottelt. Bei der Anhörung würde er die anderen wiedersehen. Er würde sich die Zeit totschlagen, indem er das Abkommen, das er mit Secco geschlossen hatte, festigte. Sein Geld war in Sicherheit. Und früher oder später würde er Dandi umlegen.
II.
    Nero hatte von Vanessa von Freddos Problemen erfahren. Aufgrund der Vorsichtsmaßnahmen durfte er keinen direkten Kontakt aufnehmen, aber irgendetwas musste er für den in Not geratenen Freund tun. Nero erinnerte sich an Mainardi. Im Gymnasium hatten sie hin und wieder etwas gemeinsam angestellt: zum Beispiel die Wohnung seiner Eltern ausgeräumt, während sie auf Wochenendurlaub waren, oder den Roten die Schädel eingeschlagen. Nichts Aufregendes, außerdem hatte Mainardi vor geraumer Zeit die Kurve gekratzt. Das letzte Mal hatten sie sich gesehen, als er bei der Freundin eines alten Kumpels aus dem EUR eine Abtreibung durchgeführt hatte. Mainardi, der damals im zweiten Jahr Medizin studiert hatte, hatte sich dazu bereit erklärt. Jetzt arbeitete er dank der Fürsprache seines Vaters, eines berühmten plastischen Chirurgen, in einer Klinik außerhalb Roms. Als Nero ihn aufsuchte, verhielt Mainardi sich zuerst einmal abschätzig. Nero musste seinem Gedächtnis auf die Sprünge helfen, woraufhin der Herr Doktor den Schwanz einzog. Ausgestattet mit einer Sonderbewilligung des Gesundheitsministeriums, die von einer wichtigen Persönlichkeit ausgestellt worden war, besuchte er Freddo.
    – Wer schickt dich?
    – Nero.
    – Wie geht es ihm?
    – Er lässt dich grüßen. Er hat mich gebeten, mich zur Verfügung zu stellen. Was kann ich für dich tun?
    – Ich muss raus.
    Mainardi versprach, dass er die Situation prüfen würde. Aber sogar ein Student im ersten Semester hätte bemerkt, dass sich Freddo einer widerwärtig guten Gesundheit erfreute. Nicht einmal mit einem gefälschten Attest, mit dem er seine Karriere aufs Spiel gesetzt hätte, würde es gelingen, ihn ins Krankenhaus einzuliefern. Er schaffte es dennoch, einen ausreichend zweideutig formulierten Bericht zu schreiben, der Borgia überzeugte, ihn „zur Abklärung“ in die Krankenstation zu überstellen. So landete Freddo bei den chronisch Kranken Dandi und Secco. Die Wiedersehensfreude war nicht allzu groß. Scrocchiazeppi und Fierolocchio, die zwar nicht stationär aufgenommen waren, in der Krankenstation aber trotzdem nach Belieben ein- und ausgingen, warfen ihm offen vor, dass er sich nur um seine eigenen Angelegenheiten kümmerte. Secco begrüßte ihn salbungsvoll, aber kaum drehte er ihm den Rücken zu, schimpfte er über ihn. Dandi war merkwürdigerweise der Herzlichste. Aber dafür gab es einen Grund: Bufalo machte ihm Sorgen, der Gedanke an ihn ließ ihn nicht mehr los. Und er war auf der Suche nach Informationen, Nachrichten, vielleicht sogar einer … Freddo sagte ihm geradeheraus, dass Fierolocchio und Scrocchiazeppi Recht hatten.
    – Und zwar?
    – Ich kümmere mich um meine Angelegenheiten und suche keinen Streit. Mit euren Geschichten will ich nichts mehr zu tun haben.
    Dandi war immer der Meinung gewesen, dass man wahre Männer in Notsituationen erkennt. Es hatte eine Zeit gegeben, in der sich hinsichtlich ihres Muts und ihrer Klugheit niemand mit Libanese und Freddo messen konnte. Dann hatte Libanese sich abknallen lassen und Freddo war Tag für Tag mehr zum Schatten seiner selbst geworden. Im schlimmsten Augenblick war er in die Knie gegangen. Gebeugt vom Knast. Gebrochen vom Traum einer unmöglichen Flucht. Frühzeitig verfault. Das Schauspiel, das Freddo bot, machte ihn ein wenig traurig, andererseits hob es seine Stimmung. Die Erinnerung an die alten Zeiten versetzte ihn manchmal in eine melancholische Endzeitstimmung. Aber Dandi war ein Mann der Gegenwart, nicht der Vergangenheit. Daher rührte die gute Stimmung: Wenn Freddo aus dem Weg war, gab es außer Bufalo niemanden mehr, wegen dem er sich Sorgen machen müsste. Sogar Secco war zu feig, um eine Gefahr darzustellen. Die anderen waren nur Mitläufer.
    – Lasst ihn in Ruhe, befahl er.
    Freddo beobachtete sie von seinem Bett aus, das er immer seltener und widerwilliger verließ. Er vegetierte vor sich hin, konnte sich zu nichts aufraffen. Die Sehnsucht nach etwas, das er kaum benennen konnte, verzehrte ihn: die Sehnsucht nach

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