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Romanzo criminale

Romanzo criminale

Titel: Romanzo criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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Roberta, nach etwas Warmem und Dauerhaftem, nach reiner Luft, die Sehnsucht, weit weg von dieser Kloake zu sein, nach echten Männern, Freunden, nicht nach diesen Waschlappen, die danach lechzten, sich gegenseitig fertigzumachen. Er beobachtete und notierte. Secco mischte die Karten mit der Geschicklichkeit eines Illusionskünstlers. Wenn man nicht handelt, versteht man. Scrocchiazeppi und Fierolocchio, die armen Idioten, sahen Dandi bereits mit anderen Augen. Secco spielte sie langsam, aber beständig gegeneinander aus. Secco hatte vor, sie aufeinanderzuhetzen, um die Torte nicht teilen zu müssen. Und Dandi war zu aufgeblasen, um zu bemerken, was vor sich ging. Nach der Abrechnung … eine Abrechnung würde es nämlich geben … würde nur Botola übrig bleiben. Ein treuer, verlässlicher, devoter Hund. Aber die anderen! Die anderen konnten es gar nicht erwarten, ihn, vielleicht sogar Secco, aber letzten Endes auch sich selbst zu verraten. Pumas unheilvolle Prophezeiung fiel ihm ein. Er hatte gestohlen, gemordet, sein Leben in den Wind geschrieben. Eines Nachts, als Dandi schlief, hob Secco den Kopf von seinem wie üblich kilometerlangen Beschwerdebrief und winkte ihm freundschaftlich zu. Freddo ging zu ihm hin. Er hatte beschlossen, klarzusehen.
    – Freddo, ich habe ein Geschäft in Aussicht …
    – Ach ja? Interessant.
    – Ein sicheres Geschäft.
    – Hast du mit Dandi darüber gesprochen?
    Secco machte ein beleidigtes Gesicht. Seine Stimme hob sich um eine Oktave, wurde zu einem weibischen Jammern.
    – Mit dem will ich nicht reden! Er ist ein Trottel. Du hingegen …
    Freddo packte ihn an der Gurgel und legte ihm den Zeigefinger auf den Mund. Secco gab ein flüssiges Gurgeln von sich.
    – Jetzt hör mir mal gut zu, du Scheißhaufen. Bei mir verfangen sich deine Tricks nicht. Noch ein einziges Wort … und ich reiß dir die gespaltene Zunge aus dem Maul und werfe sie den Hunden zum Fraß vor … habe ich mich klar genug ausgedrückt?
    Secco nickte eifrig. Freddo lockerte den Griff und ging schlafen.
III.
    Die Richter, dachte Vecchio, während ihm Borgia wohlerzogen die Hand drückte, sollten nie allzu intelligent sein. Das hatte sein Vater immer gesagt. Sein Vater war ein hoher Marineoffizier gewesen. Ein Kriegsheld. Gegenüber ihrem Haus in Neapel hatte ein Richter gewohnt. Ein alter, groß gewachsener, weißhaariger Mann mit aufrechtem Gang, immer etwas mürrisch und sehr elegant gekleidet. Geschniegelt und gestriegelt, sorgfältig aufeinander abgestimmte Farben, steife Geste, professorale Würde. Vecchio versuchte sich an seinen Namen zu erinnern. Maggiulli … Massulli … Maioli, ja Richter Stefano Maioli. Ein großer Jäger und leidenschaftlicher Bridgespieler. Sein Vater sprach mit ihm in einer Mischung aus Respekt und Verachtung. Maioli: ein hervorragender Richter, aber als Mensch ein Idiot. So sollten Richter sein: Idioten, nicht allzu intelligent. Maioli wäre nie auf die Idee gekommen, ihn um neun Uhr morgens zu sich zu rufen. Zu Zeiten Maiolis wäre so etwas unerhört gewesen. Vor allem hätte sich ein Mann mit Maiolis Stil niemals mit Rollkragenpullover und Dreitagesbart sehen lassen.
    – Verzeihen Sie meinen Aufzug, Herr Doktor, aber wenn ich noch einmal nach Hause gegangen wäre, mich umzuziehen, wäre ich ins Bett gefallen und Sie wären allein hier gesessen. Mein Kind, das große, ich habe zwei Kinder, Mirko und Teresa, also mein Sohn hat heute Nacht Mittelohrentzündung bekommen … der Ärmste, wie er geweint hat! Mit einem Wort, wir haben ihn kurz nach fünf in die Ambulanz gebracht und erst vor eine halben Stunde …
    Vecchio nickte, ein verständnisvolles Lächeln auf den dünnen Lippen. Maioli hätte sich niemals eine derart ordinäre Ausrede einfallen lassen. Aber Maioli hätte sich auch nicht einfallen lassen, Kinder zu bekommen.
    – Der Grund, warum ich Sie hergebeten habe … in den Unterlagen gibt es Hinweise … denen wir nachgehen müssen. Möchten Sie eine Zigarette?
    Takt, Höflichkeit, ein gewisser Stil. Und viel vages Gerede. Allmählich empfand Vecchio eine gewisse Sympathie für Borgia. Er war noch ein Junge. Richter wie Maioli hingegen kommen bereits mit weißen Haaren und Arroganz auf die Welt.
    – Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mir die langen Vorreden ersparen würden!
    – Versäumen Sie sonst die Versteigerung Ihrer berühmten Automaten?, sagte eine spöttische Stimme hinter ihm.
    Vecchio drehte sich nicht einmal um. Er beschränkte sich darauf, würdevoll mit

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