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Romanzo criminale

Romanzo criminale

Titel: Romanzo criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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am liebsten vom Tisch gewischt hätte, begann Barracudas Polizeiprotokolle mit größerem Interesse zu lesen. Eine Gegenüberstellung wurde angeordnet: Barracuda gab klare und entschlossene Antworten, Secco stieß schwitzend und keuchend Beschuldigungen aus. Sein Anwalt riet ihm, den Mund zu halten, und Secco schickte ihn zum Teufel. Sobald der Richter ihm eine Frage stellte, begann Secco auf Barracuda zu schimpfen. Schön langsam sah es schlecht für ihn aus. Als Dandi davon erfuhr, schäumte er vor Wut. Secco schmiss eindeutig die Nerven weg. Bis jetzt hatte Barracuda ihre Verbindung noch nicht erwähnt. Dandi wusste nicht einmal, wie dieses Riesenarschloch gestrickt war. Noch nicht. Und wenn er sich plötzlich an ein Gespräch erinnerte? An ein Telefonat? An eine Anspielung? Als ob es nicht schon reichte, dass das Finanzhirn der Gruppe im Knast gelandet war, hatte er jetzt auch noch eine hysterische Krise! Dandi setzte sich mit den Logenbrüdern in Kontakt, die in Freiheit waren. Aber die ließen ihm über Miglianico mitteilen, dass ihnen die Hände gebunden waren. Richter Morales ließ nicht mit sich reden. Alle Gesuche wurden abgelehnt. Richter Morales spürte, dass Secco kurz vor dem Zusammenbruch stand, und hatte Einzelhaft über ihn verhängt. Aus seiner Zelle schrieb er Unmengen von Briefen an die alten einflussreichen Freunde. Briefe, die als unzustellbar zurückgeschickt wurden. Richter Morales ahnte, dass aus dem kleinen Grundstücksbetrug eine große Sache werden könnte. Secco beging eine Verzweiflungstat, er versprach dem Häftling vom Putztrupp, der als Einziger die Einzelzelle betreten durfte, zwanzig Millionen, wenn er ihm ein paar Ohrfeigen und Tritte in die Eier versetzte. Der Häftling vom Putztrupp hatte keine Lust, kurz vor der Entlassung eine Haftverlängerung aufgebrummt zu bekommen. Aber das Gerücht verbreitete sich. Bufalo zahlte und schaffte es, in Seccos Zelle zu gelangen.
    – Stimmt es, dass du mich bezahlst, wenn ich dich schlage?
    – Ich muss hier raus! Ich werde verrückt.
    – Willst du im Krankenhaus landen?
    – Auf der Krankenstation. Ich will auf die Krankenstation. Ich will Leute sehen. Nachdenken. Noch eine Woche hier drinnen und ich …
    – Was hast du vor? Willst du singen?
    – Eher bringe ich mich um!
    Bufalo zündete sich einen Joint an. Secco lehnte ab.
    – Ich will mich nicht bekiffen, Bufalo. Ich will raus!
    – Dann soll Dandi dir helfen. Ihr zwei seid ja wie Pech und Schwefel …
    Secco begann auf Dandi zu schimpfen. Ein eitler Tropf. Unfähig. Er hatte sich hopsnehmen lassen, weil er nicht imstande war, sich von seiner Hure fernzuhalten. Ein Diktator. Wenn Bufalo wüsste, wie er über sie, über die anderen Jungs sprach …
    – Wie spricht er denn über uns?, fragte Bufalo mit plötzlichem Interesse.
    Secco konnte seine Gedanken lesen, kapierte, dass vielleicht noch Hoffnung bestand. Er lebte auf.
    – Bufalo, wenn es nicht wegen mir wäre, würde er euch hier drinnen verrotten lassen.
    – Und du, was hast du gemacht?
    – Wer, glaubst du, hat verfügt, dass die Jungs im Knast ihren Gewinnanteil bekommen? Ich! Und wer, glaubst du, kontrolliert bis auf die letzte Lira euer Geld? Ich! Er hat mich sogar verdroschen, der Verräter!
    Bufalo glaubte ihm keine Sekunde lang. Dandi war viel zu gerissen, um sich in einem derart kritischen Moment zu exponieren. Alle wussten, wie die Sache gelaufen war. Wenn es eine Schlange gab, die noch giftiger war als Dandi, dann Secco. Aber man kann jemandem glauben, weil man ein Trottel ist oder weil man jemandem glauben will. Vor allem, wenn die Wunden noch immer bluten. Vor allem, wenn sich mithilfe einer Schlange plötzlich eine außergewöhnliche Chance bietet.
    – Erklär mir noch mal: Du möchtest verprügelt werden …
    – Ja, Bufalo, ja. Aber vorsichtig, ja?
    – Im Rahmen des Möglichen, Freundchen!, lachte Bufalo und krempelte sich die Ärmel hoch. Secco schloss die Augen und wartete auf den ersten Schlag.
IV.
    Im Fall der Bombe, die zu Weihnachten explodiert war, war aufgrund weniger hundert Meter die Staatsanwaltschaft von Florenz zuständig. Ein paar hundert Meter, die sich jedoch für Vecchio und seine Seilschaft als verhängnisvoll erweisen konnten, da sie seit einiger Zeit keinen Einfluss mehr in der Zone hatten. Zwei oberschlaue Typen von der Antiterroreinheit hatten Olandese gefasst, noch bevor ihn Zeta ausfindig machen konnte. Olandese hatte sie einen Blick in sein Köfferchen voller kompromittierender

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