Romanzo criminale
ist in der Krise. Ein Verlustgeschäft.
Dandi holte ein Projekt nach dem anderen aus der Tasche und Maestro machte sie alle der Reihe nach zunichte. Schön langsam dachte Dandi, dass es gar nicht so leicht werden würde. Maestro sah ihn perplex an.
– Mit anderen Worten, du möchtest aussteigen!
– Aber was redest du. Ich ...
Maestro zündete seufzend eine Zigarette an.
– Ich verstehe dich. Wirklich. Auch ich habe schon daran gedacht. Oft. Warum, glaubst du, himmle ich meinen Sohn so an? Aussteigen ... aber es ist unmöglich. Es geht nicht.
Maestro erklärte ihm, dass ihm die Beziehung zu seinen alten Freunden völlig egal war.
– Aber bei uns ist es anders. Die Sache betrifft mich direkt. Ich habe für dich gebürgt.
– Das Grundstücksgeschäft bleibt ohnehin aufrecht. Das Geld steht nicht zur Debatte. Alles geht weiter wie zuvor. Aber ...
– Aber, unterbrach ihn der andere entschieden, du willst dir die Hände nicht mehr schmutzig machen ...
Dandi nickte. Maestro legte die Kippe auf den Aschenbecher und nippte an seinem Whisky.
– Wenn man dir morgen den Befehl gibt, ein Kilo Stoff abzusetzen, musst du gehorchen. Und wenn es notwendig ist, jemandem einen Gefallen zu erweisen ... irgendeinen Gefallen ... irgendwem ... musst du es tun ...
– Ich kenne die Regeln, Maestro, aber ...
– Und wenn du es nicht tust, wenn du nicht gehorchst, muss es jemand anderer an deiner Stelle tun. Für gewöhnlich der, der für dich gebürgt hat. Und selbst in diesem Fall ist es nicht gesagt, dass es danach ... für beide ... für den Bürgen und den, für den er gebürgt hat ... gut ausgeht!
– Vergiss nicht, ich bin kein Mitglied!
– Und genau deshalb kannst du nicht ablehnen ...
– Und wenn jemand an meine Stelle träte?
– Wer?
– Nercio ... ich habe ihm den Drogenhandel anvertraut ...
– Nercio ist nicht in Ordnung. Zu impulsiv. Und den Bossen gefällt er nicht. Unten hat es ein paar Geschichten gegeben ... es geht nicht. Tut mir leid, Dandi ...
Dandi begriff, dass er die Maschen dieses Netzes niemals zerreißen würde, auch wenn er es noch so weit dehnte. Er verspürte ohnmächtige Wut. Maestro warf ihm einen Rettungsanker zu.
– Ich werde deinen Fall vortragen. Vielleicht lassen sie dich gehen. So was hat es schon gegeben. Aber mach keine Dummheiten!
– Ich denke gar nicht daran!
– Noch etwas.
– Ja?
– Du hast großes Glück, Bruder. Wenn Carlo noch unter uns weilte, würdest du morgen auf dem Friedhof aufwachen!
IV.
CORRIERE ROMANO
Die Mafia arbeitet dem Staat in die Hände!
Kommissar Nicola Scialoja von der Gerichtspolizei im Gespräch
mit Sandra Reynal
Rom, 27. Dezember 1987
Kommissar Nicola Scialoja, Leiter der Gerichtspolizei, ruft den Kellner und bestellt den dritten Martini an diesem Abend. Ein Schwarm aufstrebender Filmsternchen fällt in das
Hemingway
ein, ein Lokal auf der Via delle Coppelle, das seit einiger Zeit der Lieblingstreffpunkt der römischen Filmwelt ist. Der Geräuschpegel ist hoch. Scialoja wirft einem blonden Model in Begleitung eines berühmten Produzenten einen interessierten Blick zu. Der Kellner bringt den Martini. Scialoja leert seinen Cocktail in einem Zug und bestellt sofort den nächsten. Ich beglückwünsche Sie zu Ihrer Trinkfestigkeit, Herr Kommissar! Ich mache das Aufnahmegerät an.
CORRIERE ROMANO
: Kommissar Scialoja, seit Jahren strengen Sie Prozesse gegen die sogenannte „römische Mafia“ an. Vor ein paar Monaten hat die Justiz auf einen Schlag vierzig Personen, die Sie verhaften haben lassen, wieder entlassen, und zwar deshalb, weil die Anklage angeblich nicht aufrechtzuerhalten war. Wer hat Recht? Sie oder die Richter?
NICOLA SCIALOJA
: Wenn das Haftprüfungsgericht die Terroristen genauso behandelt hätte, wäre Moretti heute auf freiem Fuß. Die Richter waren nicht imstande, die Akten zu lesen. Oder, noch schlimmer, sie haben sie gelesen und beschlossen, wegzuschauen.
CR
: Das sind schwerwiegende Anschuldigungen.
NS
: Die Vorfälle sind schwerwiegend. Übrigens verstehe ich Ihre Frage. Sie glauben für gewöhnlich, ein Justizirrtum bestünde darin, einen Unschuldigen zu verhaften oder schlimmer noch zu verurteilen. Dabei passiert Tag für Tag das Gegenteil. Echte Verbrecher werden freigelassen.
CR
: Ich verstehe Ihren Gesichtspunkt. Immerhin sind Sie Polizist. Aber ich vertrete noch immer den Standpunkt, dass es besser ist, wenn hundert Schuldige in Freiheit sind als ein Unschuldiger im Gefängnis!
NS
: Ich respektiere alle
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