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Romanzo criminale

Romanzo criminale

Titel: Romanzo criminale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giancarlo de Cataldo
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denselben Satz von sich gegeben hatte, brach sie auf dem Teppichboden zusammen. Dandi zog sie aus und legte sie aufs Bett. Als er sie so sah, nackt und dreckig, mit aufgesprungen Lippen, trockenen Haaren und heftig atmend … sie, die so großen Wert auf Äußeres legte, die ihn noch immer jedes Mal in die Dusche schickte … überkam ihn eine unheimliche Lust. Er zog sich aus. Sie gehörte ihm, oder nicht? Dann begann Patrizia leise zu stöhnen, fast wie ein Kind, und seine Geilheit ging in eine Art zärtliches Bedauern über. Er verzog sich auf den zwei Meter langen Diwan, den er eben von dem Möbelhändler in der Via Pellegrino gekauft hatte. Aber die Sitze des Jaguars würde sie neu beziehen lassen müssen. Mit ihrem eigenen Geld.

1988
Die Gewissheit des Rechts
I.
    Nercio ließ die Jungs im Knast wissen, dass das Abkommen noch immer Gültigkeit hatte – zumindest, was ihn anbelangte. Allerdings sollten sie sich langsam an die Vorstellung gewöhnen, dass es mit dem Luxusleben vorbei war. Trentadenaris Verrat war nicht ohne Konsequenzen geblieben. Die Fixer waren bekannterweise Angsthasen. Ein paar waren unterwegs verlorengegangen. Andere hatten die Reise ohne Rückkehr in Richtung goldenen Schuss angetreten. Das Verkaufsnetz musste mithilfe der Jungs von Primavalle neu organisiert und geflickt werden. Die Gewinne waren jäh eingebrochen. Scrocchiazeppi lehnte das Almosen gekränkt ab und begann Leute zu suchen, die bereit waren, die Drecksarbeit zu tun. Scrocchia genoss noch immer ein gewisses Prestige, aber niemand ging auf seine Vorschläge ein. Dandi war unberührbar. Sogar die Marokkaner, die nichts zu verlieren hatten, sagten ihm ab, und auch die Zigeuner, die vor gar nichts Schiss hatten. Sogar die völlig zugedröhnten Fixer und die, die offiziell als Psychopathen galten. Der Schmarotzer hatte sie alle auf seine Seite gezogen. Er war die Nummer eins. Der Einzige. Als Scrocchia zu einem Prozess gefahren wurde, saß er im selben Fahrzeug wie Bufalo.
    – Wenn ich rauskomme, bringe ich ihn um.
    – Wenn du rauskommst … wie viel haben sie dir gegeben?
    – Ist doch egal. Wir warten auf das Urteil des Kassationsgerichts.
    – Verdammt, Scrocchiazeppi, du hast aber plötzlich Biss! Schade, dass du früher, als es etwas zu beißen gegeben hätte, nur gebellt hast!
    – Du redest zwar eine Menge, aber was machst du? Verzichtest du auf die Berufung?
    – Glaubst du vielleicht, ich bin Pazifist geworden?
    Scrocchiazeppi war immer ein Großmaul gewesen. Aber Drohungen haben keinen Sinn, wenn man nicht weiß, wie man sie verwirklichen soll. Drohungen haben nur einen Sinn, wenn man den Feind einschüchtern will. Bufalo hatte Pläne. Secco hielt ihn auf dem Laufenden. Dandi wurde immer eingebildeter. Gut, gut. Secco zahlte. Großzügig und ohne Fragen zu stellen. Im Übrigen war es ja sein eigenes Geld. Sollte er doch versuchen, sein eigenes Süppchen zu kochen! Nein, mit der Zeit würde sich alles lösen. Inzwischen verstrich die Berufungsfrist. Das Kassationsgericht machte ihm keine große Angst: Im schlimmsten Fall würden sie seine zehn Jahre bestätigen. Fünf waren schon fast vorbei. Im Irrenhaus war er der Chef. Ihm ebenbürtig waren nur Conte Ugolino, der kam und ging, und Turi Funciazza, der auf eine Finte seines Anwalts hoffte, um dem unausweichlichen „lebenslänglich“ zu entgehen. Die drei Musketiere. Champagner, Telefonate und ein paar Mal im Monat Huren, die der Toskaner besorgte. Um in Übung zu bleiben. Ansonsten befolgte er peinlich genau die Anweisungen der ärztlichen Kommission. Er hatte seit 1986 keine Strafe mehr ausgefasst und am Ende jeder Sitzung beglückwünschten ihn die Ärzte zu den Fortschritten. Er spürte bereits den Wind der Freiheit. Und der hässliche Dorn im Rücken, der ihn quälte, seit er ein kleiner Junge gewesen war, schmerzte ihn von Tag zu Tag weniger.
    Fierolocchio ließ sich in der Wohnung der Witwe schnappen. Es war wirklich Schicksal, dass ihm ein Paar schöner Titten zum Verhängnis wurde. Dagegen war die Côte d’Azur gar nichts. Er bat, ins Bad gehen zu dürfen, sniefte die letzte Prise Koks, die vom Vortag übrig war, und folgte der bis an die Zähne bewaffneten Streife mit einem spöttischen Grinsen.
    – Kommissar, ihr habt die Replay-Taste gedrückt, aber diesmal komme ich bald wieder raus.
    – Aller guten Dinge sind drei.
    Er hatte den einzigen witzigen Polizisten von ganz Rom erwischt!
    Sie steckten ihn gemeinsam mit Ricotta in eine Zelle. Der Arme wollte

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