Romanzo criminale
dass sie Freunde blieben und dass sie ihm bei Gelegenheit helfen konnten. Aber keine Gemeinschaftskasse. Keine gemeinsamen Geschäfte. Keine gegenseitigen Verpflichtungen. Sie umarmten sich. Dandi küsste Vanessa auf die Wangen.
Nero erkundigte sich nach dem Videopoker-Geschäft.
– Alles wie bisher, beruhigte ihn Dandi.
Nero nickte. Dandi blieb allein mit Secco. Dandi zündete sich eine Zigarette an und blies ihm den Rauch ins Gesicht. Er wusste, wie sehr Secco Zigarettenrauch verabscheute. Secco hustete.
– Wir lassen uns einen Haufen Geld entgehen, Dandi.
– Die Sache mit dem Rauschgift, meinst du? Wir brauchen es nicht mehr. Das Glücksspiel wirft mehr ab und wir riskieren damit nicht zwanzig Jahre Knast ... lass mich einen Blick auf die Konten werfen ...
Der Fettwanst holte ein dickes Hauptbuch heraus und begann von Investitionen, Darlehen, Garantien, Bürgschaften, einzutreibenden Krediten, zu lukrierenden Aktien zu faseln. Dandi fragte ihn, wie hoch das Kapital war.
– Die Frage verstehe ich nicht ...
– Wie viel würden wir besitzen, wenn du heute beschließen würdest, alles zu verkaufen?
Wie aus der Pistole geschossen gab Secco eine Zahl von sich. Dandi runzelte die Stirn.
– So wenig?
– Auf einer Rangliste der reichsten Italiener wären wir immerhin ganz oben.
– Wir?
Secco wischte sich einen Schweißtropfen weg.
– Ich habe natürlich von unserem Geld gesprochen ...
– Und ich natürlich nur von meinem ... wie viel gehört mir, wie viel dir?
– Das kann ich nicht so einfach sagen ...
– Jetzt hör mir mal gut zu: genau die Hälfte von allem ... und ich meine von allem ... überweist du auf ein Konto im Ausland, das auf Gina lautet. Sobald das erledigt ist, komme ich mit ihr her und sie unterschreibt. Den Rest investierst du wie gewöhnlich. Aber die Hälfte jeder einzelnen Lira, die wir mit den alten oder neuen Geschäften einnehmen, landet auf besagtem Konto ... ist das klar?
– Das ist ja ein Raubüberfall, stieß Secco hervor.
– Ach, sieh mal einer an. Wenn man dir die Geldbörse wegnimmt, Secco, wirst du mutig. Für Geld würdest du alles tun, was? Verräter!
Secco schloss die Augen und hielt sich an den Armlehnen fest. Aber Dandi hatte überhaupt keine Lust, dem schmierigen Fettwanst an die Gurgel zu gehen. Dandi lachte und zündete sich noch eine Zigarette an. Secco versuchte, die richtigen Worte zu finden. Sein Ton wurde freundlich, devot.
– Bist du noch immer sauer wegen dieser Geschichte im Knast ...
– Ich?
– Ich hatte doch keine andere Wahl! Du weißt doch, wie Bufalo gestrickt ist. Ich habe mich auf die andere Seite geschlagen, um Schlimmeres zu verhindern ... Dandi, im Knast halte ich es wirklich nicht aus.
– Armes Schwein!
– Nun, aber jetzt, wo du hier bist ... ist alles in Ordnung, nicht wahr? Wir machen, was du sagst und du ...
Dandi lächelte nicht mehr. Seine Augen waren eiskalt.
– Denk daran, du bist nur am Leben, weil ich dich brauche, du Scheißhaufen. Und nur, solange ich dich brauche!
Mit Maestro hingegen biss er sich die Zähne aus. Sie saßen in einem Programmkino, die Einzigen, die sich
Es war einmal in Amerika
ansahen. Der Anwalt hatte ihm geraten, sich den Film anzusehen. Miglianico hatte recht: Der Film war zwar nicht ganz aktuell und voller Längen. Aber es ging um sie. Nach einer knappen Stunde wusste er, wie er ausgehen würde. James Woods würde Robert De Niro aufs Kreuz legen. Die bittere Loyalität von De Niro hatte ihm das Blut in den Kopf steigen lassen. Er stank nach Niederlage. Fast als ob der Regisseur sich ein Beispiel an Freddo genommen hätte. Dandi identifizierte sich mit dem Sieger. Das Finale war jedoch falsch. Alle waren stolz auf ihre Gewissensbisse! Wenn es ihm gelänge, sich abzuputzen wie James Woods, würde er nie und nimmer Gewissensbisse haben! Patrizia hatte eine Freundin mitgebracht. Maestro würdigte sie keines Blickes. Merkwürdiger Mensch. Hundertprozentig seiner Frau treu, einer grauen Maus, die sich kaum in der Öffentlichkeit sehen ließ. Die Rechnung, ihn mit Sex zu ködern, ging jedenfalls nicht auf.
Am Ausgang setzten sie die Mädchen in ein Taxi. Dandi und Maestro gingen auf einen Whisky zur Piazza Navona. Dandi sagte, er denke oft ans Kino. Vor Jahren, als er den berühmten Regisseur angesprochen hatte, hatte er es ernst gemeint.
– Möchtest du Produzent werden?
– Warum nicht? Das käme auch euch zupass. Eine saubere und elegante Weise, Geld in Umlauf zu bringen.
– Das Kino
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